Verantwortungsvoll wirtschaften

Was bedeutet Nachhaltigkeit eigentlich?

Der Begriff Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Wichtig ist zu definieren, worum es bei Nachhaltigkeit eigentlich genau geht. Enkeltauglich leben und wirtschaften ist eine der Beschreibungen, die für die Erklärung des Nachhaltigkeitsprinzips angeführt wird. Der Gedanke dahinter ist, nachfolgenden Generationen ein ökologisch, sozial und ökonomisch intaktes Gefüge zu hinterlassen, damit sie gleichwertige Lebensbedingungen wie die heutige Generation haben.

Landwirte kennen diesen Gedanken. Viele Höfe sind seit Generationen in Familienbesitz, mitunter seit mehreren Hundert Jahren. Der Erhalt des Betriebs über diese lange Zeit ist nur möglich, wenn nachhaltig gewirtschaftet wird – sowohl landwirtschaftlich als auch betriebswirtschaftlich.

Neu für Milcherzeuger, die Molkereien und die Branche als Ganzes ist, dass sie Fakten zum nachhaltigen Wirtschaften erbringen sollen. Dafür tut Klärung not: Welche Daten und Fakten sind relevant, was gehört zu einem aussagefähigen Bild dazu?

Was gehört dazu?

Landwirte wirtschaften in und mit der Natur, zusammen mit anderen Menschen und ihren Tieren. Entsprechend vielfältig sind die Aspekte, die für die Beschreibung einer nachhaltigen Wirtschaftsweise von Bedeutung sind: Es geht um Tierwohl, den schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen Boden, Wasser, Luft oder Energieträgern wie Erdgas und Erdöl. Die Schonung der biologischen Vielfalt ist ein weiterer Aspekt. Nicht fehlen dürfen soziale Themen wie der Umgang mit Mitarbeitern im Betrieb und die gesellschaftliche und ökonomische Situation der Landwirtsfamilie.

Bedeutsame Themen für eine nachhaltige Wirtschaftsweise in Milchviehbetrieben. In den am Markt befindlichen Nachhaltigkeitskonzepten werden zum Teil unterschiedliche Themen und Kriterien berücksichtigt und entsprechende Daten im landwirtschaftlichen Betrieb erhoben.

Was läuft in Deutschland?

Die Einbeziehung der landwirtschaftlichen Ebene in Nachhaltigkeitskonzepte der Molkereien steckt noch in den Kinderschuhen: Sie ist jedoch zunehmend ein Thema, um Aussagen zur Situation auf den Betrieben und zur Art und Weise der Milcherzeugung treffen zu können – und damit auskunftsfähig gegenüber den Kunden und der Gesellschaft zu sein.

Die Umsetzung von Nachhaltigkeitskonzepten ist anspruchsvoll und eine wichtige Herausforderung dabei ist, ein hohes Maß an Aussagekraft mit einer guten Machbarkeit für die Praktiker zu verbinden. Mehrere niedersächsische Molkereien nehmen seit einigen Jahren diese Herausforderung an und beteiligen sich am Nachhaltigkeitsmodul Milch, einer Nachhaltigkeitsinitiative der deutschen Milchwirtschaft. Im Ergebnis können die Molkereien zunehmend Kennzahlen zur landwirtschaftlichen Erzeugung ihrer Lieferanten für ihre Kommunikation zur Nachhaltigkeit nutzen.

Im Oktober 2014 stellt die LVN in einer Pressekonferenz auf einem Milchviehbetrieb die Ergebnisse der Untersuchung „Nachhaltige Milcherzeugung in Niedersachsen“ vor. Die Studie war Basis für das Nachhaltigkeitsmodul „Milch“.

Was läuft international?

Viele niedersächsische Molkereien haben international tätige Industriekunden und der weltweite Export ist für sie ein bedeutsames Thema. Nicht zuletzt deshalb ist es wichtig zu schauen, was beim Thema Nachhaltigkeit international läuft und welche Herausforderungen die Milchwirtschaft weltweit bewegen.

Auf internationaler Ebene tut sich etwas: Bereits 2002 wurde die Sustainable Agricultural Initiative (SAI) Platform gegründet, um gemeinsam und international das Thema Nachhaltigkeit anzugehen. In produktbezogenen Arbeitsgruppen werden in der SAI Platform Prinzipien und Praktiken für eine nachhaltige Erzeugung von landwirtschaftlichen Rohstoffen formuliert. Dies ist vor dem Hintergrund sehr unterschiedlicher Produktionsbedingungen eine echte Herausforderung für alle Beteiligten. Eine Arbeitsgruppe ist die Dairy Working Group. Sie arbeitet eng mit dem 2011 entstandenen Dairy Sustainability Framework (DSF) zusammen und ist dabei, ein einheitliches Berichtswesen zur Nachhaltigkeit zu entwickeln: das so genannte Dairy Sustainable Partnership. Das Berichtswesen baut auf elf globalen Kriterien bzw. Themen auf, die als zentral für die weltweite Milcherzeugung formuliert wurden: Ausstoß von Treibhausgasen, Bodennährstoffe, Abfall, Wasser, Boden, Biodiversität, Marktentwicklung, ländliche Ökonomie, Arbeitsbedingungen, Produktsicherheit und Qualität, Tierwohl. Wie diese Kriterien ausgestaltet und umgesetzt werden können, befindet sich zum Teil noch in Bearbeitung.

Von den in Deutschland tätigen Molkereiunternehmen sind beispielsweise Arla, Danone, Emmi, FrieslandCampina, Hochwald und die Molkerei Ammerland in einer oder beiden der genannten Initiativen (SAI Platform, DSF) aktiv.

Der Klimawandel und die damit verbundenen Herausforderungen für die Milcherzeugung beschäftigen viele Akteure weltweit. Zu ihnen gehört auch die Food and Agricultural Organization (FAO) der Vereinten Nationen. Zum Bericht

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Dr. Jan-Hendrik Paduch
Jan-Hendrik Paduch
Dr. agr. Dipl.-Ing. Milchwirtschaftliche Lebensmitteltechnologie  
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Dipl.-Ing. agr. 
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