Bericht der EU-Kommission zu den Aussichten auf den Agrarmärkten im Zeitraum 2008 bis 2015

Bericht der EU-Kommission zu den Aussichten auf den Agrarmärkten im Zeitraum 2008 bis 2015

Die Vorausschätzungen im Bericht stützen sich auf bis Ende Januar 2009 verfügbare Statistiken und Informationen sowie auf eine Reihe von Annahmen: Die Gemeinsame Agrarpolitik wird entsprechend den zuletzt im Rahmen der Gesundheitsüberprüfung im November 2008 getroffenen Beschlüssen umgesetzt (Aufstockung der Milchquoten und Auslaufen der Milchquotenregelung im Jahr 2015, Modulation der Direktzahlungen etc.). Ferner wird als wesentliche Annahme unterstellt, dass die bestehenden WTO-Verpflichtungen eingehalten werden und auch in den Jahren 2008 bis 2015 unverändert fort gelten.
Gegenüber dem Vorjahresbericht wurden die Annahmen zum wirtschaftlichen Umfeld des Agrarsektors vor dem Hintergrund der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise maßgeblich revidiert. Nach einer Wachstumsrate für die Gesamtwirtschaft in der EU von 1,0 % in 2008 wird für 2009 ein Rückgang um 1,8 % eingeschätzt. In den Folgejahren wird dann eine langsame Erholung mit Zuwächsen von gut 2 % ab dem Jahr 2012 erwartet. Im Bericht wird angemerkt, dass die Annahmen zum Bevölkerungswachstum, der Inflation sowie zur Währungsrelation US-Dollar/Euro wegen der schwierigen Abschätzung von Dauer, Ausmaß und Konsequenzen der Finanz- und Wirtschaftskrise mit bedeutenden Unsicherheiten behaftet sind, die letztlich auch die Markteinschätzungen für Agrarprodukte beeinflussen können. Beispielhaft werden als mögliche und nicht auszuschließende Folgen der Krise stärkere Schwankungen der Währungsrelationen oder den Welthandel verzerrende Politikmaßnahmen einzelner Staaten genannt.

Aussichten für den Milchmarkt der EU-27

Aufgrund des ausgeprägten Rückgangs der Preise für Milchprodukte in den letzten Monaten wird für 2009 ein substanzieller Rückgang der Erzeugermilchpreise erwartet. Angesichts des Marktdrucks wird der Einsatz der Marktstützungsmaßnahmen zum Marktausgleich als unvermeidbar beschrieben. Im Jahr 2009 könnten die Ankäufe zur Intervention bei Magermilchpulver 120.000 t und bei Butter 70.000 t erreichen. Ergänzend werden Erstattungen zur Stützung der EU-Exporte als notwendig angesehen.
Da die EU- und Weltmarktnachfrage nach höherwertigen Milchprodukten durch die negativen Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die verfügbaren Einkommen begrenzt bleibt, dürften nach der Einschätzung im Bericht die Milchpreise auch in der ersten Hälfte des Prognosezeitraums auf dem gedrückten Niveau verbleiben.
Die Erzeugerpreisentwicklung bewirkt eine Dämpfung der Milcherzeugung und -anlieferung, so dass die Quotenjahre 2008/09 und 2009/10 mit einer wachsenden Unterlieferung der in der EU verfügbaren Anlieferungsquoten abschließen werden. Die mittelfristige Projektion geht dann von einer allmählichen Erholung aus. Für das Ende der Vorhersageperiode im Jahr 2015 wird eine Erzeugung von 151,4 Mio. t Milch in der EU-27 erwartet, 2,3 % oder 3,4 Mio. t mehr als im Jahr 2007. Die Milchanlieferung an die Molkereien der EU-27 nimmt mit einem Plus von 5,4 Mio. t auf 138,2 Mio. t im Jahr 2015 stärker zu, da insbesondere in den osteuropäischen Beitrittsländern ein steigender Anteil der erzeugten Milch an Molkereien angeliefert wird.
Mit Abschaffung der Quote im Jahr 2015 wird eine Zunahme der Milchproduktion um 1,6 Mio. t (+ 1,1 %) sowie ein Anstieg der Milchanlieferung um 1, 9 Mio. t (+ 1,4 %) gegenüber dem Vorjahr erwartet.
Die kurzfristigen Aussichten der Märkte für Frischprodukte und Käse werden durch eine verhaltenere Nachfrage am EU- und Weltmarkt bestimmt. Dennoch werden die mittelfristigen Perspektiven als günstig eingeschätzt, so dass die Käseproduktion ab 2011 wieder ein stabiles Wachstum zeigt. Nach der Vorausschau erhöht sich die Käseproduktion im Zeitraum 2007 bis 2015 um 0,947 Mio. t (+ 10,6 %) auf rd. 9,9 Mio. t. Etwa ein Fünftel (0,180 Mio. t) des Zuwachses entfällt dabei auf die neuen Mitgliedstaaten.
Für das Jahr 2015 wird für die EU-27 ein Käseverbrauch von insgesamt 9,445 Mio. t prognostiziert. Die Zunahme um 1,014 Mio. t bzw. 12 % gegenüber dem Jahr 2007 liegt damit über dem Produktionszuwachs. Aus dieser Entwicklung resultiert eine im Zeitablauf sinkende Verfügbarkeit für den Export aus der EU, so dass die Ausfuhren in den letzten Jahren des Prognosezeitraums abnehmen und im Jahr 2015 dann 0,525 Mio. t (- 11,8 % zur Ausfuhrmenge des Jahres 2007) erreichen.
Die nachlassende Nachfrage nach Butter und Magermilchpulver hat zum Jahresende 2008 das Absinken der Preise auf das Interventionsniveau und ansteigende Bestände in privater Hand bewirkt. Im Bericht wird davon ausgegangen, dass die Nachfrage am Binnenmarkt und vom Weltmarkt in der kurzfristigen Perspektive schwach bleiben wird, so dass die Intervention ein attraktives Ventil für diese Produkte bleibt. Die Reaktivierung der Exporterstattungen kann die EU-Ausfuhren unterstützen, jedoch wird erwartet, dass eine geringe Nachfrage und ein starker Wettbewerb durch Ausfuhrländer mit niedrigeren Kosten und Preisen die EU-Ausfuhrmöglichkeiten bei Butter und Magermilchpulver kurz- und mittelfristig begrenzen werden.
Vor dem Hintergrund eines zunehmenden Rohstoffeinsatzes für die Herstellung von Frischprodukten und Käse sowie der während des Zeitraumes, in dem die Interventionsbestände wieder abgebaut werden, gedrückten Preise, wird für die mittelfristige Entwicklung der Butter- und Magermilchpulverproduktion ein stetiger Rückgang erwartet.
Für 2015 wird die Butterproduktion mit 1,949 Mio. t beziffert, was einem Rückgang um 9,4 % bzw. 0,202 Mio. t im Vergleich zu 2007 entspricht. Hinsichtlich des Verbrauchs geht die Kommission von einem weiter leicht rückläufigen Trend aus. Der Rückgang um 2,0 % auf 2,009 Mio. t im Jahr 2015 bleibt hinter der Produktionseinschränkung zurück, so dass ein Abbau der neu entstandenen Butter-Interventionsbestände nach der Prognose bis zum Jahr 2012 erfolgen kann. In den Folgejahren führt die erwartete Produktions- und Verbrauchsentwicklung zu sinkenden Butterexporten der EU.

Die Herstellung von Magermilchpulver wird für das Jahr 2015 mit 0,787 Mio. t. eingeschätzt. Gegenüber dem Jahr 2007 entspricht dies einem Rückgang um 0,126 Mio. t bzw. 13,7 %. Dennoch sieht die EU-Kommission aufgrund der begrenzten Nachfrage am EU-Binnenmarkt und dem starken Wettbewerb am Weltmarkt bis zum Ende der Vorhersageperiode keine vollständige Räumung der MMP-Interventionsbestände.

DRV/LVN

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