21. Ahlemer Käse-Seminar
Vorstandsmitglied Bernd von Borstel gab sich in seiner Einleitung mit der Teilnahme am Käse-Seminar denn auch höchst zufrieden. Ansatz der diesjährigen Vorträge, so von Borstel, war, die Teilnehmer in den Stand zu versetzen, mehr Wertschöpfung zu erreichen, ohne groß investieren zu müssen.
Käsemarkt
Den Beginn des Themenreigens machte wie immer der Markt. Monika Wohlfarth, Zentrale Milchmarkt Berichterstattung GmbH (ZMB), analysierte die Ursachen der aktuellen Marktlage, die in den meisten Regionen weltweit bis vor kurzem noch auf dem schwächsten Stand seit 2009 war. Eine höhere Produktion traf 2014/15 auf eine stagnierende Nachfrage, was zu starkem Bestandsaufbau besonders auf der Eiweißseite führte (30-Jahres-Hoch in den USA). Auch die internationale Nachfrage nach Käse ist nach dem Russland-Embargo gesunken, zeitweise wurde angesichts knapper Trocknungskapazitäten in der EU mehr Käse produziert als abgesetzt werden konnte – der Wettbewerb wurde extrem und führte zu nie dagewesenen Preiseinbrüchen – mittlerweile wächst der Markt aber wieder und es gibt bereits deutliche Preiserholung. Insgesamt tendiert der Milchmarkt wieder fester, wofür eine sinkende Erzeugung in den wichtigen Milchproduktionsregionen ursächlich ist. Noch herrscht aber Unsicherheit bzgl. der Nachfrageentwicklung. Die Milchpreise werden sich lt. Wohlfarth erneut nicht so schnell erholen wie die Teilverwertungen. Für 2016 rechnet die Analystin mit einer Auszahlung von 26 Cent.
Am Rande der Tagung sprach molkerei-industrie mit einigen Brancheninsidern. Ihnen geht die aktuelle Preiserholung fast schon zu schnell, so dass evtl. neue Verwerfungen im Markt zu befürchten sind. Zudem liegen erhebliche Mengen in der Intervention, die irgendwann wieder in den Markt gebracht werden müssen.
Intervention
Intervention als Marktinstrument bildete das Thema für Frank Lenz von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Intervention könne keinen Markt retten, sagte Lenz. Ausgehend vom WTO-Abschluss vor einigen Jahren ergab sich historisch die Abschaffung der Exportsubventionen und der verbrauchsorientierten Subventionen, schon vor dem Quotenende wurde das Sicherheitsnetz deutlich tiefer gehängt, berichtete Lenz. In der aktuellen Marktkrise wurde mehr Ware interveniert als geplant. In diesem Zusammenhang wies der Referent auf die Kosten der Intervention wie auch der privaten Lagerhaltung hin – hier muss nicht nur physisch eingelagert, sondern auch kontrolliert werden, was angesichts eines verkleinerten (Außendienst) Mitarbeiterstammes eine Herausforderung darstellt.
Die Intervention, resümierte Lenz, soll heute nicht mehr die Märkte leer räumen, sondern nur Entlastung schaffen. In diesem Zusammenhang liegen die Interventionspreise auf keinem ganz unvernünftigen Niveau. Denn wäre der Preis höher gewesen, wären die Obergrenzen viel früher erreicht worden. Die Frage ist, wann die Kommission mit dem Abverkauf der Bestände anfängt – die Erfahrung seit 2009 zeigt, dass Brüssel immer auch auf einen guten Schnitt aus war. Flaschenhalsmaßnahmen wie eine Intervention, so Lenz, wirken, auch wenn sie schwer durchführbar sind, im Gegensatz zu Maßnahmen à la „Gießkanne deluxe“ wie Liquiditätsbeihilfen. Und: Maßnahmen wie Intervention oder private Lagerhaltung halten den Strukturwandel nicht mehr auf, weil die Quote inzwischen nicht mehr existent ist.
Fitmacher Milch
Christina Nordemann, Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen e.V. (LVN), berichtete über eine zunehmende Verunsicherung der Verbraucher durch negative Schlagzeilen in der Presse. Dies ist angesichts der nachgewiesenen Ernährungseigenschaften von Milch nicht berechtigt. Nordemann widerlegte in diesem Zusammenhang immer wieder vorgebrachte Thesen wie „Milch erhöht das Risiko für koronare Herzerkrankungen“, „Milch fördert Osteoporose“, „Milch führt zur Verschleimung“ oder „Milch macht dick“ usw. Epidemiologische Studien zeigen für den heute üblichen Verzehr von Mopro überwiegend positive Eigenschaften. Milch, so Nordemann, gehört auf den täglichen Speiseplan, außerdem gilt es zu beachten, dass es nicht um bloße Ernährung, sondern vor allem auch um Genuss geht. Und diesen vermitteln Mopro in einmaliger Weise.
Moderne Lebensmittelwirtschaft
Dr. Volker Heinz, Deutsches Institut für Lebensmitteltechnik e.V. (DIL), beschrieb das Umfeld, in dem heute und in Zukunft eine Lebensmittelherstellung erfolgt. Jeden Tag wächst die Weltbevölkerung um 230.000, was rein auf die Energiezufuhr bezogen einer täglichen Mehrproduktion von 515 Mio. kcal oder 2,3 MJ bedarf. Dies wiederum entspricht einem täglichen zusätzlichen Flächenbedarf von 30 ha Getreidefläche. Getreide ist heute der Energieversorger der Weltbevölkerung, die aktuell 7,5 Mrd. Verbraucher nehmen 14 EJ (Exajoule, Exa bedeutet 18 Nullstellen) ihres jährlichen Gesamtverbrauchs in Höhe von ca. 30 EJ über Getreide auf. Dabei leben 87% der Weltbevölkerung vorwiegend vegetarisch.
Dass der westliche Ernährungsstil nicht unbedingt nachhaltig ist, zeigte Dr. Heinz am Carbon Footprint von Fleisch und Milch auf. Je 1 kg dieser beiden Nahrungsmittel hat einen CO2 Footprint, der in etwa einer 100-km-Fahrt in einem Porsche entspricht. Laut Dr. Heinz werden zwangsläufig Diskussionen über die Nachhaltigkeit tierischer Lebensmittel kommen. In Zukunft werden Nahrungsmittel nachhaltiger sein als heute, was auch auf den Handel zurückzuführen sein wird, der neben dem bloßen Preis sicher auch die Nachhaltigkeit seiner Sortimente in den Fokus rücken wird. Der zweite Tag des Ahlemer Käse-Seminars rückte die Themen Hygiene, Mikrobiologie, Verpackung und Produktion in den Mittelpunkt.
Unter https://www.blmedien.de/moproweb/Milch-Marketing/News/21-Ahlemer-Kaese-Seminar-309080159.html finden Sie weitere Infos dazu, im Besonderen zum zweiten Tag, der die Themen Biofilme und Mikroflora in der Käseherstellung, Dichtigkeitskontrollen bei Verpackungen sowie flexible Produktionstechnologien und Rückstandsanalytik in Milchprodukten behandelte.
molkerei-industrie/LVN
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