Biodiversität: „Vielfalt“ auch bei der Bandbreite geeigneter Maßnahmen
Andererseits bleibt bei einer effizienten Landwirtschaft auf den Produktionsflächen kaum noch Raum für bunte Vielfalt, denn hier stehen Qualität und Ertrag der Erntegüter im Vordergrund. Vielfalt ist aber auch ein Thema außerhalb der landwirtschaftlichen Nutzflächen. So bietet etwa der Umgang mit kommunalen „Eh da-Flächen“ wirksame Ansätze. Wohin kann oder muss sich der Umgang mit dem Thema „Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt“ entwickeln? Eine Bestandsaufnahme.
Dass Landwirtschaft durch das Anlegen einer Kulturlandschaft in Deutschland Lebensräume für neue Arten geschaffen hat, ist unumstritten. Auch die Pflanzenzüchtung, die Einführung neuer Kulturarten wie der Kartoffel und der globale Handel haben im Laufe der Zeit spürbare Beiträge dazu geleistet, dass der Pool der hier heimischen Pflanzenarten – und ebenso die Zahl der sich daran angepassten Tierarten – eine enorme Bereicherung erfahren hat.
Dieser Förderung steht auf der anderen Seite eine deutliche Begrenzung der Vielfalt gegenüber. So sind heute etliche Kulturpflanzen aus dem großflächigen Anbau verschwunden, weil es keinen entsprechenden Markt mehr für sie gibt. Das gilt beispielsweise für den Hafer, der früher als „Kraftstoff“ für die Zugpferde gebraucht wurde. Gleichermaßen gilt dies für den Flachs oder Saat-Lein, der in der Vergangenheit u. a. zur Fasergewinnung angebaut und inzwischen durch Baumwollstoffe und synthetische Materialien ersetzt wurde.
Darüber hinaus verlangen die Verbraucher – und viel stärker noch die verarbeitende Industrie – gleichbleibend hohe Produktqualitäten bei den landwirtschaftlichen Rohstoffen wie Getreide, Kartoffeln, Obst und Gemüse. Unkrautsamen oder verpilzte Körner in Getreide, das zu hochwertigen Backwaren oder Müsli verarbeitet werden soll, führen dazu, dass betroffene Partien vom Landhandel oder Mühlen abgelehnt werden. Entsprechend versuchen die Landwirte, ihr Getreide unkraut- und krankheitsfrei anzubauen. Damit verlieren dann aber Kornblume, Mohnblume & Co. in den Feldern ihren Lebensraum.
Das zeigt ein klares Dilemma der heutigen Gesellschaft auf: Nie zuvor in der Geschichte sind die Menschen in den Genuss einer so vielfältigen, hochwertigen und sicheren Nahrung gekommen. Allerdings waren die Bewirtschaftung und die Strategien etwa zur Unkrautbekämpfung auch noch nie so effizient und das Spektrum der angebauten Kulturarten noch nie so eingeschränkt wie heute.
Gesamtgesellschaftliche Vorteile der Biodiversität und bei Fachleuten nachgefragt
Das Team von DIALOG MILCH hat das Gespräch mit drei Akteuren gesucht, die sich auf ganz unterschiedliche Weise für die Erhaltung und Förderung der Biodiversität in Deutschland einsetzen. Wir wollten von ihnen wissen, welche Ergebnisse sie bereits erzielten, und wie „Vielfalt in unserer Kulturlandschaft“ – auch durch den bereits von der Landwirtschaft geleisteten Beitrag – insgesamt noch stärker zu einem Erfolgsmodell werden kann. Diese Interviews und mehr über die Biodiversität und ihre Vorteile für die Gesamtgesellschaft lesen auf DIALOG MILCH.
Biodiversität:
Der Begriff Biodiversität steht für die Vielfalt des Lebens. Er umfasst die Vielfalt der Lebensräume (Ökosysteme), die Vielfalt der Arten (Tiere, Pflanzen, Pilze, Mikroorganismen) und die genetische Vielfalt, also die Vielfalt der Rassen oder Sorten bei wildlebenden sowie kultivierten Arten.
DIALOG MILCH
Foto: © Forum Moderne Landwirtschaft
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