Qualitätsausschuss der LVN tagte am 29.09.2021 in Verden

Berichte aus der Qualitätsförderung

15. Oktober 2021

Unter der Leitung des Ausschussvorsitzenden Dr. Klaus Hein wurde wieder eine umfassende Tagesordnung behandelt.

Im Zusammenhang mit der Präsentation der Ergebnisse des Rohmilch-Monitorings wurde der Fall des mit Aflatoxin belasteten Maiskleberfutters, das im März dieses Jahres über die Niederlande auch an einige Milchviehbetriebe in Deutschland geliefert wurde, thematisiert. Zwar zeigten die amtlichen Untersuchungen, dass die Milch der deutschen Betriebe nicht belastet war. Die Milchwirtschaft forderte für solche Fälle aber in Zukunft eine deutlich schnellere und umfassende-re Information von Seiten der Futtermittelwirtschaft. Darüber hinaus hält die Milchwirtschaft an dem vertraglich fixierten niedrigen Aflatoxin-Warnwert für Futtermittelkomponenten, die in die Milchviehfütterung gehen, fest. Nicht nachvollziehbar ist die von der Futtermittelseite vorgebrachte Argumentation, dass sich dadurch die Komponenten für die GVO-freie Milchviehfütterung verteuern würden. Die Umstellung auf ein Multiscreening-Verfahren, über welches nahezu alle Tierarzneimittelrückstände nach-gewiesen werden können, zum zweiten Halbjahr 2021 verlief ohne Probleme. Der Ausschuss empfiehlt die unveränderte Fortsetzung des Milch-Monitorings in 2022.

Einige Vorfälle der letzten Monate, bei denen auch Milcherzeuger über eine verzerrte Darstellung von angeblichen Tierschutzverstößen in die Medien gerieten, hat dazu geführt, Planungen für eine zentrale Anlaufstelle aufzunehmen, an die sich betroffene Betriebe, insbesondere in der ersten Phase des medialen “Angriffs“, wenden können. Vor allem soll eine professionelle Unterstützung in der Kommunikation geboten werden. Positive Beispiele aus anderen Bereichen gibt es bereits, der Zwischenstand aus einer Arbeitsgruppe zu diesem Thema wurde intensiv beraten.

Breiten Raum nahm die Diskussion über die Modalitäten des Zusatzmoduls “QM-Milch Tierwohl“ bzw. “ITW Rind (Initiative Tierwohl Rind)“ ein, über die neben Rindfleisch auch Milch und Milchprodukte in die Haltungsstufe 2 des LEH eingestuft werden können. Die Erarbeitung der Kriterien ist innerhalb der Arbeitsgruppe ITW / QM / QS bereits weit fortgeschritten. Die Vertreter von Land- und Molkereiwirtschaft haben aber noch nicht abschließend zugestimmt, weil über die Höhe und die Art und Weise der Auszahlung des Tierwohl-Zuschlags pro Liter Milch bzw. pro kg Rindfleisch noch keine Einigung mit dem Handel erzielt werden konnte. Außerdem gab es noch keine Einigung über ein aufbauendes System beim Übergang zur Haltungsstufe 3 (Außenklima) des ITW-Systems.

Bezüglich des Paratuberkuloseverminderungsprogrammes in Niedersachsen wurden die Ergebnisse aus 2020 vorgetragen. Bei den Bestandskontrollen wurden zu etwa gleichen Teilen Sammelmilch- und Blutuntersuchungen genutzt. 80 Prozent der Betriebe mit einer Blutuntersuchung hatten ein MAP-Vorkommen von unter 2 Prozent. Im Vergleich zu 2019 hat sowohl der Anteil der Betriebe mit mindestens einer positiven Sammelmilch (von 9 Prozent auf 13 Prozent) als auch der Anteil der Betriebe mit mehr als 2 Prozent positiven Einzeltieren leicht zugenommen (Anstieg von 16 Prozent auf 21 Prozent). Das durchschnittliche MAP-Vorkommen bei den positiven Beständen lag 2020 bei 3 Prozent. Seit 2016 bis Ende 2020 haben sich rund 1.200 Betriebe zur Teilnahme am MAP-Verminderungsprogramm verpflichtet. Rund die Hälfte der 4,4 Mio. Euro Kosten der Paratuberkulosebekämpfung in 2020 entfiel auf Entschädigungen für Merzungen. Trotz einer steigenden Anzahl von Betrieben, die am Programm der Niedersächsischen Tierseuchenkasse teilnehmen, geht die Anzahl der gemerzten Tiere, für die eine Beihilfe bewilligt wird, zurück.

Weiterhin wurde über den Stand eines Projektes zu Verminderung von Kälberaufzuchtverlusten berichtet. Beteiligt sind verschiedene Organisationen (vit, Tierseuchenkasse, LWK, Zuchtverbände, LKV, Tierärzte). Beginnen wird es mit der Einrichtung einer Homepage “Niedersächsische Kälberinitiative“, auf der alle Materialien und Erkenntnisse zur Optimierung der Kälberaufzucht zusammengeführt wer-den sollen. Weitere Vorhaben sind die Durchführung von Vortragsveranstaltungen, die Einrichtung von Arbeitskreisen und die Intensivberatung von Betrieben mit erhöhter Kälbersterblichkeit. Eine ähnliche Vorgehensweise ist im Rahmen des Projektes zum Wissenstransfer zur Antibiotikareduktion in nieder-sächsischen Milchviehbetrieben geplant.

Beim Erfahrungsaustausch über die Einführung der neuen Rohmilchgüteverordnung zum 01.07.2021 ging es in erster Linie um die deutlich gestiegene Anzahl von positiven Hemmstofffällen. Die Landesvereinigung hat inzwischen mehrere Infoblätter veröffentlicht, die in der Arbeitsgruppe Hemmstoff erarbeitet wurden. Es wurde empfohlen, noch einmal darauf hinzuweisen, dass der Schnelltest, mit dem der Milchsammelwagen vor dem Abtanken in der Molkerei untersucht wird, bei einigen Cephalos-porinen ein größere Nachweisempfindlichkeit aufweist als die bakteriologischen Hemmstofftests, die üblicherweise zur Untersuchung von Einzelgemelken auf den Höfen eingesetzt werden. Daraus ergibt sich beim Einsatz von Cephalosporinen ein erhöhter Beratungsbedarf.

In letzter Zeit wurde von Seiten des LEH aber auch der Industriekunden der Molkereien immer stärker die Forderung vorgebracht, eine möglichst umfassende Klimabilanz der Milcherzeugerbetriebe vorweisen zu können. Für die Molkereien ist somit eine Aussagefähigkeit zum CO2-Ausstoß pro kg erzeugte Milch ein “must have“. Die Erhebung der dazu notwendigen Daten ist über eine einzelbetriebliche Erfassung auf den Höfen nicht mehr möglich. Voraussetzung ist ein automatisiertes, IT-gestütztes Erfassungssystem. Die niedersächsischen Molkereien haben sich entschlossen, dies über ein Gemeinschaftsprojekt über die Fokus Milch GmbH umzusetzen. Die technische Realisation ist in vollem Gang und soll bereits Anfang 2022 nutzungsbereit sein. Ergänzend wurde empfohlen, eine Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit bei der Landesvereinigung einzurichten, die an den Qualitätsausschuss berichtet und sich schwerpunktmäßig mit der Klimabilanz von Milchviehbetrieben beschäftigt.

LVN/Fritsch

Ansprechpartner für diesen Bereich

Harry Fritsch
Dipl.-Ing. agr. 
Leitung Qualitäts- & Umweltberatung
0511 / 85653-31
fritsch@milchland.de

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