Zwei Journalisten, ein improvisierter Boxring, ein Moderator als Ringrichter und ein Thema mit Sprengstoff: Der Nordwestdeutsche Milchtreff 2020 lieferte jede Menge Anregung zu den Themen Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation von Milchbauern.
Der Branchentreff der Milchwirtschaft, der dieses Mal in der Landesvertretung Nordrhein-Westfalen beim Bund in Berlin stattfand, stand unter dem Motto „Milch: Krise, Klima und Kommunikation“. Rund 300 geladene milchwirtschaftlich Interessierte und Fachleute kamen zur traditionellen Veranstaltung während der Internationalen Grünen Woche. Ausgerichtet wurde der Branchentreff von den Landesvereinigungen der Milchwirtschaft Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sowie der Milcherzeugervereinigung Schleswig-Holstein. Der Nordwestdeutsche Milchtreff wurde bereits vor 14 Jahren von der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen e.V. ins Leben gerufen.
Hans Stöcker, rheinischer Vorstand der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Nordrhein-Westfalen e.V., begrüßte die Gäste und beschrieb die Situation der Milchbranche. Düngeverordnung, baurechtliche Vorgaben oder auch der anstehende Brexit, verunsicherten die Branche und sorgten für enorme Herausforderungen. Die Landesvereinigungen der Milchwirtschaft Niedersachsen und NRW seien mit DIALOG MILCH bereits gut aufgestellt, diese Herausforderungen kommunikativ anzugehen. Dr. Heinrich Bottermann, Staatssekretär im nordrhein-westfälischen Umweltministerium knüpfte an bestehende Herausforderungen an. Es sei wichtig und gut, Dinge in den Blick zu nehmen, die verbesserungswürdig seien. Gesundheitliche Risiken der Kühe mit steigender Milchleistung müssten thematisiert werden. Der Marktpreis für Kälber sei ein Problem. „Aber mit der Sektorstrategie haben Sie eine wichtige Antwort darauf gefunden, wie man miteinander kommuniziert und sich miteinander verbindet“, so Bottermann weiter.
Auf in den Ring: Journalisten liefern sich Schlagabtausch
Ob Fachpresse oder allgemeine Presse: Die Medien und ihre Vertreter sind Multiplikatoren, die gehört werden und die Meinung machen. Das birgt eine große Chance, aber auch viel Verantwortung. Beim Nordwestdeutschen Milchtreff 2020 diskutierten dazu Prof. Dr. Frank Überall, Politologe, Publizist und freier ARD Reporter sowie Anselm Richard, Chefredakteur vom Wochenblatt für Landwirtschaft & Landleben.
„Journalisten sind keine Gegner, es sind Partner, mit denen Sie zusammenarbeiten können, um gehört zu werden“, sagte Moderator Andy Artmann von der Andreas Hermes Akademie. Artmann führte durch den Abend und bat die beiden Journalisten Überall und Richard in einen improvisierten Boxring auf die Bühne (Bild oben). Dann folgte ein Schlagabtausch der beiden Journalisten auf Artmanns Fragen: Wie konnte es soweit kommen, dass Landwirte so angefeindet werden? Wie kommen wir aus dieser verfahrenen Situation wieder heraus? Und was kann die Milchbranche unternehmen, um gehört und verstanden zu werden? Richard stellte fest: „Politiker, aber auch Verbraucher haben den Kontakt zur Landwirtschaft verloren. Sie haben falsche Vorstellungen davon, wie die Tiere wirklich gehalten werden. Diese Entfremdung ist Teil des großen Kommunikationsproblems.“ Überall beklagte den Verlust einer guten Streitkultur. „Es gibt eine neue gesellschaftliche Haltung: alle Berufe müssen sich erklären. Man kann nicht mehr aushalten, dass jemand anderer Meinung ist.“ Man müsse zurückfinden zu Dialogen und Diskursen, um gemeinsame Lösungen zu finden.
Das Publikum beteiligte sich an der Diskussion, stellte Fragen zum Umgang mit Journalisten und erklärte Negativ-Beispiele in der Berichterstattung. „Wir als Journalisten brauchen Menschen, mit denen wir reden können, die uns informieren und offen sind“, reif Überall die Milchexperten auf. „Gehen Sie auf die Redakteure zu, wenn Sie alte Bilder von Güllefässern mit Pralltellern sehen und bieten sie ihnen an auf den Hof zu kommen und Fotos von ihren Schleppschuhen zu machen“, sagte Richard. Nur so sei eine gute Zusammenarbeit und ein guter Austausch zwischen Journalisten und Landwirten möglich. „Suchen Sie das Gespräch, laden Sie ein, greifen Sie zum Telefonhörer, informieren Sie die Journalisten und seien Sie offen“, sagt Überall. Auch ein Milchbauer aus dem Publikum meldete sich zu Wort und appellierte an seine Kollegen: „Wenn wir alle My Kuh Tube-Videos genauso oft geteilt und angeschaut hätten, wie das Katjes-Video, hätten wir keine Probleme.“
Nach 45 Minuten endete der Schlagabtausch. „Lasst uns mit den Redaktionen arbeiten und nicht gegen sie – von den sozialen Netzwerken bis in die Hosentaschen der Jugendlichen“, sagte Artmann abschließend.
Nordwestdeutscher Milchtreff 2020: Eindrücke von der Veranstaltung
Fotos: Kevin Fuchs
LVN/Rittershaus
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