Säuglingsnahrung aus Sojaeiweiß ist kein Ersatz für Kuhmilchprodukte

Säuglingsnahrung aus Sojaeiweiß ist kein Ersatz für Kuhmilchprodukte

>Sojanahrung für Säuglinge sollte nur nach ärztlicher Empfehlung
gegeben werden

Wenn eine Mutter ihren Säugling nicht stillen kann, kann sie
auf Säuglingsanfangsnahrung aus dem Drogerie- oder Supermarktregal
zurückgreifen. Im Angebot sind Produkte aus Sojabohneneiweiß und solche aus
Kuhmilch. Sojabohnen enthalten Isoflavone in hohen Konzentrationen, sie sollten
Säuglingen deshalb über einen längeren Zeitraum nur in begründeten
Ausnahmefällen gegeben werden. Isoflavone ähneln dem weiblichen Hormon
Estrogen, allerdings ist ihre Wirkung bedeutend schwächer. Sojanahrung kann
außerdem vergleichsweise größere Mengen an dem Pflanzeninhaltsstoff Phytat
enthalten. Professor Dr. Dr. AndreasHensel, Präsident des Bundesinstituts für
Risikobewertung (BfR), sagt:“Säuglingsanfangsnahrung und Folgenahrung aus
Sojaeiweiß soll nur gegeben werden, wenn medizinische Gründe vorliegen, und
auch dann nur unter ärztlicher Aufsicht.“In der Europäischen Union
werden Säuglingsanfangsnahrung und Säuglingsfolgenahrung auf Basis von
Kuhmilcheiweiß oder Sojaeiweiß angeboten. Sojanahrung sollte über einen
längeren Zeitraum nur dann an Säuglinge verfüttert werden, wenn dies aus
medizinischen Gründen geboten ist. Denn Soja enthält pflanzliche Substanzen,
die hormonähnliche Wirkungen haben können, die sogenannten Phytoestrogene.
Dies sind vor allem die Isoflavone Genistein und Daidzein, die in ihrer
chemischen Struktur Ähnlichkeit mit dem weiblichen Hormon Estrogen haben.
Isoflavone sind in Säuglingsnahrung aus Sojaeiweiß in relativ hohen Mengen
enthalten, im Vergleich zu Muttermilch und zu Säuglingsnahrung aus Kuhmilch.
Entsprechend sind bei Säuglingen, die mit Sojanahrung ernährt werden, deutlich
höhere Isoflavon-Konzentrationen im Blut nachgewiesen worden als bei
Säuglingen, die mit Kuhmilchnahrung ernährt oder gestillt werden. Neben
Isoflavonen kann Sojanahrung auch Phytat enthalten. Der natürliche
Pflanzeninhaltsstoff kann die Aufnahme von Mineralstoffen und Spurenelementen
beeinflussen. Wie sich die erhöhte Zufuhr an Isoflavonen bei Säuglingen
auswirkt, ist nicht abschließend geklärt. Bei Versuchstieren gab es Hinweise,
dass sich eine hohe Isoflavon-Zufuhr auf die Entwicklung der
Fortpflanzungsorgane, auf das Immunsystem und die Schilddrüse auswirkt.
Ergebnisse aus dem Tierversuch lassen sich allerdings nicht ohne weiteres auf
den Menschen übertragen. Aus Vorsorgegründen schließt sich dasBfR, solange
keine weiteren Daten vorliegen, der Empfehlung der Ernährungskommission der
Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin an. Danach ist
Säuglingsnahrung aus Sojaeiweiß kein Ersatz für Kuhmilchprodukte. Nicht oder
nicht voll gestillte Säuglinge sollten sie nur in begründeten Ausnahmefällen
und nach ärztlicher Empfehlung bekommen. Sojanahrung für Säuglinge ist nicht
für die Ernährung gesunder Säuglinge gedacht. Mögliche medizinische Gründe,
Säuglinge mit Sojanahrung zu füttern, sind zum Beispiel die seltenen Fälle
von angeborenem vererbtem Laktasemangel und die ebenfalls seltene
Stoffwechselstörung Galaktosämie. Eine Milchzuckerunverträglichkeit
(Laktoseintoleranz) – ob genetisch bedingt oder aufgrund vorübergehender akuter
Magen-Darm-Erkrankungen – ist in der Regel kein Grund für die Verwendung
laktosefreier Säuglingsnahrung aus Soja. Auch beiSäuglingen mit
Kuhmilchallergie empfiehlt die Ernährungskommission für den Behandlungsbeginn
keine Sojanahrung. Gegebenenfalls können speziell aufbereitete
Eiweißhydrolysate verwendet werden. Sojaprotein selbst kann allergische
Reaktionen auslösen und beugt allergischen Erkrankungen nicht etwa vor. Wenn
Eltern aus ethischen oder religiösen Überzeugungen Kuhmilch-basierte
Säuglingsnahrung ablehnen, kann Sojanahrung eine Alternative sein – aber auch
dann nur nach ärztlicher Beratung. BfR

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