ESL Milch

15. Januar 2009

ESL-Milch

Die längere Haltbarkeit kann durch verschiedene Herstellungsverfahren erreicht werden, z. B. durch eine Erhitzung auf 127 °C für 2 Sekunden oder durch ein Filtrationsverfahren, bei dem fast alle Keime vor der herkömmlichen Pasteurisierung herausgefiltert werden. Der Gesetzgeber schreibt für die ESL-Milch keine gesonderte Kennzeichnung vor. Ebenso wie die herkömmlich pasteurisierte Milch ist ESL-Milch als „pasteurisiert“ zu kennzeichnen. Dies wiederum wird von einigen Verbraucherzentralen moniert, die eine gesonderte Kennzeichnung von ESL-Milch zur einfacheren Unterscheidung von herkömmlich pasteurisierter Milch fordern. Die Verbraucherzentrale Hamburg ist nun durch ihre unsachliche Darstellungsweise aufgefallen, gegen die wir uns gewandt haben, um die Diskussion zu versachlichen. Im Folgenden geben wir den Inhalt unseres Schreibens an die Verbraucherzentrale Hamburg wieder:

„Auf Ihrer Homepage berichten Sie unter „Bald keine Frischmilch mehr im Supermarkt“ über das Thema „ESL-Milch“. Die von Ihnen aufgeführten Aspekte verlangen aus unserer Sicht eine Richtigstellung. Der Wunsch nach einer freiwilligen Kennzeichnung von ESL-Milch durch Hersteller und Handel ist durchaus nachvollziehbar. Die pauschale Ablehnung der ESL-Milch in Ihrer Internet-Darstellung ist unseres Erachtens aber nicht gerechtfertigt.

Mit „Frischmilch“ wird üblicherweise eine im herkömmlichen Sinn pasteurisierte Milch bezeichnet, d.h. eine Milch, die 15-30 Sekunden lang bei 72 – 75 °C erhitzt wird. Frischmilch ist somit wärmebehandelt, dennoch käme niemand auf die Idee, diese Milch nicht als Frischmilch zu bezeichnen, nur weil sie kurz erhitzt worden ist. Ihr Vergleich einer ESL-Milch mit ungekochten Eiern oder ungekochtem Fisch zur Charakterisierung des Begriffes „frisch“ erscheint uns daher abwegig. Die Pasteurisierung dient in erster Linie dem Verbraucherschutz, indem eventuell vorhandene pathogene Keime abgetötet werden.

Nach der herkömmlichen Pasteurisierung ist Trinkmilch immerhin 8 bis 10 Tage haltbar. Auch am Endes des MHD, also 8 bis 10 Tage nach der Pasteurisierung, verfügt die Milch noch über die gleichen geschmacklichen und ernährungsphysiologischen Eigenschaften, die zum Zeitpunkt der Pasteurisierung vorgelegen haben. Ausschlaggebend für die Bezeichnung „frisch“ ist daher nicht die zeitliche Nähe zur Wärmebehandlung oder zur Milcherzeugung, sondern allein die Tatsache, dass in einer Milch die qualitätsgebenden Eigenschaften „wie am ersten Tag“ vorhanden sind. Eine ESL-Milch, die sich geschmacklich nicht von einer herkömmlich pasteurisierten Milch unterscheidet, sollte daher durchaus als „Frischmilch“ bezeichnet werden dürfen. Wir gehen davon aus, dass sich bei den Herstellern die so genannte Mikrofiltration zur Herstellung von ESL-Milch durchsetzen wird. Diese Milch, die durch Mikrofiltration und herkömmliche Pasteurisierung länger haltbar gemacht wird, behält ihren frischen Milchgeschmack.

Die Vorteile der ESL-Milch liegen nicht allein beim Handel, sondern sicherlich auch auf Seiten der Verbraucher. Dies zeigt schon die Tatsache, dass ESL-Milch in zunehmendem Maße genutzt wird. Sie bietet dem Verbraucher den Vorteil, sich für einen längeren Zeitraum mit Frischmilch zu bevorraten. Umfragen zeigen, dass ein Teil der Verbraucher, die zu ESL-Milch greifen, vorher H-Milch genutzt haben. Diese Verbraucher nutzen bewusst den Vorteil der ESL-Milch, länger haltbar zu sein, ohne den Kochgeschmack von H-Milch aufzuweisen. Letztlich ist der Verbraucher ein mündiger Bürger, der genau weiß, was er will. Seit annähernd zwanzig Jahren tendiert die überwiegende Zahl der Verbraucher zur H-Milch. 70 % des deutschen Konsummilchabsatzes bestehen aus H-Milch in diversen Fettgehaltsstufen. Eigentlich wollte die Molkereiwirtschaft dem Verbraucher entgegenkommen und eine länger haltbare Milch mit frischem Geschmack anbieten, d.h. den Frischmilchtrinkern die Vorteile der H-Milch bieten.

Ihre Aussage, „die Produktion von ESL-Milch ist ökologisch kaum vertretbar“ entspricht nicht den Tatsachen. Der Energiebedarf ist bei den thermischen ESL-Verfahren auf Grund der höheren Wärmerückgewinnung sogar geringer als bei der herkömmlichen Pasteurisation. Beim Filtrationsverfahren entsteht zwar ein zusätzlicher Energieaufwand für die Filtration, dieser fällt aber sicherlich nicht so stark ins Gewicht, dass er als „sinnlos“ bezeichnet werden kann. Ihr Hinweis auf die angeblich längeren Transportwege bei ESL-Milch hat nichts mit ESL-Milch an sich zu tun. Der limitierende Faktor beim Transport von Trinkmilch sind generell die hohen Transportkosten im Verhältnis zum Verkaufserlös des Produktes. Egal ob herkömmlich pasteurisierte Milch oder ESL-Milch, man wird immer versuchen, sie so wenig wie möglich bei möglichst kurzen Transportstrecken zu bewegen.

Die Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen e.V. versteht sich als Interessenvertreter sämtlicher Gruppen, die mit Milch und Milcherzeugnissen in Berührung kommen, nicht zuletzt der Verbraucher. Die Verbraucherzentrale Niedersachen ist z. B. eine unserer Mitgliedsorganisationen.

Unseres Erachtens dient Ihre teilweise unsachliche Darstellungsweise des Themas nicht der Verbraucheraufklärung und wir würden es begrüßen, wenn Sie Ihre Darstellungsweise korrigieren würden. Gern geben wir Ihnen Kontaktadressen von Instituten auf, die unsere Sichtweise wissenschaftlich untermauern.“

LVN/Fritsch

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