

Bauerntag: Milcherzeuger stehen zum Ausstieg aus der Milchquote
Die Milchbauern des Deutschen
Bauernverbandes (DBV) stehen zum Ausstieg aus der Milchquote, pochen aber auf
die in der Bamberger Entschließung von 2007 enthaltenen Begleitmaßnahmen für
benachteiligte Regionen (Grünlandgebiete) sowie den Verzicht auf eine
vorzeitige Aufweichung des Mengenregimes. Das ist beim DBV-Milchforum im Rahmen
des Deutschen Bauerntages deutlich geworden, der vergangene Woche in Berlin
stattfand. Umstritten war unter den rund 250 Teilnehmern der Nutzen einer
einseitigen Verknappung des heimischen Rohstoffangebots, sei es durch eine geänderte
Saldierung oder einen neuen Umrechnungsfaktor. Da bereits über 40 % der
deutschen Milch im Ausland verkauft werde, dürfte man
2
sich nicht durch national einseitige Beschränkungen
der Milchproduktion von den positiven Marktentwicklungen abkoppeln, so die
Auffassung vieler Milcherzeuger. Deutschland lebe in einem vereinten
Europa,
nicht auf einer Insel. Daher würden
planwirtschaftliche Ansätze zur Steuerung der Produktion eher schaden. Der DBV
wurde von den Teilnehmern des Milchforums aufgefordert, die Position aus der
Bamberger Milcherklärung noch deutlicher in die Diskussion zu bringen. Die
Bamberger Milcherklärung ist nach Meinung der Milcherzeugeralternativlos. Das
Ende der Milchquotenregelung im Jahr 2015 sei beschlossene Sache.
DBV-Vizepräsident Folgart verwies im
Milchforum auf die in der zweiten Jahreshälfte wieder freundlichere
Preistendenz am Milchmarkt, worauf auch die jüngsten Abschlüsse mit dem Handel
hindeuteten. Um das eklatante Ungleichgewicht zwischen einem konzentrierten
Lebensmitteleinzelhandel und der mittelständischen Molkereiwirtschaft zu
verringern, müsse kurzfristig geprüft werden, ob die Bildung von
Anbietergemeinschaften kartellrechtlich möglich sei, so Folgert. Auf mittlere
Sicht komme die Molkereiwirtschaft nicht umhin, ihre Strukturen zu bereinigen,
um sich im schärfer werdenden Wettbewerb behaupten zu können. Die zunehmenden
Preisschwankungen auf dem Milchmarkt machten es notwendig, flexibler als bisher
auf Marktsignale zu reagieren. Voraussetzung dafür seien regelmäßige
Marktanalysen, auf deren Basis dann unternehmerische Entscheidungen in den
Molkereien getroffen werden müssten. Aber auch die vertraglichen Beziehungen
der Milchbauern zu ihren Molkereien müssten auf eine neue Basis gestellt
werden, um künftig flexibler auf die Anforderungen des Marktes reagieren zu können.
Da sich die Politik auch aus dem Milchmarkt zurückzieht, tragen Molkereien
und Milcherzeuger künftig allein die Verantwortung für einen nachhaltig
kostendeckenden Preis gab Folgart seinen Berufskollegen mit auf den
Weg.
Kees Wantenaar, Vorstandsvorsitzender der
Molkereigenossenschaft Campina, verwies auf Parallelen zwischen Molkereien und
Milchviehbetrieben, die beide immer den Blick nach vorne richten müssten, um
sich
anändernde Rahmenbedingungen anzupassen.
Um im Markt zu bestehen und nicht austauschbar zu sein, setzen wir bei
Campina auf Marken und Innovationen, berichtete Wantenaar. Andererseits müssten
Milcherzeuger ständig Entscheidungen zum Quotenkauf, über Investitionen in
neue Ställe oder den Kaufvon Milchquoten treffen, um auch in Zukunft mit der
Produktion von Milch noch Geld verdienen zu können. Deutschland ist keine
Insel in Europa und die Milchprodukte in den Regalen sind austauschbar,
warnte Wantenaar vor dem Versuch, den deutschen Milchmarkt abschotten zu
wollen.
Bernhard Schleich vom Bund der Deutschen
Landjugend (BDL) machte deutlich dass die Quoten die Milchbauern viel Geld
kostet, was besonders Jungunternehmer belastet.Auch in Bayern brauchen wir
keine Quote, betonte Schleich, der im Freistaat selbst einen Milchviehbetrieb
leitet. In Zukunft müssten auch die Milchviehhalter mit den Schwankungen der Märkte
zurechtkommen. Die Politik müsse aber die Milchbauern unterstützen, die nicht
über Produktionsalternativen verfügten. In liberalisierten Märkten werde eine
gute Zusammenarbeit zwischen Erzeugern und Molkereien immer wichtiger, hob
Schleich hervor. Für den Jungunternehmer ist der Preissturz in diesem Jahr die
Kehrseite eines freien Marktes, der damit auf die Ausweitung des Angebotes
auch in Deutschland reagiert habe: Die jetzt im Milchstreik geforderte
Solidarität habe ich zuvor bei der Einhaltung der Quotendisziplin vermisst.
Walter Pötter, Generalbevollmächtigter der
Lidl-Stiftung, zeigte Verständnis für die Sorgen der Milchbauern, machte aber
deutlich, dass sein Unternehmen selbst keine Rohstoffe verarbeitet, sondern
lediglich damit handelt. Es sei den Milchbauern in Deutschland sicherlich nicht
leicht gefallen, ihre Milchwährend des Streiks über mehrere Tage wegzuschütten,
um höhere Preise durchzusetzen. Allerdings sei der Milchmarkt ein globaler
Markt, so dass beispielsweise sofort die französische Konkurrenz in die
Angebotslücke gesprungen sei und zusätzlich 60 Mio. kg Milch nach Italien
geliefert habe. Ein klares Defizit sieht Pötter in der zu spärlichen Werbung für
Milch und Molkereiprodukte. Hier gelte es, durch Werbung und Sonderangebote
eine Nachfrage zu schaffen. Kritisch ging der Manager auch mit der von der
Bundesregierung geplanten Nährwerttabelle ins Gericht. Gesunde und nahrhafte
Milchprodukte würden durch die angestrebte Kennzeichnung in ein schlechtes
Licht gerückt. Speziell bei der Butter drohe Konkurrenz durch Pflanzenöle, die
in der Verbrauchergunst hoch angesiedelt seien. Hier sei es dringend notwendig,
die Konsumenten über die ernährungsphysiologischen Vorteile der Butter aufzuklären.
AgE/LVN
Ansprechpartner für diesen Bereich


Das könnte dich auch interessieren
Sie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Turnstile. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Google Maps. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen