Landesvereinigung der Milchwirtschaft wählt neuen Vorstand und stellt ihre Arbeit anlässlich der 33. Mitgliederversammlung in Hannover vor
Milchwirtschaftlicher Dachverband: Vorstand und
Geschäftsführung neu berufen
Am 7. November beging die Landesvereinigung der
Milchwirtschaft Niedersachsen e.V. (LVN) in
Isernhagen bei Hannover ihre 33. Mitgliederversammlung. Vorstandsvorsitzender
Peter Cornelius konnte insgesamt 180 Gäste, darunter die Vertreter der 22
Mitgliederorganisationen, anlässlich seiner Ansprache begrüßen.
Quoteüberflüssig wie ein Kropf
In einem ausführlichen Grußwort zeigte Landvolkpräsident
Werner Hilse den 180 Gästen auf, dass es in Zukunft nicht darum gehe, neue
Marktregelungen zu schaffen, sondern die Verbesserung der Chancen auf den
Weltmärkten anzusteuern. Diese sieht Hilse für Deutschland insbesondere in der
Innovationsführerschaft und der Qualitätsführerschaft. Weltweit gesehen,
seien die Land- und Ernährungswirtschaft an einem“Break even“angekommen, das Nachfragepotential wachse, so werde sich der Kalorienbedarf bis
2025 verdoppeln. Energie und Lebensmittel würden knapper, so dass
Marktregulierungen wie die Quote überflüssig wie ein Kropf seien. Der geplante
Ausstieg aus der Quotenregelung im Jahre 2015 ist seiner Meinung nach zu spät.
Er werde sich in der EU für einen Ausstieg in 2013 einsetzen und dabei auf die
deutsche Ratspräsidentschaft in Brüssel setzen. Die Landwirte seien bereit
für eine Regelung über den Preis.
Der LVN-Vorstandsvorsitzende Peter Cornelius schloss sich in
punkto Quotenausstieg den Worten des Landvolkpräsidenten an und wies auf zwei
weitere Problembereiche für die milcherzeugenden Landwirte hin:
1. Die Schwierigkeiten bei der Regelung zur Übergabe eines
Milcherzeugerbetriebes
2. Die Einrichtung von Vogelschutzgebieten in milchreichen Küstengebieten
QM-Milch – erfolgreicher Abschluss der ersten
Hof-Auditperiode
Im Bericht der Geschäftsführung gab der in der
Mitgliederversammlung neu bestellte Geschäftsführer der LVN, Dr. Werner
Rüther, der weiterhin als Milchreferent im Landvolk Niedersachsen –
Landesbauernverband e.V. tätig sein wird, zunächst eine Prognose für den zu
erwartenden Milchauszahlungspreis für 2006 ab. Die LVN rechne mit
durchschnittlich 26,8 Cent bei durchschnittlichen Inhaltsstoffen. Das wären 0,2
Cent weniger als im Vorjahr. Der Rückgang wäre im Vergleich zum
Bundesdurchschnitt unterdurchschnittlich. Im weiteren ging Rüther auf die
Ergebnisse im Bereich QM-Milch ein. Seit rund 3 Jahren erfolge in Niedersachsen
eine Abnahme der Produktionsbedingungen auf den Milcherzeugerbetrieben im
Auftrag der Molkerei. Im sogenannten Hof-Audit wurden insgesamt 13.701
Milcherzeuger auditiert, rund 96 Prozent bestanden das Audit schon im ersten
Anlauf. Nur ganz wenige Betriebe bestanden das Audit auchin den Nachaudits
nicht und wurden solange von der Milchabholung ausgeschlossen, bis die Auflagen
erfüllt waren oder sie haben die Milcherzeugung aufgegeben, so Rüther. Auf
Bundesebene sei eine neue Audit-Checkliste u.a. mit Vorschlägen aus
Niedersachsen erarbeitet worden, die ab Herbst 2006 in Niedersachsen eingeführt
wird. Ebenfalls gebe es eine neue Rahmenvereinbarung mit QS. Durch die
Verknüpfung von QS und QM auf Bundesebene könnten jetzt auch Schlachtkühe von
QM-Betrieben ohne zusätzliches QS-Audit unter QS vermarktet werden.
Dachverband in den niedersächsischen Regionen vor Ort
Im weiteren Verlauf des Berichtes referierte Dr. Rüther über
die Tätigkeitsfelder der LVN im Bereich Werbung. Er stellte die große Zahl der
Veranstaltungen zwischen Nordsee und Harz heraus, auf der die Mitarbeiter der
LVN die niedersächsische Milchwirtschaft im Jahr 2006 vertraten. Ob in Schulen,
landwirtschaftlichen Betrieben, Werkskantinen,auf Sportveranstaltungen,
Ausstellungen oder bei Gesundheitstagen in Ministerien und im Landtag – eine
Milchbar und Milch-Infos waren stets dabei. Letztere stehen auch im Mittelpunkt
einer CD, mit deren Hilfe Ärzte eine individuelle Ernährungsberatung bei
Krankheitsbildern wie Osteoporose und Gicht durchführen können. Für die CD
konnte die LVN im Laufe des Jahres großes Interesse in Arztpraxen gewinnen.
Mit dem Milchlandpreis habe die LVN wieder sehr erfolgreich die moderne,
leistungsfähige Milchwirtschaft in den öffentlichen Fokus gerückt. Das
Gewinnerehepaar Scholten-Meilink aus demletzten Jahr habe allein 50
Veranstaltungen in ihrer Funktion als“Bester Milcherzeuger“auf ihrem
Betrieb durchgeführt. Die neuen Preisträger des Milchlandpreises, mit
Mechthild und Hartwig Meyer aus Kettenkamp an der Spitze, seien erneut
Botschafter für die Regionen und die verarbeitenden Molkereien.
Auf die Einzigartigkeit der Kuh, ihrer Produkte und deren Bedeutung für
Niedersachsen weise das Projekt umden KUHPOL, eine Art multifunktionales
Gebäude, an und in dem sich alles um die Milch, Milchwirtschaft und
selbstverständlich um die Kuh drehen soll, hin. Mit einer Ausstellung zum
KUHPOL, in der Grafiken und Modelle eines solchen touristischen
Anziehungspunktes gezeigt werden, ist die LVN mittlerweile auf eine Tour durch
Niedersachsen gegangen. Nach dem erfolgreichen Auftakt in Oldenburg wanderte die
Ausstellung im Herbst weiter über Remels in Ostfriesland nach Cloppenburg. Im
nächsten Jahr sind die Ausstellungsorte Emden, Cuxhaven und Lamstedt fest
gebucht.
Mehrere Gemeinden hätten inzwischen Interesse am Bau eines KUHPOLs gezeigt.“Wir können davon ausgehen, dass der KUHPOL keine Vision bleiben
wird“, so Rüther zum Abschluss seines Berichtes.
Prüfungen und Finanzpläne
Im weiteren Verlauf der Tagesordnung berichtete Johannes
Freundlieb – NWPG Treuhand GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Oldenburg –
über eine beanstandungsfreie Prüfung der Jahresrechnung und der
Jahresabschlüsse für das Rechnungsjahr 2005 und Heinz Korte über eine
beanstandungsfreie Kassenprüfung. Die Genehmigung der Jahresrechnung und des
Jahresabschlusses erfolgte ebenso einstimmig wie die Entlastung des Vorstandes
und der Geschäftsführung.
Als neuer Kassenprüfer wurde Eberhard Mysegades gewählt, der
dann mit dem wiedergewählten Sönke Voss das Jahr 2006 prüft. Weiterhin sprach
sich die Mitgliederversammlung einstimmig für die Beauftragung der NWPG
Treuhand GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Oldenburg, für die nächste
Abschlussprüfung aus.
Einen umfassenden Überblick über die Umlageverwendung 2007 gab im Anschluss
die ebenfalls während der Mitgliedersammlung neu bestellte Geschäftsführerin
Kristine Kindler. Dabei ging sie ausführlich auf die Einnahmen- und
Ausgabensituation der Umlageverwendung sowie der LVN im Rahmen der
Institutionellen Förderung ein. Sie berichtete über die einzelnen
Titelansätze und die daraus zu finanzierenden Maßnahmen. Im Jahr 2007 würden
auf Basis von 4,9 Milliarden kg Milch gut 3 Mio. Euro Umlage aufkommen. Die
Ausgaben des wirtschaftlichen Geschäftsbetriebes der LVN, in dessen Rahmen die
Maßnahmenhaushalte“Werbung“und“Qualität“bewirtschaftet
werden, würden aufgrund der Vorsteuerabzugsberechtigung erfreulicherweise
unabhängig von der Mehrwertsteuererhöhung bleiben. Abschließend ging Kindler
auf die Entwicklung des Personalbereiches der LVN ein. Seit 1987 seien 46 % der
Stellen und 17 % der Personalkosten abgebaut worden. Die noch verbliebenenrd.
20 Stellen stellten aber das nicht mehr zu unterschreitende Limit dar.
Die Abstimmungüber den vorgelegten Umlageverwendungsplan und
den Wirtschaftsplan für das Haushaltsjahr 2007 erfolgte einstimmig. Er wird als
Vorschlag bei der Bewilligungsbehörde eingereicht.
Wechsel im Vorstand und Bestellung der Geschäftsführung
Einen besonderen Dank richtete Peter Cornelius an Hans-Georg
Wilckens, der die LVN als zweiter Vorsitzender in den letzten fünf Jahren mit
viel Engagement und als kompetenter Verhandlungspartner geführt und
unterstützt habe. Als Zeichen der Anerkennung wurde Herr Wilckens mit einer
Goldenen Olga-Ehrennadel ausgezeichnet und erhielt von der Belegschaft ein von
dieser ganz besonders gestaltetes“schwarzbuntes Kuhmodell“. Er tritt
nach der Mitgliederversammlung seinen wohlverdienten Ruhestand an, für den ihm
viele gute Wünsche auf den Weg gegeben wurden.
Zum Nachfolger wurde Jan Heusmann aus Loxstedt bei Bremerhaven gewählt. Er
bewirtschaftet dort gemeinsam mit seinem Bruder einen Betrieb mit 330
Milchkühen und liefert deren Milch an die Nordmilch.
Offiziell bestellt wurden auch die beiden neuen
Geschäftsführer der LVN, Kristine Kindler und Dr. Werner Rüther, die die
Geschäftsführung der LVN in Nachfolge von Karl Osmers bereits seit Juli 2006
übernommen hatten. Die Mitgliederversammlung 2005 hatte bereits ihre Zustimmung
zur Übertragung der Geschäftsbereiche“Werbung“und“Verwaltung“an Frau Kindler und den Geschäftsbereich“Qualität“an Herrn Dr. Rüther zugestimmt.
Die aufgrund der nunmehr gleichberechtigten Geschäftsführung erforderlichen
Änderungen der Satzung und der Vereinsordnung wurden einstimmig genehmigt.
Milcherzeugung und Milchverarbeitung müssen bis
spätestens 2015 weltmarktfähig sein
Zu dieser Schlussfolgerung kam der Staatssekretär
Friedrich-Otto Ripke aus dem niedersächsischen Ministerium für den ländlichen
Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in seinem Vortrag zum
Thema“Der Milchmarkt unter agrarpolitischem Anpassungsdruck“. Bei den
Milcherzeugern gebe es derzeit entgegen allgemeiner Erwartung eine befriedigende
Einkommenssituation. Die Erzeugerpreise seien deutlich weniger gesunken als es
durch die Absenkung der Interventionspreise erwartet worden war. Dies sei auch
den großen Anstrengungen und teilweise schmerzhaften Rationalisierungsschritten
der Molkereien zu verdanken.
Doch hinsichtlich der Quotenausstattung liege Niedersachsen zwar im
Bundesvergleich mit ganz vorne, im Vergleich zu anderen EU-Ländern aber weit
zurück. Auch die Milchindustrie in Niedersachsen sei, gemessen an anderen
Bundesländern, gut aufgestellt; im EU- und Weltmaßstab aber noch zu klein, um
auf Dauer wettbewerbsfähig zu sein.
Angesichts der WTO-Forderungen nach nachhaltiger Senkung der
Exportförderung und der Aufhebung der Importbeschränkungen für Milchprodukte
werde die Milchquotenregelung immer problematischer. Die Tendenz deute auf
weitere Annäherung der Weltmarktpreise für Milchprodukte an die Preise in der
EU hin. Auch von daher werde sich eine Quotenregelung erübrigen, weil sie die
Exportchancen der EU auf Dauer eher behindere. Die Milchwirtschaft tue gut
daran, sich verstärkt dem internationalen Wettbewerb zu stellen. Denn die
Quotenregelung laufe spätestens zum 01.04.2015 aus.
Deshalb werde sich die Milchwirtschaft rechtzeitig auf die veränderte Situation
einstellen müssen, sei es durch die Erschließung neuer Märkte oder durch
geänderte vertragliche Vereinbarungen zwischen Molkereien und Milcherzeugern.
Aufgabe des Staates werde es in den kommenden Jahren sein, die Rahmenbedingungen
den veränderten Verhältnissen anzupassen. Zunächst sei davon auszugehen, dass
ab 2007 die vorgesehene Bildung von nur noch zwei Verkaufsgebieten für
Milchquoten in Deutschland einen dämpfenden Effekt auf die Quotenpreise haben
werde. Ab 2010 rechne man dann mit der bundesweiten Handelbarkeit von
Milchquoten. Er wünsche sich, dass die Quotenpreise rasch gegen Null tendieren
und damit zu einer spürbaren finanziellen Entlastung der expansionswilligen
Milcherzeuger führten.
In Norddeutschland zeige sich ein wachsender Optimismus und eine damit
verbundene Investitionsbereitschaft bei den Milcherzeugern.
Das Land unterstütze diese Entwicklung durch umfangreicheFörderangebote für
Milcherzeuger. An erster Stelle sei hier das AFP zu nennen: Insgesamt flössen
ab dem nächsten Jahr 60 % der gesamten Fördermittel des AFP an Rindvieh
haltende Betriebe.
Darüber hinaus eröffne das Niedersächsische Agrarumweltprogramm den
Milcherzeugern neue Fördermöglichkeiten, z.B. im Wegebau. Weiterhin werde er
sich für die Förderung der Sommerweidehaltung einsetzen. Für die
ausgeweiteten Vogelschutzgebiete würde das ML keine Auflagen erheben, um den
dort arbeitenden Betrieben ein Wachstum zu ermöglichen.
Vorrangiges Ziel müsse es sein, die niedersächsischeLandwirtschaft bis 2015
wettbewerbsfähig für den Weltmarkt zu machen, dabei seien aber strukturelle
Anpassungen, sowohl für die Milcherzeuger als auch für die Molkereien,
notwendig. Den Landwirten sprach der Staatssekretär seinen Dank aus und
ermutigte sie, die Eigenkontrollen auf den Höfen beizubehalten.
Auch Hans-Georg Wilckens forderte in seinen abschließenden
Worten“freie Bahn für den Weltmarkt“. Er gratulierte seinem
Nachfolger Jan Heusmann zur Wahl und wünschte diesem viel Erfolg bei seiner
neuen Aufgabe. Wilckens bedankte sich bei der Geschäftsführung und den
LVN-Mitarbeitern, die“hochmotiviert für uns Milcherzeuger arbeiten“und bei Peter Cornelius für die offene und vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Bilder zur dieser Veranstaltung finden Sie hier
LVN/Licher
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