MLP-Dritter

25. Januar 2018

Milchlandpreis 2017: Familie Groeneveld als Gewinner der Bronzenen Olga

Die beiden Hof-Generationen erhielten die Auszeichnung von Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast. Im Interview erfahren wir, wie die Groenevelds ihren Hof erfolgreich managen und mit wie viel Begeisterung und Kreativität sie den Kontakt mit der nicht-landwirtschaftlichen Bevölkerung pflegen.

LVN: Herr Groeneveld, was hat Sie am Wettbewerb Milchlandpreis gereizt?

Ihno Groeneveld: Wir haben uns ganz zu Anfang, vor 13 oder 15 Jahren schon einmal beworben. Im letzten Jahr haben mich Berufskollegen noch einmal ermuntert, mitzumachen. Inzwischen haben wir auf dem Betrieb einiges verändert und mich interessierte, wo wir betrieblich stehen. Außerdem war es mir wichtig, über die Teilnahme auch Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen.

LVN: Welche Überlegungen in Sachen Nachhaltigkeit fließen in Ihre Betriebsführung ein?

Ihno Groeneveld: Unsere gute Flächenausstattung ermöglicht uns eine weitläufige Gülleausbringung und dadurch eine gute Nährstoffausnutzung. Eine weite Fruchtfolge führt zu mehr Artenvielfalt. Im Stall ist unser Herdenmanagement durch ein Brunsterkennungsprogramm optimiert, die Kälberautomaten sind erneuert. Unser erneuerter Melkstand schafft eine gute Arbeitsqualität und -effektivität. Im letzten Sommer haben wir einen Mitarbeiter eingestellt.
Das sorgte nach der Einarbeitungszeit einerseits für eine Arbeitsentlastung und andererseits auch zu einer verbesserten Herdenbetreuung. So bleibt auch Zeit für sehr viel Öffentlichkeitsarbeit auf unserem Betrieb. Wir haben häufig Besuchergruppen. Über Schüleraustausche des Gymnasiums in Emden kommen Schüler und ihre deutschen Gastgeber aus der ganzen Welt, von der Karibik über Warschau und Montreal bis Paris. Im letzten Jahr war auch eine Gruppe aus einem landwirtschaftlichen Gymnasium in der Normandie bei uns. Im Jahr kommen drei bis vier solcher Gruppen. Als unsere Kinder klein waren, kamen natürlich auch die
Kitas zu uns auf den Hof – einmal haben wir gemeinsam ein Kalb zur Welt gebracht. Im Herbst jeden Jahres veranstalten wir den Erntedank-Gottesdienst mit rund 200 Besuchern in unserer Maschinenhalle. Dann ist der Hof gefüllt mit Fahrrädern. Die Gottesdienstbesucher kommen auch nach dem Tag gern ein zweites Mal zu uns.

LVN: Ihr Betrieb befindet sich in einer besonderen Region. Welche Auswirkungen hatte bzw. hat das für Ihre Flächen?

Ihno Groeneveld: Unsere Flächen wurden 1980 einen Meter dick mit Hafenschlick überspült. Das dauerte zweieinhalb Jahre. Anschließend mussten die Flächen zweieinhalb Jahre „reifen“. Mein Vater kannte dieses Vorhaben schon seit 1965 und für ihn war klar, er nutzt die ihm zugesprochenen Ersatzflächen und wird Ackerbauer. 1985 begann ich mit der Ausbildung und mir war nach der Lehre sehr klar, dass ich mit Kühen arbeiten möchte. Meine Mutter und ich konnten meinen Vater überstimmen und so starteten wir 1990 mit der Milchwirtschaft von vorn. Inzwischen war die Milchquote eingeführt – wir hatten eigentlich keinen Anspruch auf Quote. Ein Gerichtsurteil ermöglichte es uns dann aber doch, mit
80 % der Milchmenge von 1980 anzufangen. Wir starteten im alten Stall, erneuerten unsere Melktechnik und bauten 1997 den Boxenlaufstall. Die überschlickten Böden sind sehr groß und nährstoffreich, alle drainiert. Das macht uns sehr flexibel in der Flächennutzung.

LVN: Wie haben Sie die Milchpreiskrise Jahre 2015/2016 gemeistert?

Ihno Groeneveld: Unseren Melkstand, den wir in dieser Zeit gebaut haben, haben wir über ein langfristiges Darlehen finanziert. Mit allen anderen Investitionen waren wir in dieser Zeit sehr vorsichtig und hatten auch keine großen Ausgaben für zum Beispiel Löhne.

LVN: Welche Schritte würden Sie gerne in naher Zukunft für Ihren Betrieb umsetzen?

Ihno Groeneveld: Im Moment melken wir 110 Milchkühe – das ist für uns eine optimale Größe, die wir nicht erweitern möchten. Mit dem Ackerbau zusammen ist das ein guter Mix. Sicher möchten wir an der Nutzungsdauer und der Milchleistung der Kühe arbeiten. Und, wenn uns Flächen angeboten werden, dann nehmen wir die auf. Ansonsten passt das Konzept „Familienbetrieb mit einem Angestellten“ für uns.

LVN: Sie bilden seit 50 Jahren Auszubildende auf Ihrem Hof aus. Was macht Ihnen daran besonders Freude und was hat sich in den 50 Jahren in der Arbeit mit den Azubis verändert?

Ihno Groeneveld: Ich bin mit Azubis groß geworden, habe mir sogar einmal das Zimmer mit einem geteilt. Inzwischen wohnen die Azubis bei uns in einer eigenen kleinen Wohnung. Mir macht die Arbeit mit den jungen Menschen viel Spaß. Natürlich ist nicht jeder gleich. Aber die meisten bringen frischen Wind mit und auch neue Ideen. Heute ist der Anspruch für Azubis und Ausbilder deutlich höher geworden – es wird sehr viel mehr verlangt. Aber die meisten sind auch sehr interessiert.

LVN: Wie engagieren Sie sich im Dorf und umzu?

Ihno Groeneveld: Ich arbeite aktiv im Kirchenrat, meine Frau im Dorfverein – dadurch haben wir viel Kontakt zu den Menschen im Dorf. Seit 30 Jahren machen wir beim Mai-Umzug mit und fahren mit 50 – 60 Kindern auf unserem Trecker mit zwei Anhängern durchs Dorf. Manche Kinder und ihre Eltern besuchen uns ein paar Tage später und wollen Hof und Kühe sehen. Viele Jahre war ich im Stadtrat in Emden engagiert. Leider waren die Sitzungen immer schon um 17 Uhr. Der Versuch, die Sitzungen auf 18 Uhr zu verschieben, ist leider schon in der eigenen Fraktion gescheitert. Mit Nicht-Landwirten komme ich seit 10 Jahren aber auch über die Emder Lions ins Gespräch. Hier geht es z.B. bei Hausabenden immer wieder um landwirtschaftliche Themen.

LVN: Was würden Sie antworten auf die Frage: Ich bin Milchbauer, weil … ?

Ihno Groeneveld: … ich schon als Kind immer mit in den Stall wollte. Nach der Ausbildung konnte ich ganz neu mit der Milchwirtschaft anfangen. Ich habe mich ganz bewusst für Kühe entschieden, nachdem ich in der Ausbildung die verschiedenen Ausrichtungen Ackerbau, Milcherzeugung und Schweinemast kennengelernt habe. Ich wusste einfach, dass ich Milchbauer werden wollte.

LVN/Licher

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