Aussicht auf weiter steigende Milcherzeugerpreise

08. September 2007

Aussicht auf weiter steigende Milcherzeugerpreise

>Milchindustrie schätzt Lage auf Milchmarkt als stabil ein – Weltmarktpreise
bleiben auf hohem Niveau – DBV: Höhere Erzeugerpreise dringend notwendig –
Bundeskartellamt geht nicht gegen Milchpreiserhöhungen vor

Die deutschen Milchproduzenten können nach Einschätzung des
Milchindustrieverbandes (MIV) für den Herbst dieses Jahres mit weiter
steigenden Erzeugerpreisen rechnen. Der Verband begründete seine Prognose mit
einem weltweit sehr stabilen Preisniveau auf dem Milchmarkt, von dem auch die
deutschen Milcherzeuger profitierten. Gestiegene Inlandsnachfrage, begrenztes
EU-Rohmilchaufkommen und verbesserte Ausfuhrzahlen seien unter anderem Ursachen
für diese Entwicklung, so der MIV. Seinen Angaben zufolge haben sich die
Weltmarktpreise für Milchprodukte seit Jahresbeginn verdoppelt und verharren
jetzt auf hohem Niveau. Einige Lieferländer hätten witterungsbedingt weniger
exportiert; dadurch sei die Lage noch verschärft worden. Der Handel werde die
neuen Preise sukzessive an den Verbraucher weitergeben müssen. Für die
Konsumenten bedeute dies weiter steigende Preise für Milchprodukte, etwa für
Quark und Käse. Aktuelle Meldungen über steigende Milchpreise im Kühlregal
stellten allerdings keine neue Preiswelle dar, sondern seien die Umsetzung der
bereits vor Wochen aufgezeigten Marktsituation, erläuterte der MIV.

Der Deutsche Bauernverband (DBV) begrüßte die Entwicklung
als notwendige Anpassung an die internationale Markt- und Preissituation bei
Molkereiprodukten. Trotz der Preissteigerungen seien Milchprodukte aber in ihrer
ganzen Vielfalt“ihren Preis wert“, betonte der DBV in einer
Presseverlautbarung. Für die Milcherzeuger sei der anstieg der
Auszahlungspreise dringend notwendig. Nach Angaben des DBV ist das Milchgeld
bislang im Bundesgebiet um durchschnittlich 6 Cent/kg bis 8 Cent/kg erhöht
worden. In der Spitze würden in Schleswig-Holstein gegenwärtig 43 Cent/kg
ausgezahlt. Unterdessen hat das Bundeskartellamt verlauten lassen, dass es gegen
die Preiserhöhungen bei Milchprodukten nichts unternehmen werde. Man habe bei
Nachprüfungen keine Hinweis auf Preisabsprachen gefunden, wolle aber den Markt
weiter beobachten, hieß es vergangene Woche in der Bonner Behörde.

Milchgeld deutlich höher als vor zwölf Monaten
Laut Darstellung der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) lag der
Milcherzeugerpreis für eine standardisierte Milch mit 3,7 % Fett und 3,4 %
Eiweiß im Juli 2007 im Bundesdurchschnitt bei gut 32, 6 Cent/kg. Damit sei der
Vormonatswert um 2,6 Cent/kg oder 8 % überschritten worden. Gegenüber dem
gleichen Vorjahresmonat sei der Auszahlungspreis um 23 % gestiegen. Die ZMP wies
darauf hin, dass die Milcherzeugerpreise nach Regionen und Molkereien stark
differierten. Auch die Bonner Marktbeobachter gehen davon aus, dass aufgrund der
national und internationalsehr lebhaften Nachfrage nach Milch und
Milchprodukten die Auszahlungspreise in den kommenden Monaten weiter anziehen
werden. Zum festen Preistrend trage auch bei, dass auf der Seite der Erzeugung
kurzfristig kein Anstieg der Milchmengen zu erwarten sei.

Erzeugerpreise niedriger als 1980
Unterdessen stellte das Bundeslandwirtschaftsministerium fest, dass die
Erzeugerpreise für die wichtigsten Agrarerzeugnisse im Jahr 2006 selbst nominal
niedriger lagen als 1980. Auch ein Teil der Verbraucherpreise seien in diesem
Zeitraum gesunken, beispielsweise für Butter um 36 %. Demgegenüber seien Brot
und Backwaren an der Ladentheke teurer geworden. Langfristig zurückgegangenist
nach Darstellung des Agrarressorts der Anteil der Verkaufserlöse der
Landwirtschaft an den Verbraucherausgaben für Lebensmittel. Im Schnitt lg
dieser für die wichtigsten Nahrungsmittel zuletzt bei rund 25 %. Dabei reichte
die Spanne von knapp 4 % bei Brot und Backwaren über rund 26 % bei Fleisch und
Fleischwaren sowie 37 % bei Milcherzeugnissen bis 67 % bei Eiern. Gesunken ist
zudem der Anteil der Verbraucherausgaben für Nahrungsmittel an den
Konsumausgaben der privaten Haushalte. Im vergangenen Jahr gaben die Haushalte
gerade einmal noch 11,3 % ihrs Budgets für Nahrungsmittel und alkoholfreie
Getränke aus. Dieser Anteil hatte 1991 noch bei 13,5 % gelegen. Das Ministerium
sieht dies als typisch an, wenn sich eine Volkswirtschaft hin zu einer
Dienstleistungsgesellschaft entwickle; allerdings folge dies keinem Naturgesetz.
AgE

Das könnte dich auch interessieren