MRSA-Test beweist: Bauern nicht belasteter als andere Bürger

11. Juni 2015

MRSA-Test beweist: Bauern nicht belasteter als andere Bürger

MRSA-Wert liegt unter dem Durchschnitt
Damit sei das Ergebnis so, wie er sich es gedacht hatte, resümiert Genossenschaftsgeschäftsführer Bernd Terhalle. Es sei zwar schwierig, Vergleichswerte heranzuziehen. Doch Untersuchungen zufolge sollen ein bis zwei Prozent der Bevölkerung in Deutschland MRSA-Träger sein. Damit lägen die Werte in seiner Genossenschaft „im Trefferfeld oder sogar noch darunter“, sagt Terhalle. Eben darum hatte er mit Hermann-Josef Schomakers gewettet. Der Sprecher einer Anwohnerinitiative gegen Mastställe hatte das Gegenteil behauptet. Er macht die Landwirtschaft für antibiotikaresistente Keime in Krankenhäusern verantwortlich.

38 Prozent tragen Keime aus der Nutztierhaltung in sich
Im Labor sind die Proben der Bauern allerdings auch auf multiresistente Keime aus der Nutztierhaltung untersucht worden. Und da liegt der Wert wesentlich höher: Den sogenannten laMRSA-Keim tragen 135 Bauern in ihrem Körper, also 38 Prozent der Getesteten. Das sei schon eine Hausnummer, räumt Terhalle ein. Allerdings überrasche ihn diese Zahl nicht. Immerhin hätten seine Bauern täglich Kontakt mit Tieren. Auch der Leiter des Landesgesundheitsamts, Matthias Pulz, hat mit diesem Ergebnis gerechnet. Es unterstreiche Studien, denen zufolge in Regionen mit einer hohen Tierdichte und intensiver Nutztierhaltung dieser spezielle Keim in Ställen und bei den Menschen weit verbreitet sei. Der Massen-Keimtest habe daher keine neuen Erkenntnisse gebracht, so Pulz.

War Massen-Keimtest überflüssig?
Laut Landesgesundheitsamt hätte man auf den Keimtest in Lorup sogar ganz verzichten können. Das sieht Bernd Terhalle anders: Ihm sei es nicht darauf angekommen, die Wette zu gewinnen. Er habe mit dem Test eine Diskussion um die Ursachen der Keimbelastung anstoßen wollen. Terhalle habe mit der Schuldzuweisung aufräumen wollen, dass die Landwirtschaft Schuld am Krankenhaus-Keim MRSA ist. In diesem Punkt stimmen er und Pulz überein. Auch der Chef der niedersächsischen Gesundheitsämter hält die Diskussion für emotional stark überlagert. „Wir haben Probleme in der Tiermedizin, in der Nutztierhaltung und wir haben Probleme in den Krankenhäusern. Wir müssen in beiden Bereichen dazu kommen, dass der Antibiotikaverbrauch deutlich eingeschränkt wird“, so Pulz. „Es geht eben nicht, dass da einer auf den anderen zeigt.“

Landwirte sollen stärker über Keime aufgeklärt werden
Für Bernd Terhalle steht seine Genossenschaft jetzt am Anfang einer neuen Diskussion über antibiotikaresistente Keime. Nach der Ernte will er die Mitglieder zu einem entsprechenden Informationsabend einladen. Zunächst einmal sollen die 353 Freiwilligen ihre Testergebnisse erhalten – mit Hinweisen, an welche Einrichtungen sie sich bei Bedarf wenden können. Dabei betont Pulz, dass ein positives Ergebnis nicht zwangsläufig bedeutet, dass ein Landwirt krank sei. Man müsse jeden Einzelfall genau betrachten.
Beide Keime – der aus dem Krankenhaus und der aus der Nutztierhaltung – bergen das Risiko, Erkrankungen hervorzurufen. Mehr zur Wette im Emsland finden Sie unter: https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/osnabrueck_emsland/MRSA-Bauern-nicht-belasteter-als-andere-Buerger,mrsa180.html
NDR/LVN

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