Klimaplattform Milch

Klimabilanzierung auf Betriebsebene komplettiert CO2-Fußabdruck für Milch

Was ist die Klimaplattform Milch? Eine gemeinsame Datenbank der niedersächsischen Molkereien, in der die Daten des CO2-Bilanzierungstools „Agrar-Klimacheck“ eingespeist werden.

Was ist der Ursprung der Klimaplattform Milch? Der Klimaschutz steht nicht nur ganz oben auf der politischen Agenda, sondern stellt für jede Branche und jedes Unternehmen, auch die Nahrungsmittelindustrie, eine große Herausforderung dar.  Immer mehr Unternehmen verpflichten sich gegenüber dem Pariser Klimaabkommen und lassen deshalb ihre Klimaziele über die Science Based Target Initiative (SBTi) validieren. Viele Molkereien erwarten, dass die Ausweisung des CO2-Fußabdrucks in den kommenden Jahren vom Handel und der Lebensmittelindustrie als Lieferbedingung gefordert wird. Die großen Unternehmen der Lebensmittelindustrie (Industrie, Lebensmitteleinzelhandel etc.) haben bereits Nachhaltigkeitsprogramme und verlangen von den Molkereien Informationen zum CO2-Fußabdruck ihrer Produkte. Die Molkereien haben zum Großteil bereits Kenntnisse über die CO2-Emissionen, die bei der Produktion von Milchprodukten entstehen. Im Rahmen von Pilotprojekten haben sich Molkereien mit dem Thema bereits proaktiv auseinandergesetzt.  Bislang war das Bild allerdings noch nicht komplett: Es fehlte eine flächendeckende und repräsentative Erhebung der Treibhausgasbilanz auf den Milcherzeugerbetrieben, die nach Schätzung des Thünen Instituts für Betriebswirtschaft zwischen 60 und 85 Prozent einen Großteil des Fußabdrucks der Milch ausmacht.  

Aus diesem Grund haben die niedersächsischen Molkereien sich dazu entschieden, ein einheitliches Tool für die Erfassung des CO2-Fußabdrucks auf Milcherzeugerbetrieben zu verwenden.

Was ermöglicht die Klimaplattform? Mithilfe der Klimaplattform können viele Betriebe auf einfachem Wege bilanziert werden. Die Molkereibranche ist mit den Daten der Klimaplattform Milch gegenüber dem Kunden sprechfähig und kann sich untereinander vergleichen. Gleichzeitig werden die Milcherzeuger immer weiter für das Thema Klimaschutz sensibilisiert und es wird die Grundlage dafür geschaffen, die CO2-Bilanz von Milch weiter zu verbessern.

Wie funktioniert die Klimaplattform Milch? Die zuliefernden Milcherzeuger können sich für die Klimaplattform Milch freischalten lassen und das Online-Tool am PC, Tablet oder Handy ausfüllen. Mithilfe von 17 Fragen wird der CO2-Fußabdruck ermittelt und die Milcherzeuger erhalten Kenntnis über Höhe und Zusammensetzung der Emissionen. Außerdem erhalten sie Hinweise, in welchen Betriebsbereichen sie die Treibhausgasemissionen weiter reduzieren können. Die Ergebnisse werden auf Servern der einzelnen Molkereien gespeichert, sodass die Molkerei die Daten auswerten kann. Gleichzeitig werden die Daten anonymisiert an die Klimaplattform Milch weitergeleitet. Dadurch können übergeordneten Auswertung, z.B. auf Niedersachsen-Ebene, vorgenommen werden können.


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Mehr Informationen

Die Klimaplattform Milch entstand aus einer gemeinsamen Initiative des Arbeitskreises Nachhaltigkeit der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen e.V. (LVN) in Gemeinschaft mit den sechs niedersächsischen Molkereien: Molkerei Ammerland eG, DMK Deutsches Milchkontor eG, Elsdorfer Molkerei und Feinkost GmbH, frischli Milchwerke GmbH, Rücker GmbH und Uelzena eG.

Ein Projekt der Fokus Milch GmbH unter Schirmherrschaft der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen e.V.

Agrar-Klimacheck

Der Agrar-Klimacheck ist ein Treibhausgasbilanzierungs-Tool für Milchviehbetriebe. Das Tool basiert auf dem von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen entwickeltem TEKLa-Tool (Treibhausgas-Emissions-Kalkulator-Landwirtschaft) und ermittelt anwenderfreundlich und mit wenig Aufwand die Treibhausgasbilanz pro kg Milch. Anhand von 17 Fragen, welche der Landwirt ohne Berater zuhause vor dem Bildschirm beantworten kann, wird mit einfach zugänglichen Daten (beispielsweise der Milchmenge pro Kuh, dem Stromverbrauch sowie Angaben zur Fütterung) der CO2-Fußabdruck in CO2äq pro Kilogramm Milch errechnet. In dem Tool wird dem Landwirt direkt erklärt, welchen Einfluss die einzelnen Kriterien bzw. Fragen bezüglich des CO2-Fußabdrucks haben und es wird ein Vergleich zu einer Referenzgruppe ausgeworfen.

Anschließend werden die Ergebnisse zusammengefasst und mittels Grafiken, wie beispielsweise der Vergleich zu anderen Landwirten oder die Auswirkungen einzelner Faktoren auf den CO2-Fußabdruck, ausgewertet.

Der Agrar-Klimacheck basiert auf dem wissenschaftsbasierten, bundeseinheitlich abgestimmten Berechnungsstandard für einzelbetriebliche Klimabilanzen (BEK) in der Landwirtschaft.

Referenzwerte

Die Daten für den Referenzbetrieb setzen sich aus erhobenen Mittelwerten aus dem Landesamt für Statistik (Kuhbestand), dem Thünen-Institut (Milchleistung, Lebendgewicht, Grundfuttererträge, Werte Düngebedarfsermittlung, Weidehaltung, Düngelagerung), der Landwirtschaftlichen Untersuchungsanstalt (LUFA; Energiegehalt Grundfutter) und aus bereits durchgeführten Klimabilanzen durch die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (Nottötungen, Kraftfuttereinsatz und -energiegehalt, Sojaeinsatz, Stromverbrauch, Anteil Ökostrom) zusammen. Die Werte des Landesamtes für Statistik und des Thünen Instituts beziehen sich auf niedersächsische Milchviehbetriebe im Zeitraum von 2014 bis 2018.

Die Vergleichszahlen erheben keinen Anspruch repräsentativ für die niedersächsische Milcherzeugung zu sein. Sie dienen lediglich zur Einordnung des CO2-Fußabdrucks der Landwirte.

BEK-Standard

Der Berechnungsstandard für einzelbetriebliche Klimabilanzen wurde durch elf wissenschaftliche und landwirtschaftliche Einrichtungen (u. a. die Landwirtschaftskammern, das Thünen-Institut, das Kuratorium für Technik und Bauen in der Landwirtschaft) erarbeitet, entspricht den Regeln der internationalen Treibhausgasberichterstattung und wird daran angelehnt regelmäßig überarbeitet. Der BEK ist ein deutscher Standard für zu verwendende Emissionsfaktoren, Emissionsquellen sowie Allokationsverfahren für landwirtschaftliche Betriebe.

Die Berechnungsgrundlagen sind beim KTBL veröffentlicht und dadurch für jedermann nachvollziehbar.

Emissionen aus Moorflächen

Im Agrar-Klimacheck werden auch zwei Zusatzfragen zur Bewirtschaftung von Moorflächen gestellt. Bisher gibt es keine ausreichende Datengrundlage, anhand derer die Emissionen aus Moorflächen sicher ableitbar sind. Aus diesem Grund werden diese Angaben noch nicht in die Berechnung des CO2-Fußabdruckes einbezogen.

Den Akteuren ist bewusst, dass die Emissionen einen erheblichen Anteil am Fußabdruck haben werden. Deshalb werden bereits Erhebungen durchgeführt, um erstens nachträgliche Anpassungen des Fußabdrucks machen zu können, sofern belastbare Emissionswerte vorliegen, und zweitens eine grobe Vorstellung davon zu haben, welche Bedeutung die Moorflächen für die Milchproduktion haben.

TEKLa

TEKLa (Treibhausgas-Emissions-Kalkulator-Landwirtschaft) ist ein Excel-Tool, welches von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen entwickelt wurde. Das Tool berechnet die Treibhausgasemissionen aus der gesamten Produktionskette, also inklusive des vorgelagerten Bereichs, sodass Landwirte bzw. Berater die Stellschrauben zur Verbesserung der Treibhausgasbilanz identifizieren und verbessern können. Außerdem wird so ein ganzheitliches Bild des CO2-Fußabdrucks der Milch für die abnehmende Hand deutlich.

TEKLa wurde über Jahre hinweg entwickelt und optimiert und schafft es so, wissenschaftliche Erkenntnisse in die praktische Beratung einzubetten. Es basiert ebenso wie der Agrar-Klimacheck auf dem BEK-Standard.

Ansprechpartner für diesen Bereich

Harry Fritsch
Dipl.-Ing. agr. 
Leitung Qualitäts- & Umweltberatung
0511 / 85653-31
fritsch@milchland.de
Dr. Jan-Hendrik Paduch
Jan-Hendrik Paduch
Dr. agr. Dipl.-Ing. Milchwirtschaftliche Lebensmitteltechnologie  
Geschäftsführung
0511 / 85653-10
paduch@milchland.de