Trockenheit hat ihren Preis: Heu und Stroh werden teurer

Im Mai klettern die Heupreise im Schnitt um rund 4,50 Euro auf knapp 137 Euro je Tonne

22. Mai 2020

In vielen Regionen Deutschlands ist auch in der ersten Maihälfte zu wenig Regen gefallen. Die Folge: Der Aufwuchs auf den Wiesen und Weiden ist mickrig und – die Heu- und Strohpreise steigen auf den höchsten Stand seit knapp einem Jahr.

Foto: AdobeStock/Bernd_Lang

Nach zwei Jahren mit erheblichem Futtermangel, wird die Gefahr einer weiteren schlechten Futterernte immer größer. In vielen Regionen rechnen die Landwirte bereits mit erheblichen Einbußen.

Dabei ist es nicht allein die mangelnde Feuchtigkeit, die schlechte Erträge zur Folge hat. Auch die sehr kalten Nächte im April und im Mai haben dem jungen Gras erheblich zugesetzt. Der Landwirt Markus Bauer aus Sielmingen in Baden-Württemberg hatte Ende April für den ersten Schnitt mit Einbußen zwischen 10 bis 15 Prozent gerechnet – allerdings auf guten Böden. Auf den leichten Böden im Osten und im Nordwesten dürften die Verluste beim Gras – und damit auch beim Heu – noch weitaus höher liegen. Die Hoffnung, dass der Ertrag beim zweiten Schnitt höher ausfallen wird, wird jedoch mit jedem trockenen Tag immer kleiner. Der für die Wiesen, Weiden und Ackerkulturen enorm wichtige Mai-Regen, blieb bis auf wenige Ausnahmen aus.

Heupreise und Stroh fast auf Jahreshoch

Ein erstes deutliches Anzeichen für eine weitere Verknappung des Futtermittelangebotes sind die steigenden Preise für Heu und Stroh. Im Mai klettern die von den Landwirtschaftskammern erfassten und gemeldeten Heupreise im Schnitt um rund 4,50 Euro auf knapp 137 Euro je Tonne  nach oben – für den Großballen. Das sind die höchsten Heupreise seit Juni vorigen Jahres. Und auch die Strohpreise ziehen wenige Wochen vor der Getreideernte deutlich an. Hier müssen die Abnehmer im Bundesmittel 88 Euro je Tonne und Großballen zahlen. Das sind ebenfalls 3 Euro mehr als im Vormonat und gleichzeitig die höchsten Strohpreise seit Juli 2019.

Am stärksten gestiegen sind die Heupreise im Mai in Schleswig-Holstein, in Westfalen und in den beiden niedersächsischen Kammergebieten. Mehr Geld mussten Heueinkäufer außerdem auch in Bayern auf den Tisch legen. Überraschenderweise hat sich Heu – trotz des anhaltenden Futtermangels – in fast allen ostdeutschen Ländern verbillgt. Zumindest wurde es so gemeldet. Zum Teil gingen die Preise sogar ungewöhnlich kräftig zurück, wie etwa in Brandenburg – dem Land mit den bislang höchsten Heupreisen im Osten.

Die mit Abstand höchsten Heupreise meldete man im Mai aus Niedersachsen mit 168 Euro Tonne – mit einigem Abstand folgen dann Hessen und Westfalen mit etwa 140 Euro je Tonne. Im Osten ist die Spannweite der Preise relativ groß und liegt zwischen 117 Euro je Tonne in Sachsen und 80 Euro je Tonne in Thüringen und Sachsen-Anhalt.

Schon jetzt irreversible Schäden durch die Trockenheit

 Ohne schnellen und reichlichen Regen, werden die Aussichten für den Futteraufwuchs und die ausreichende Versorgung der Tiere immer schlechter. Und die Preise für Heu, Stroh, Grassilage und Maissiage dürften rasch und kräftig weitersteigen. Wegen der beiden vergangenen Dürrejahre sind auf vielen Betrieben nämlich kaum noch Futtervorräte vorhanden.

Große Teile des ersten Schnitts wurden wegen des Futtermangels direkt verfüttert, anstelle Heu oder Grassilage daraus zu machen. Und der weitere Aufwuchs findet ohne ausreichend Regen kaum statt. Der Wetterdienst Wetter Online berichtet: Aus den unteren Bodenschichten können die Pflanzen nur sehr begrenzt Wasser aufnehmen. Besonders in den Gebieten, wo der Boden sandig ist, sieht es schlimm aus. Nur ein feuchter Mai könnte die Situation lindern. Doch danach sieht es auch in der nächsten Woche nicht aus.

Mindestens 20 bis 40 Millimeter Niederschlag, also zwei bis vier handelsübliche Gießkannen pro Quadratmeter, wären für einen spürbaren Effekt nötig, sagt Ann-Kathrin Rauscher vom Bayerischen Bauernverband in Unterfranken. „Alle landwirtschaftlichen Kulturen brauchen dringend Wasser“. Die Grünlandbestände etwa seien in der ganzen Region kaum gewachsen, sagt Rauscher: „Steht das Gras sonst 30 Zentimeter und höher, so reicht es derzeit oft nur bis zum Knöchel.“

Besonders dramatisch sei die Trockenheit auch hier für Regionen mit schlechteren Böden. Aber auch wenn es regnet, können die Pflanzen die Einbußen nicht mehr aufholen: „Es kann schon jetzt von einer deutlich schlechteren Ernte als im langjährigen Mittel ausgegangen werden“, sagte Ann-Kathrin Rauscher.

Agrarheute

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