Fortbildung: Einheitsbrei oder Extrawurst?

19. November 2015

Fortbildung: Einheitsbrei oder Extrawurst?

Die Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen e.V. (LVN) hat diese Themen deshalb in ihr diesjähriges Fortbildungsprogramm aufgenommen. Am 16. November veranstaltete sie gemeinsam mit den kompetenten Partnern Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Sektion Niedersachsen (DGE) sowie erstmalig auch mit der Volkshochschule Hannover (VHS) eine Fortbildung mit dem provokanten Titel „Einheitsbrei oder Extrawurst?“
Rund 80 Teilnehmer verfolgten am frühen Abend zwei spannende Vorträge von renommierten Ernährungsexpertinnen. Die Ernährungswissenschaftlerin Dr. Claudia Laupert-Deick (Praxis für Ernährungstherapie und Beratung, Bonn) stellte die alternativen Ernährungstrends vegetarische und vegane Ernährung vor und erläuterte, ob diese Ernährungsformen für Kinder und Jugendliche geeignet sind.
Diplom-Oecotrophologin (Univ.) Christiane Schäfer (Ernährungsberaterin in einer Allergologischen Schwerpunktpraxis, Hamburg) beschäftigte sich mit den häufigsten Allergien und Unverträglichkeiten und beriet, wie die Kita- und Schulverpflegung die besonderen Ansprüche meistern kann.

Die Tipps aus den Vorträgen

  • Die Empfehlungen der DGE und des Forschungsinstituts für Kinderernährung stellen die Grundlage für eine ausgewogene Säuglings- und Kinderernährung dar. Beide empfehlen eine optimierte Mischkost unter Berücksichtigung von pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln.
  • Nach dem ersten Lebensjahr gilt die Devise: „Je abwechslungsreicher aus den Lebensmittelgruppen gewählt wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass alle Nährstoffe ausreichend zugeführt werden.“
  • Eine vegetarische Ernährung bedarf der besonderen Berücksichtigung verschiedener Nährstoffe. Als potentiell kritische Nährstoffe gelten im Kindes- und Jugendalter Eisen, Jod, Vitamin D, Zink, Omega-3-Fettsäuren und Calcium. Eine detaillierte Auswahl und Zufuhr von Lebensmitteln wie Hülsenfrüchte (Soja, Erbsen, Bohnen, Linsen), hochwertigen Getreidesorten (z.B. Quinoa, Amaranth) sowie angemessene Portionsgrößen sind notwendig, damit es nicht zu einer Mangelernährung kommt.
  • Eine vegane Ernährung ist für Kinder und Säuglinge nicht geeignet, weil es derzeit keine wissenschaftlich fundierten Ernährungspläne gibt, die eine ausgewogene Nährstoffversorgung sicherstellen. Eltern, die ihre Kinder vegan ernähren, benötigen ein enges ärztliches Monitoring sowie die Supplementation zahlreicher Nährstoffe. Im Unterschied zu den USA sind die meisten Lebensmittel in Deutschland nicht supplementiert.
  • Zu beachten sind die sozialen Auswirkungen besonderer Ernährungsformen bei gemeinsamen Mahlzeiten in Kita/Schule (Ausgrenzung, Ängste, schlechtes Gewissen). Außerdem wird die Autonomie der Kinder eingeschränkt, sie dürfen nicht alles Neue bei Tisch probieren.
  • Bei den Nahrungsmittelunverträglichkeiten unterscheidet man die mengenunabhängigen (z.B. Zöliakie und immunvermittelte Nahrungsmittelallergien), die mengenabhängigen (z.B. Lactoseintoleranz) und die lifestylebedingten (z.B. Ballaststoffunverträglichkeit).
  • Ist eine Nahrungsmittelallergie ärztlich diagnostiziert, sind Eltern gefordert, der Kita oder der Schule Lebensmittellisten (erlaubt/nicht erlaubt) zur Verfügung zu stellen. Gemeinsam sollte ein Notfallplan erarbeitet werden.
  • Lactoseintoleranz ist bei Kindern selten klinisch relevant. In der Therapie ist es wie bei allen mengenabhängigen Unverträglichkeiten (auch Fructose) das Ziel, den individuellen Schwellenwert herauszufinden. Dazu ist zunächst eine deutliche Einschränkung notwendig. Danach ist zügiges Erweitern der Lebensmittelauswahl zwingend für den Therapieerfolg. Vermeiden sollte man Milch und Milchprodukte aus dem Normalsortiment (auch Ziege, Schaf und Pferd) sowie weiche Käsesorten und Convenience-Produkte mit Milchbestandteilen. Erlaubt ist eine lactosereduzierte Kost mit Schnitt- und Hartkäsesorten.

Beide Referate boten reichlich Informationen und praktische Tipps für das sehr interessierte Publikum und gaben Anstöße für lebhafte Diskussionen.
Bilder von der Fortbildung sind in einer Bildergalerie unter www.milchwirtschaft.de zu finden.

LVN/Licher

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