30-Cent-Marke in Reichweite
Nach Hochrechnung der AMI erhielten die Milchviehbetriebe für ihren konventionell erzeugten Rohstoff mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß im Oktober im bundesweiten Mittel rund
28,8 Ct/kg und damit 3,1 Ct mehr als im September dieses Jahres. Gleichzeitig hat sich der Anstieg der Milcherzeugerpreise nicht nur fortgesetzt, sondern fiel im langfristigen Vergleich überdurchschnittlich hoch aus. Seit der Jahrtausendwende hat es einen Zuwachs in ähnlicher Höhe lediglich im Sommer des Jahres 2007 gegeben. Zwar waren die Erzeugerpreise für Milch auch gegen Ende des Krisenjahres 2009 überproportional gestiegen, allerdings beliefen sich die stärksten Zuwächse innerhalb eines Monates damals auf knapp 2,0 Ct.
Bundesmittel überschreitet erstmals Vorjahreslinie
Im Vergleich zum Jahr 2015 sind die Milcherzeugerpreise im Oktober im Bundesdurchschnitt erstmals über die Vorjahreslinie geklettert. Als erstes hatte Schleswig-Holstein diese Schwelle im September überschritten, nun folgten sieben weitere Bundesländer. Lediglich in drei Regionen wurde das Vorjahresniveau noch verfehlt. Dabei fiel der Rückstand in Bayern und Nordrhein-Westfalen vergleichsweise gering aus, in der Region Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland ist man hingegen noch ein gutes Stück von den Ergebnissen des Vorjahres entfernt.
Volatilität in beide Richtungen
Der kräftige Anstieg im Oktober ist ein Ausdruck der zunehmenden Volatilität am Milchmarkt. Erfreulicherweise zeigt diese, nach dem ruinösen Preisverfall der zurückliegenden Zeit, für die Milchbauern aktuell wieder in die andere Richtung und zwar nach oben. Allerdings müssen sich die Betriebe seit dem Jahr 2007 mit einem deutlich stärkeren Auf und Ab auseinandersetzen. Zwar gibt es bei den Milcherzeugerpreisen keine heftigen Tagesschwankungen, wie an anderen Märkten, da das Milchgeld nun mal nur einmal im Monat gezahlt wird. Aber die Preistäler sind tiefer und die Spitzen höher geworden. Schwankten die Milcherzeugerpreise vor dem Jahr 2007 in einer Bandbreite von 27,0 Ct bis 35,7 Ct, lag diese seitdem zwischen 22,7 Ct und 42,4 Ct. Damit hat sich der Abstand zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Auszahlungsmonat auf fast 20 Ct verdoppelt.
Niedersachsen legt nach
Nachdem sich die Milchbauern in Schleswig-Holstein bereits im September auf den zweiten Rang im überregionalen Vergleich vorgeschoben hatten, eroberten sie nun mit dem weiteren überproportionalen Preisanstieg die Tabellenspitze. Das letzte Mal hatten sie diese Position gegen Ende des Jahres 2013 inne. Wie bereits im September zahlten einzelne Molkereien bis zu 6,0 Ct mehr als im Vormonat. Mit einem Preis von 31,9 Ct/kg sind sie gleichzeitig die ersten, die die 30-Cent-Marke durchbrochen haben. In Niedersachsen fielen die Aufschläge ebenfalls deutlich kräftiger aus als im Bundesschnitt. In der Spitze wurden von einzelnen Molkereien im Oktober bis zu 5,0 Ct mehr gezahlt. Dementsprechend stieg das Landesmittel um rund 4,2 Ct auf 28,8 Ct/kg. Damit haben die niedersächsischen Milchviehbetriebe im Ranking aufgeholt und sich auf den sechsten Platz verbessert. Schlusslicht bildete im Oktober die Region Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland, die aufgrund der hohen Bedeutung von Trinkmilch und anderen Frischprodukten ins Hintertreffen geraten war. Nachdem nun die Verbraucherpreise für diese Produkte im November im Lebensmitteleinzelhandel deutlich angehoben wurden, dürften auch die in der Region ansässigen Milchbauern bald stärker am allgemeinen Preisanstieg partizipieren.
Weitere Preissteigerungen zu erwarten
An den Märkten für Milch und Molkereiprodukte haben sich die Preise mittlerweile auf dem deutlich erhöhten Niveau stabilisiert. Da die Milchmengen derzeit merklich unter dem Vorjahresniveau liegen, dürfte das saisonal bedingt wieder steigende Angebot bis zum Jahresende vom Markt aufgenommen werden können. Zumal die reduzierten Bestände sowie das zeitlich verzögerte Ansprechen der Milchkühe auf zusätzliche Kraftfuttergaben gegen einen allzu raschen Anstieg des Rohstoffaufkommens sprechen. Allerdings lassen sich die Auswirkungen des Hilfsprogramms der EU zur Mengenreduzierung schwer einschätzen. Möglicherweise führen die europaweit anziehenden Preise dazu, dass die Milcherzeugung in einem geringeren Grad eingeschränkt wird, als sich nach dem Stand der Anmeldungen erwarten ließe.
Alles in allem dürften in den letzten zwei Monaten des laufenden Jahres auch auf der Erzeugerebene überwiegend stabile bis steigende Tendenzen bei den Preisen vorherrschen. Damit ergäbe sich aus derzeitiger Sicht bundesweit ein Jahresschnitt, einschließlich Nachzahlung, zwischen 26,5 bis 26,7 Ct/kg.
AMI/LVN
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