Milchlandpreis 2021: Familie Tiedemann aus Bremervörde-Mehedorf gewinnt die Bronzene Olga

Gewinner der Bronzenen Olga

28. Januar 2022

Andreas Tiedemann im Interview mit der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen e.V. (LVN).

Am 10. Dezember 2021 war die Freude groß, als Familie Tiedemann die Auszeichnung der Bronzenen Olga auf der Bühne in Bad Zwischenahn übergeben bekam.

Gewinner der Bronzenen Olga 2021: Familie Tiedemann

Martina und Andreas Tiedemann sowie Margret und Dieter Tiedemann bewirtschaften in Bremervörde-Mehedorf einen insgesamt 147 Hektar großen Betrieb. Die insgesamt 270 Milchkühe erbringen eine sehr gute Milchleistung von rund 10.540 Kilogramm pro Kuh und Jahr bei einem Fettgehalt von 4,03 Prozent und einem Eiweißgehalt von 3,56 Prozent. Geliefert wird die Milch an die DMK Deutsches Milchkontor eG.

Interview mit Andreas Tiedemann

Im nachfolgenden Interview mit der LVN gibt Andreas Tiedemann spannende Einblicke in den Hofalltag und erzählt, wie die Familie die Teilnahme am Milchlandpreis 2021 erlebt hat.

Was hat Sie dazu veranlasst, sich für den Milchlandpreis 2021 zu bewerben?

Eine Bewerbung hatte ich schon vor einigen Jahren vor. Damals war ich jedoch noch kein Betriebsleiter. Außerdem haben wir in den vergangenen Jahren den Kälberstall und anschließend den Kuhstall mit Melkzentrum gebaut, sodass die Zeit erst dann für die Teilnahme vorhanden war. So kam es, dass meine Mitarbeiterin und ich in 2021 gemeinsam am Tisch saßen und das Prospekt über den Milchlandpreis in den Händen hielten. Daraufhin beschlossen wir, endlich mitzumachen.

Der Unternehmerpreis honoriert nachhaltiges Wirtschaften. Warum ist Ihnen Nachhaltigkeit so wichtig? Worauf legen Sie in Ihrem Betrieb besonders Wert?

Wir haben bereits an dem geförderten Projekt der Nachhaltigkeitsberechnung „RISE“ mitgemacht, um Schwachstellen für Verbesserungen auf dem Betrieb aufzudecken. Beispiele hierfür sind die Reduzierung von bestimmten Pflanzenschutzmitteln, die höhere Rückstände im Boden haben als andere, oder Einsparpotenziale von Energie. Hier sind auf unserem Betrieb noch Reserven vorhanden – durch den Bau von Solaranlagen auf dem Dach oder einer Windmühle. Aber wir haben ja auch noch nicht die Goldene Olga gewonnen, sondern die Bronzene. 😄

In den vergangenen Jahren haben sieben Ihrer Kühe die 100.000-Liter-Marke geschafft. Gratulation! Welche Maßnahmen haben Ihrer Meinung nach diese tolle Leistung ermöglicht?

Ziel ist es natürlich, die Kühe so lange wie möglich im Bestand zu halten. Dabei muss man ein größeres Augenmerk auf ältere Kühe legen, vor allem beim Kalben und die Zeit danach. Da lässt man eine ältere Kuh auch schon mal ein paar Tage länger im Stroh, damit sie sich erholen kann, bevor sie wieder in die Herde geht.

Sie setzen bei der Bewirtschaftung Ihres Betriebes auf mehrere Fremdarbeitskräfte. Wie ist die Arbeitsteilung auf Ihrem Betrieb organisiert?

Zum einen haben wir eine feste Melkerin, die morgens und abends zum Melken kommt. Zum anderen sind bei uns zwei Aushilfsmelkerinnen angestellt, die abends ebenfalls beim Melken unterstützen. Unsere feste Mitarbeiterin melkt morgens mit und kümmert sich danach um das Besamen, Umstallen der Tiere und sonstige allgemeine Tätigkeiten. Unsere Herdenmanagerin in Teilzeit kümmert sich um die Klauenpflege und um die Betreuung der Kühe rund um das Kalben. Mein Vater übernimmt den Großteil des Fütterns. Unser Auszubildender ist schließlich überall mit dabei und versorgt hauptsächlich die Kälber. Ich kümmere mich im Sommer mehr um die Außenwirtschaft, übernehme das Büro und bin dort im Einsatz, wo eine Kraft gebraucht wird. Des Weiteren sind auf unseren beiden Pachtbetrieben die ehemaligen Betriebsleiter auf Minijob-Basis beschäftigt. Sie schieben dort das Futter ran, machen sauber und schauen nach den Tieren.

Sie bilden auf Ihrem Betrieb aus. Was reizt Sie an der Rolle als Ausbilder?

Generell reizt mich die Arbeit mit jungen Menschen. Es ist toll, dabei immer wieder zu sehen, wie sich die Auszubildenden weiterentwickeln und das Erlernte auch umzusetzen.

Bei Ihrem Grünland handelt es sich um Moorböden. Ein neues EU-Klimagesetz regelt, dass bis 2030 CO2-Emissionen deutlich gesenkt werden müssen. Die Vernässung von Moor umfasst dabei eine Stellschraube auf dem Weg dahin. Wie gehen Sie mit aktuellen Forderungen um, landwirtschaftlich genutzte Moorflächen wieder zu vernässen?

Bei uns gibt es zwar auch Moorböden, aber diese sind damals größtenteils abgetorft worden, sodass viele Flächen bereits in Sand übergehen. Wenn man bei uns das Moor wieder vernässen wollte, müsste man die Pumpen abschalten. Dann wäre allerdings eine Landwirtschaft vor Ort nicht mehr möglich. Ich glaube auch, dass hier dann keiner mehr wohnen wollen würde. So ein Vorgehen ist vielmehr in Regionen sinnvoll, in den Flächen bereits brachliegen und noch Moor vorhanden ist. Zudem findet eine Betrachtung aktuell sehr einseitig statt. Wenn man bedenkt, wieviel CO2 unsere Pflanzen aufnehmen und was zum Beispiel der Mais an Sauerstoff produziert, ist unsere Bilanz mit Sicherheit nicht so schlecht.

Gibt es trotz der Auszeichnung mit der Bronzenen Olga noch Stellen, an denen Sie etwas auf Ihrem Hof verändern möchten?

Natürlich. Unsere Futterkosten sind beispielsweise im Vergleich zu anderen Betrieben noch zu hoch. Darüber hinaus möchten wir uns noch einen zweiten Spaltenroboter zulegen und Ventilatoren im Stall installieren.

Wo sehen Sie Ihren Betrieb in 10 Jahren?

Eine schwere Frage. Früher hatte man eine verlässliche Politik und konnte weiter im Voraus planen. Heute ändern sich Gesetze und Bestimmungen jedes Jahr. Immer wieder ist das, was vorher noch richtig war, auf einmal falsch. Keiner weiß, was wir in ein, zwei oder fünf Jahren für Rechtsvorschriften haben. In den letzten Jahren hat meine Familie viel investiert. Daher wird es unseren Betrieb vermutlich auch noch in zehn Jahren geben. Ich denke, wir haben nun eine ordentliche Größe erreicht und werden nun nicht mehr großartig an eine Vergrößerung denken. Vielmehr an das Optimieren und die Tatsache, dass wir uns, so gut es geht, an die Politik anpassen müssen.

Ein großes Hobby von Ihnen ist das Tischtennis spielen. Seit 15 Jahren sind Sie Mannschaftsführer. Warum gehen Sie gerade dieser Sportart mit so viel Passion nach?

Mit Tischtennis habe ich angefangen, weil mir das Fußballspielen zu sehr auf die Knochen ging. Ich habe Lust mit meiner Mannschaft zusammen loszufahren, Tischtennis zu spielen und im Anschluss zusammenzusitzen, um sich miteinander auszutauschen. So kommt man vor allem einmal raus und auf andere Gedanken. Ich finde es wichtig, dass Menschen ein Ehrenamt übernehmen. Sonst würden unsere Vereine vor Ort aussterben – und das wäre sehr schade.


Sie möchten das Hofporträt von Familie Tiedemann anschauen oder mehr über den Milchlandpreis erfahren? Weitere interessante Informationen, Bilder und Videos haben wir auf dieser Seite für Sie bereitgestellt.

LVN

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