Kühe geben nur dann Milch, wenn sie Kälber bekommen. Nach einigen Monaten geht die täglich gebildete Milchmenge zurück und es ist wichtig, dass die Kühe in regelmäßigen Abständen wieder ein Kalb zur Welt bringen, um die Milchbildung aufrecht zu erhalten.
Im Zeitraum von sechs bis acht Wochen vor der Geburt ihres Kalbes ist die Kuh trockengestellt – sie wird dann nicht mehr gemolken. So kann sie die Nährstoffe und Energie, die sie aufnimmt, ausschließlich für sich und die Entwicklung ihres Kalbes verwenden. Zudem dient die Pause der Erholung des Euters, wie Milchbauer Sven aus der Region Hannover erklärt:
Vor der Geburt kommen die tragenden Kühe in große Abkalbeboxen. Hier können sie sich frei bewegen und hinlegen und in Ruhe ihr Kalb zur Welt bringen.
In den meisten Betrieben wird das Kalb innerhalb von 24 Stunden nach der Geburt von der Mutterkuh getrennt. Ein Grund ist, dass die Trennung für Kuh und Kalb umso schwerer wird, je später sie erfolgt. Denn je länger beide zusammenbleiben, desto stärker wird die Bindung. Ein weiterer wichtiger Grund für die frühzeitige Trennung ist die Gesundheitsvorsorge für das Kalb: Denn Kälber kommen ohne funktionierendes Immunsystem auf die Welt. Die überlebenswichtigen Immunglobuline erhalten sie mit dem Kolostrum – der Milch, die von der Kuh direkt nach der Geburt produziert wird. Diese Milch wird gemolken und den Kälbern aus der Nuckelflasche oder dem Nuckeleimer gegeben. So wird sichergestellt, dass die Kälber möglichst schnell nach der Geburt ausreichende Mengen an Kolostrum aufnehmen – wie hier bei Milchbäuerin Ina aus dem Landkreis Cuxhaven:
Es werden immer wieder Verfahren getestet, die Kälber stattdessen ganz, stundenweise oder zumindest zum Trinken bei der Mutterkuh zu lassen. Eine weitere Alternative ist die Ammenkuhhaltung: Bis zu vier Kälber werden von einer Kuh gesäugt, die nicht mehr gemolken wird. Eine Diskussion der Vor- und Nachteile dieser Wege hat Dialog Milch zusammengestellt.
Nach einer Woche in Einzelhaltung beginnt für die kleinen Kälber auf manchen Höfen zunächst die Pärchenhaltung – sie teilen sich dann zu zweit eine Bucht. In anderen Betrieben geht es ab der zweiten Woche direkt von der Einzel- in die Gruppenhaltung. Die Ernährung wird langsam innerhalb mehrerer Monate von Milch und Kälbermüsli auf Grundfutter wie Gras-, Maissilage und Heu umgestellt. So entwickelt das Kalb ein funktionstüchtiges Verdauungssystem.
Im Alter von wenigen Wochen werden die Kälber in nahezu allen niedersächsischen Betrieben enthornt. Das Tierschutzgesetz erlaubt es, diesen Eingriff bis zu einem Alter von sechs Wochen ohne Betäubung vorzunehmen, wenn Schmerz- und Beruhigungsmittel eingesetzt werden. Landwirtin Anita aus dem Oldenburger Münsterland zeigt, wie genau das Enthornen erfolgt:
Enthornt wird zur Sicherheit, denn die Verletzungsgefahr sowohl für die Tiere als auch für deren Betreuer ist hoch. Beispielsweise schreibt die „Unfallverhütungsvorschrift Tierhaltung“ der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau – der Berufsgenossenschaft für Landwirte – vor, dass „Kälber von Rinderrassen, von denen aufgrund ihrer Hörnerbildung und der Art der Tierhaltung eine zusätzliche Gefahr ausgeht, … gegen Hörnerbildung zu behandeln“ sind. Das betrifft zum Beispiel Rinder in Laufställen. Wie viel Wucht Kühe entwickeln, wenn sie miteinander kämpfen, hat Landwirt Amos aus Ostfriesland gefilmt:
Die Kühe auf seinem Hof werden inzwischen nur noch mit hornlos vererbenden Bullen besamt. 40 Prozent der Tiere in seiner Herde sind schon jetzt genetisch hornlos. Auch viele andere niedersächsische Milcherzeuger züchten vermehrt auf Hornlosigkeit. Bis sich diese Eigenschaft bei Rindern aber verbreitet durchsetzt, werden noch Jahre vergehen.
Weibliche Kälber, die sich nicht zur Milchkuh eignen, und männliche Kälber gehen im Alter von ungefähr drei Wochen in die Mast. Einen Einblick in die Kälbermast bietet My KuhTube Film 611. Zukünftige Milchkühe werden mit rund 15 bis 18 Monaten erstmals besamt.
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Weitere Infos zur Aufzucht geben unter anderem die My KuhTube-Filme der YouTube-Playlists „Kälberstall“ der „Kälber“
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