Milchlandpreis 2020: Familie Borchers aus Suurhusen gewinnt die Silberne Olga

Gewinner der Silbernen Olga

22. Januar 2021

Jann Borchers im Interview mit der Landesvereinigung der Landwirtschaft Niedersachsen e.V. (LVN).

Die Silberne Olga 2020 wurde an Familie Borchers in Suurhusen verliehen. Die feierliche Verleihung fand erstmals digital statt, konnte der Freude der Top 10 aber gewiss keinen Abbruch tun.

Familie Borchers
Familie Borchers belegt den 2. Platz beim Milchlandpreis 2020 (Foto: Dirk Gieschen).

Familie Borchers bewirtschaftet in Suurhusen einen 126 Hektar großen Milchviehbetrieb. Auf dem Hof werden 200 Milchkühe und die 165 weiblichen Nachzuchttiere gehalten. Die Herde erbringt eine sehr gute Milchleistung von rund 10.400 Kilogramm pro Kuh und Jahr bei einem Fettgehalt von 4,09 Prozent und einem Eiweißgehalt von 3,49 Prozent. Die Milch wird an die Molkerei Ammerland eG geliefert.

Jann Borchers verrät im Interview mit der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen e.V. (LVN), wie der Familienbetrieb geführt wird und was die Auszeichnung für ihn bedeutet.

Sie haben sich 2020 erstmalig für den Milchlandpreis beworben. Welche Beweggründe waren ausschlaggebend für Ihre Teilnahme?

Unser Betriebsberater hat uns einiges über den Wettbewerb erzählt und motivierte uns letztendlich, am Milchlandpreis teilzunehmen. Daraufhin haben wir die Bewertungsbögen ausgefüllt. Hauptbeweggrund war sicherlich, festzustellen, wo man mit seinem Betrieb steht. Bei der Prüfung wird viel hinterfragt, nachgeschaut und kontrolliert, sodass man einen guten Eindruck über seine Arbeit erhält. Außerdem wird durch die Begutachtung von außen die eigene Betriebsblindheit verhindert.

Was ist Ihnen bei Ihrer Betriebsführung wichtig, um möglichst nachhaltig zu wirtschaften?

Wir sind einer reiner Grünlandbetrieb. Unsere Flächen werden mit Weidegang und Silage-Gewinnung sehr nachhaltig bewirtschaftet. Meiner Meinung nach gibt es nichts Nachhaltigeres als Grünland. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist es natürlich auch wichtig, dass der Betrieb rentabel wirtschaftet.

Unsere Gutachter stellen die hohe Lebensleistung Ihrer Herde heraus. Was ist Ihr Betriebsrezept?

Wir versuchen sicherzustellen, dass die Kühe gesund sind und es ihnen so lange wie möglich gut geht. Für uns hat es eine hohe Bedeutung, dass sie problemlos alt werden können. Denn Kühe geben nur Milch, solange es ihnen an nichts fehlt. Durch den Bau unseres neuen Stalls sind Tiefboxen hinzugekommen. Die Tiefboxen sind nach unserer Ansicht das Beste und Natürlichste für Klauen, Gelenke, Lebensleistung und Lebensdauer. Die Boxenpflege muss hierfür täglich diszipliniert vorgenommen werden, um auch für die Gesundheit der Herde, vor allem für die Eutergesundheit, zu sorgen. Es ist uns wichtig, nur Tiere zu halten, die in die Herde passen und nicht sofort ausgetauscht werden müssen. Wir züchten ausschließlich für den eigenen Bestand – mit Ausnahme der männlichen Tiere, von denen wir einen Teil verkaufen müssen.

Als Familie meistern Sie Ihre tägliche Arbeit auf dem Hof. Wie gestaltet sich die Aufgabenteilung?

Meine Frau und ich wohnen mit unseren beiden Kindern sowie einem Auszubildenden auf dem Hof. Meine Eltern sind 2016 in ihr Haus im Nachbarort eingezogen, unser festangestellter Mitarbeiter wohnt ebenfalls nur 1,5 Kilometer von unserem Betrieb entfernt. Auf diese Weise können alle gut mithelfen. Meine Aufgaben liegen insbesondere beim Melken. Meine Frau unterstützt mich viel auf dem Grünland, kümmert sich zusätzlich um das Melken und die Kälberversorgung, wenn unser Mitarbeiter nicht da ist oder unser Lehrling Schule hat. Mein Vater ist nach Möglichkeit ebenfalls täglich auf dem Hof und übernimmt gemeinsam mit unserem Festangestellten das Füttern. Meine Mutter ist immer dann da, wenn wirklich Not geboten ist. Im Grunde genommen macht hier jeder alles.

Sie haben sehr früh die betriebliche Verantwortung übernommen. Wie kam es dazu?

Ich bin nun 30 Jahre alt. Zunächst beendete ich meine landwirtschaftliche Lehre auf zwei großen Milchviehbetrieben. Danach absolvierte ich ein Praktikumsjahr, die Meisterschule und eine Unternehmerschulung. Ich habe eine tolle Frau kennengelernt, schnell geheiratet und bin mit 24 Jahren zum ersten Mal Vater geworden. Hilfreich war natürlich, dass ich schon früh selbst Verantwortung übernehmen wollte und andererseits mein Vater auch gut Verantwortung abgeben konnte. Zum Beispiel habe ich bereits sehr früh das Management der Kühe geleistet: Welche Kuh muss wann trocken sein? Wer kalbt wann? Wer wird womit besamt? Auf diese Weise wurde mir in jungen Jahren Verantwortung übertragen und ich durfte viele Aufgaben eigenständig ausführen. Irgendwann kam die Frage auf, wie es weitergehen soll. Mein Vater ist immer der Meinung, wenn jemand etwas kann, dann soll er das auch machen. Schließlich haben wir uns 2017 dafür entschieden, dass ich mich der Verantwortung stelle und wir keine Zeit mehr für eine Hofübergabe verstreichen lassen. Meine Eltern sind sehr froh, dass ihr Lebenswerk in ihrem Sinne weitergeführt wird. Wir können jederzeit zu ihnen kommen. Mein Vater hilft uns sehr viel und sobald ich Fragen habe, stehen er und meine Mutter uns jederzeit zur Seite.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung in Ihrem Arbeitsablauf?

Seitdem wir den neuen Stall gebaut haben, ist die Digitalisierung natürlich mehr geworden, weil neue Technik auch mehr hergibt. Beispielsweise haben wir nun ein Brunsterkennungssystem. Somit muss ich morgens nur noch auf mein Handy schauen und lese ab, welche Kuh besamt werden muss. Auch unser Melkstand ist wesentlich moderner. Mittels einer App kann ich eingeben, welche Kuh in die Selektion soll. Früher wurde per Hand aufgeschrieben, wann Klauen geschnitten werden müssen oder eine Kuh besamt werden muss. Heute haben wir dafür ein Herdenmanagementprogramm, in das man die Besamung und Trächtigkeit einträgt. Anschließend wird der Kalbezeitraum errechnet. Oder das System gibt einige Wochen vorher Bescheid, wann die Kuh angefüttert werden muss. Das hat sicherlich vieles vereinfacht und unterstützt das Management der Herde erheblich. Auch die Landtechnik entwickelt sich immer weiter, sodass wir zum Beispiel ein Parallelfahrsystem auf unseren Schleppern einsetzen. Letztendlich sind das alles Hilfen, die die Arbeit einfacher und angenehmer machen. Dazu muss man jedoch sagen, die Daten sind immer nur so gut, wie man sie auch nutzt. Man kann sich irgendwann auch zu viel Technik beschaffen, die vielleicht nicht immer sinnvoll genutzt wird und teuer ist. In den letzten drei Jahren ist die Lage für uns Landwirte wegen Dürre, Mäuseplage oder geringen Produktpreisen schwieriger geworden. Deswegen muss man zwar investieren, aber gezielt. 

Welche Inhalte und Werte möchten Sie als Ausbilder vermitteln?

Der Auszubildende sollte zur Familie passen. Wir haben immer Lehrlinge mit Hausanschluss, sodass sie direkt bei uns wohnen können. Daher sind uns ein guter Umgang und die Motivation für die Arbeit auf einem Milchviehbetrieb wichtig. Wenn das stimmt, dann kann alles Weitere beigebracht werden.

Wo sehen Sie noch Potential für Ihren Betrieb?

Potential besteht immer und wird nie aufhören. Dabei können Aspekte von Jahr zu Jahr unterschiedlich sein. Zum Beispiel hatten wir letztes Jahr zu viele Totgeburten, was wir uns bis heute nicht genau erklären können. Dieses Jahr sieht das Ganze schon viel besser aus. Bei der Fütterung probieren wir immer viel aus, um die Kühe noch gesünder auszufüttern – sei es durch Technik oder andere Fütterungsmethoden. So haben wir immer wieder Stellschrauben, an denen wir drehen können und wollen. Entscheidend ist für uns, dass man selbst überzeugt davon ist, was man macht. Kennzahlen in der Milchwirtschaft, wie Zwischenkalbzeit oder Persistenz, sollten hinterfragt werden, ob diese für den eigenen Betrieb funktionieren.

Warum würden Sie Ihre Kollegen zur Teilnahme am Milchlandpreis motivieren?

Man lernt sehr viel, wenn die Gutachter auf den Hof kommen, da viele Informationen hinterfragt und Selbstreflektion gefordert werden. Diese Erfahrungen sind für uns und unseren Betrieb sehr wertvoll. Zumal dadurch auch ein direkter Betriebsvergleich „Wie steht man wo?“ möglich ist. Mit dem zweiten Platz hätten wir damals nie gerechnet. Der Preis bedeutet für uns auch eine Anerkennung für unsere Arbeit.

Schauen Sie sich das Porträt vom Hof Borchers an. Viele weitere Informationen zur Goldenen Olga warten auf Sie.

LVN

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