Die Familien Westrup, Koch, Wilke und Obrock aus Bissendorf im Landkreis Osnabrück haben es geschafft: Sie dürfen sich mit ihrem Milchviehbetrieb Westrup-Koch GbR „Bester Milcherzeuger Niedersachsens 2022“ nennen.
Kerstin und Ulrich Westrup wurden am 9. Dezember gemeinsam mit ihrer Tochter Birte und ihrem Sohn Stephan im Rahmen einer Preisverleihung in Bad Zwischenahn vom Niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil geehrt. Sie erhielten – stellvertretend für alle fünf Gesellschafter der GbR – die „Goldene Olga 2022“ und einen Geldpreis in Höhe von 3.500 Euro. Zudem kommt für ein Jahr die lebensgroße, goldene Kuh-Statue zu Gast auf den Hof.
Die Westrup-Koch Milch GbR konnte sich noch über eine zweite Auszeichnung freuen: Der in diesem Jahr neu ins Leben gerufene Niedersächsische Klima-Sonderpreis ging ebenfalls an den Betrieb in Bissendorf. Dieser Preis honoriert herausragende Aktivitäten niedersächsischer Milchhöfe im Bereich Klimaschutz. Auch hier konnte der Betrieb Westrup-Koch mit einer sehr guten Klimabilanz überzeugen und erhielt im Rahmen der Preisverleihung zusätzlich zur „Goldenen Olga 2022“ die Trophäe des Klima-Sonderpreises 2022.
Die Jury begründete die Auszeichnung damit, dass der Milchviehbetrieb in allen drei für die Klimabilanz entscheidenden Bereichen sehr stark aufgestellt sei: In der gesamten Erzeugungskette der Milch von der Grundfuttergewinnung über die Haltung und Fütterung im Stall bis zur tierwohlgerechten Haltung mit dem Ziel der Langlebigkeit der Kühe sei der Betrieb Westrup-Koch Milch GbR vorbildlich. Das Ergebnis sei ein im Branchenvergleich sehr niedriger CO2-Fußabdruck pro kg erzeugter Milch. Der Betrieb habe klar das Ziel der Ressourceneinsparung im Visier und setze dafür bereits in vielen Bereichen auf energiesparende Techniken, beispielsweise in der Stallbeleuchtung und der Milchkühlung. Er sei zudem Vorreiter bei der Erzeugung und Eigennutzung regenerativer Energien, die auf diesem Betrieb fast ausschließlich aus Gülle, Mist und Futterresten erzeugt würden und so dem Ideal einer Kreislaufwirtschaft sehr nahekämen.
Den zweiten Platz belegte der Milchviehbetrieb von Familie Wielert aus Einbeck im Landkreis Northeim. Elke und Andreas Wielert sowie Sohn Felix Wielert und seine Partnerin Laura Bleibaum wurden mit der „Silbernen Olga 2022“ und 2.000 Euro ausgezeichnet.
Die „Bronzene Olga“ ging in diesem Jahr ins Ammerland: In Nordloh können sich Rita und Oltmann Timmermann sowie Tochter Lena und Lebensgefährte Wilhelm Behn über die hohe Auszeichnung und ein Preisgeld in Höhe von 1.500 Euro freuen.
Der vierte Platz ging an Michaela und Eckhard Thye sowie ihren Sohn Heye Thye aus Westerstede-Linswege im Ammerland. Sie erhielten ein Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro.
Den fünften Platz, und damit verbunden ein Preisgeld in Höhe von 500 Euro, sicherten sich Heike und Jan Dörhage mit ihren drei Töchtern aus Adelebsen im Landkreis Göttingen.
Die niedersächsische Milchwirtschaft hat die besten neun ihrer insgesamt rund 8.100 Milchviehhalter mit dem „Milchlandpreis 2022“ geehrt. Rund 130 Gäste nahmen an der Preisverleihung teil, die in der Wandelhalle in Bad Zwischenahn durchgeführt wurde. Alle neun nominierten Betriebe wurden im Rahmen der Veranstaltung in einem Video-Hofportrait vorgestellt. Viele Interessierte verfolgten die Preisverleihung per Livestream im Internet.
Die Auszeichnung ist nach Angaben der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen e.V. (LVN) als „Unternehmerpreis für nachhaltiges Wirtschaften“ konzipiert. Zur Bewertung der Nachhaltigkeit der Wirtschaftsweise der einzelnen Betriebe prüft ein jeweils aus zwei Fachleuten bestehendes Gutachterteam nicht nur die Höfe sehr intensiv, sondern insbesondere auch deren Aktivitäten in den Bereichen Ökologie, Tierwohl, Soziales und Ökonomie. „Ziel ist es, jedes Jahr einen Milcherzeugerbetrieb als Preisträger der Goldenen Olga zu ermitteln und auszuzeichnen, der eine qualitativ hochwertige Rohmilch erzeugt, zudem hervorragend wirtschaftet und sich durch einen besonders verantwortungsbewussten Umgang mit seinen Tieren, der Umwelt und den auf dem Hof arbeitenden Menschen hervorhebt“, so die Landesvereinigung in der Ausschreibung zum Wettbewerb.
In diesem Jahr wurde der Wettbewerb Milchlandpreis erstmals um einen Niedersächsischen Klima-Sonderpreis für den Betrieb ergänzt, der sich bei der Begutachtung hinsichtlich herausragender Aktivitäten im Bereich Klimaschutz besonders hervorhebt. Zu den Bewertungskriterien gehören der CO2-Fußabdruck, die Nutzung energiesparender Technik sowie die Erzeugung regenerativer Energie.
Hintergrund des Niedersächsischen Klima-Sonderpreises: Die niedersächsische Milchwirtschaft hat in 2022 die Klimaplattform Milch gestartet. Das Besondere daran ist, dass nahezu alle Molkereien dieses Vorhaben gemeinschaftlich antreten und ihren Milcherzeugern ein einheitliches Tool zur Erfassung des CO2-Fußabdrucks pro Kilogramm Milch zur Verfügung stellen. Damit nimmt Niedersachsen bundesweit eine Vorreiterrolle ein.
Im Mittelpunkt der Festansprachen des Ministerpräsidenten Stephan Weil, des Landvolkpräsidenten Dr. Holger Hennies sowie der Vorsitzenden der LVN, Jan Heusmann und Weert Baack, stand das Engagement der Preisträger für Tierwohl, nachhaltige Erzeugung und Klimaschutz.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil verwies in seiner Ansprache auf die besonderen Leistungen der Siegerbetriebe im Bereich Nachhaltigkeit: „Der Milchlandpreis-Wettbewerb um die „Goldene Olga“ ist seit über zwei Jahrzehnten eine feste Größe in der niedersächsischen Milchwirtschaft. Erstmalig wird zudem im Rahmen dieses Wettbewerbs ein Klima-Sonderpreis vergeben. Durch diese Auszeichnungen werden die Leistungen der Milcherzeugungsbetriebe besonders gewürdigt und für die Öffentlichkeit sichtbar. Die Wettbewerbsergebnisse zeigen, dass sich eine moderne Milchwirtschaft, nachhaltiges Wirtschaften und hohe Qualitätsstandards nicht ausschließen.“
Landvolkpräsident Dr. Holger Hennies lobte das große Engagement der prämierten Betriebe: „In den zurückliegenden Jahren konnte manchmal nur die Goldene Olga ein wenig Glanz auf die Höfe bringen – jetzt löst endlich auch der stabile Milchmarkt einige Freude bei den niedersächsischen Erzeugern aus.
Milchauszahlungspreise von mehr als 60 Cent je Liter müssen allerdings mit den deutlich gestiegenen Energie-, Düngemittel- und Futterkosten verrechnet werden. Dennoch steht die Milchbranche momentan gut da – diese erfreulichen Entwicklungen wirken auch motivierend für den Berufsnachwuchs.
Wir erinnern die Politik beinahe täglich daran, verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen, damit geplant und investiert werden kann. Große Sorge bereitet uns, dass die EU zukünftig alle bäuerlichen Familienbetriebe ab 100 Milchkühen zu Industriebetrieben erklären will, mit unübersehbaren Dokumentations- und Nachrüstpflichten.
Imagepflege und Aufklärung für die Landwirtschaft insgesamt und die Milchwirtschaft im Besonderen sind nötiger denn je. Dank des vielen Grünlands und der Effizienz der Milchviehbetriebe produzieren wir, pro Liter gemessen, weltweit mit am klimafreundlichsten Milch. Der Wettbewerb zur Verleihung der Goldenen Olga und erstmalig auch des Klimapreises zeigen, dass niedersächsische Milchviehhalter in Sachen Nachhaltigkeit nicht schlafen.“
Jan Heusmann, Vorsitzender der LVN, stellte die besondere Bedeutung des Milchlandpreises in diesem Jahr heraus: „Der Milchlandpreis 2022 in der neuen Kombination mit dem Klima-Sonderpreis soll aufzeigen, dass die niedersächsische Milchwirtschaft trotz der extremen Herausforderungen dieses Jahres konsequent den Weg in Richtung mehr Tierwohl, mehr Nachhaltigkeit und mehr Klimaschutz als Ganzes vorantreibt. Die jetzt mit dem Milchlandpreis ausgezeichneten Betriebe hat die Jury entsprechend als wirklich vorbildliche Höfe bewertet, die mit großem Engagement, Fachwissen und Erfahrung geführt werden. Generationenübergreifend und gemeinsam mit den Mitarbeitern wird auf diesen Höfen Verantwortung gegenüber den Tieren und der Natur großgeschrieben – der Preis ist ein klares Zeichen: Hier wird Nachhaltigkeit praktisch gelebt.“
In seinem Schlusswort betonte Weert Baack als neuer stellvertretender Vorsitzender der Landesvereinigung die wichtige Rolle des Milchlandpreises für die Kommunikation zwischen Landwirten und Verbrauchern: „Wir brauchen mehr Dialog, dafür müssen wir uns öffnen. Es reicht heute nicht mehr, seine Arbeit als Milchviehhalter gut zu machen und dies nur innerhalb der Branche, der sogenannten „Agrar-Bubble“, zu besprechen. Im Gegenteil: Die Gesellschaft fordert immer mehr, dass wir unsere Arbeit auch öffentlich erklären und zeigen, welche Fortschritte wir in Sachen Tierwohl und Klimaschutz umgesetzt haben und noch umsetzen wollen. Dafür stehen die Milchlandpreis-Gewinner 2022 beispielhaft. Sie sind damit würdige Botschafter für die gesamte niedersächsische Milchwirtschaft.“
Das Besondere am Milchlandpreis-Wettbewerb ist, dass sich die ausgezeichneten Milchviehhalter nach ihrer Bewerbung einem mehrstufigen Beurteilungsverfahren unterzogen haben. Die Beurteilung der Kandidaten durch eine Fachjury richtet sich dabei grundsätzlich nicht nur nach den erreichten Zielen, sondern auch nach der Systematik der Umsetzung von Maßnahmen und der Planung von zukünftigen Schritten.
Basis für die Beurteilung sind die vier Säulen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Ökonomie, Tierwohl und Soziales. Es geht zum Beispiel um den gesamten Bereich des Herdenmanagements mit Fütterung, Tierhaltung und Tiergesundheit. Ebenso wichtig sind beim Milchlandpreis auch die betriebswirtschaftliche Beurteilung des Hofes aufgrund der Betriebsergebnisse sowie die Bereitschaft der Betriebsleiter zur Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung. Damit wählt die LVN einen ganzheitlichen Ansatz in der Beurteilung, der bei der Vergabe derartiger Preise einzigartig ist. Prämiert wurden also die Top-Milcherzeuger Niedersachsens.
Verlässlich und aktiv zeigen sich in diesem Jahr erneut die langjährigen Sponsoren des Milchlandpreises: Die Maschinenfabrik Bernard Krone, das Landmaschinenhandelsunternehmen LVD Bernard Krone, die Firma GEA Farm Technologies GmbH, die Volksbanken und Raiffeisenbanken in Weser-Ems sowie die RWG Raiffeisen-Warengenossenschaft Ammerland-OstFriesland eG. Alle Sponsoren unterstützen den Milchlandpreiswettbewerb insbesondere auch deshalb, weil sie sich eng mit der Milchwirtschaft im norddeutschen Raum verbunden fühlen.
Die gesamte Verleihung ist als Video auf YouTube abrufbar:
Aktuelle Informationen, Pressemitteilungen und Hofportraits der diesjährigen Platzierten erhalten Sie darüber hinaus unter www.milchlandpreis.de.
gmc/LVN
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