Klimaschutz durch Moorschutz: Die Zukunft der Moorstandorte Niedersachsens

Studie des Grünlandzentrums Niedersachsen/Bremen

02. September 2022

Die Wiedervernässung der Moore gilt weltweit als eine der wichtigsten Maßnahmen zur Erreichung der internationalen und nationalen Klimaschutzziele.

In vielen Regionen ist diese Klimaschutzmaßnahme jedoch mit gravierenden sozioökonomischen Folgewirkungen verbunden, wenn Moore mit hohem volkswirtschaftlichem Aufwand für die trockene landwirtschaftliche Nutzung landeskulturell erschlossen wurden. Vollständig vernässte Moorstandorte sind mit herkömmlichen Verfahren der Landwirtschaft nicht mehr nutzbar. Nassere Bewirtschaftungsformen müssen hinsichtlich der Milchviehhaltung noch überprüft und optimiert werden. Dies gilt insbesondere für die moorreichen Landkreise entlang der Küste Niedersachsens, wo im Rahmen des Emslandplans und des Küstenplans über Jahrzehnte eine prosperierende Milchwirtschaft entwickelt wurde, deren Existenz von der trockenen Nutzung der Moore abhängt. Allen voran ist hier die gesamte Wertschöpfungskette Milch mit den vor- und nachgelagerten Bereichen der Landwirtschaft gefährdet, betroffen sind aber auch die Kommunen und die Wasserverbände sowie viele weitere Wirtschaftsakteure der niedersächsischen Moorlandschaften.

Die Studie „Zukunft der Moorstandorte Niedersachsens“ des Grünlandzentrums Niedersachsen/Bremen e.V. fasst die rechtlichen und wissenschaftlichen Hintergründe des Themas ”Klimaschutz durch Moorschutz” zusammen und erstellt in einer ersten Annäherung eine Betroffenheitsanalyse der Ernährungswirtschaft in den Moorlandschaften. Die sozioökonomische Folgenabschätzung bei einem vollständigen Verzicht auf die Milchviehhaltung ergibt in allen untersuchten Szenarien schon nach kurzer Zeit jährliche Wertschöpfungsverluste von ca. 585 Millionen Euro und einen einmaligen Vermögensschwund in Höhe von ca. 3 Milliarden Euro durch Abschreibungsverluste für Grund- und Gebäudeeigentum. Ebenfalls ergeben sich Investitionskosten für die erforderliche Umstrukturierung der Land- und Wasserwirtschaft in Milliardenhöhe. Zusätzlich wären zehntausende Arbeitsplätze und die Alterssicherung vieler Verpächter gefährdet.

Neben einer ersten Abschätzung möglicher sozioökonomischen Folgen werden in der Studie auch Handlungsoptionen für die administrative und finanzielle Umsetzung des zu erwartenden Transformationsprozesses von der trockenen zur nassen bzw. nasseren Moornutzung aufgezeigt, mit denen am Ende sowohl den Anforderungen des Klimaschutzes als auch den berechtigten Ansprüchen der Landeigentümer, Pächter und Kommunen Rechnung getragen wird. Alle relevanten Akteure in den Moorlandschaften sind zur aktiven Mitwirkung in der anstehenden Transformation der Moorlandschaften von der trockenen zur nasseren Nutzung bereit. Sie erwarten zunächst eine schnelle Klärung der betroffenen Gebietskulissen sowie eine ehrliche und offene Diskussion, die nicht auf Wunschdenken aufbaut, sondern auf einer realistischen Einschätzung des Machbaren.

Grünlandzentrum

Landschaft im Frühling im Pietz Moor
Foto: AdobeStock©Ulf

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