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Kälberaufzucht: Warum werden Kuh und Kalb getrennt?

Erfahrungsbericht Kälberaufzucht: So starten Kühe ihr Leben auf einem Milchviehbetrieb

Kälber, Kalb, Kälberaufzucht
Foto: AdobeStock/Frank Günther

Willkommen auf unserer Reise in das Leben eines neugeborenen Kalbes. Obwohl jährlich mehrere Millionen Kälber auf unseren Milchkuhbetrieben geboren werden, gleicht keine Geburt der anderen. Die ersten Stunden ihres Lebens sind Kälber noch unsicher und es bedarf besonderer Achtsamkeit von Mensch und Mutter. Es ist gängige Praxis, Kälber kurz nach der Geburt von ihren Müttern zu trennen. Dieses Vorgehen mag auf den ersten Blick überraschen, doch dahinter stecken wichtige Gründe für eine erfolgreiche Kälberaufzucht: Hierzu gehört vor allem der Schutz des in den ersten Tagen noch sehr empfindlichen Kalbes vor Krankheitserregern. Auch eine bessere Beobachtung der kleinen Kälber ist so möglich. Außerdem fällt die Trennung leichter, wenn sich noch keine sehr intensive Bindung zur Mutter aufgebaut hat.

Warum findet eine Kuh-Kalb-Trennung statt?

In den ersten Lebenstagen können Krankheitserreger leicht von der Mutter auf das Kalb übertragen werden, insbesondere beim Kontakt mit dem Kot der Mutter. Durch die Kuh-Kalb-Trennung wird das Risiko einer solchen Übertragung minimiert.

Nach der Geburt bekommen Kälber das erste Eutersekret, das noch keine Milch ist und als Kolostrum oder Biestmilch bezeichnet wird. Dies ist wichtig für den Aufbau des Immunsystems des jungen Kalbes. Anders als beim Menschen werden Kälber nicht über die Plazenta mit Antikörpern versorgt und sind daher auf eine passive Immunisierung über die Biestmilch angewiesen. Danach erhalten die Kälber eine auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Fütterung. Je nach betrieblichen Möglichkeiten erfolgt diese in Form von Milch oder von flüssigem Milchaustauscher mit genau abgestimmten Inhaltsstoffen. Hierdurch wird sichergestellt, dass sie alle notwendigen Nährstoffe erhalten. Dieser sorgfältige Start ins Leben ist essentiell für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Kälber, die ihr Immunsystem in den ersten Wochen erst aufbauen müssen.

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Bei KuhTuberin Henriette haben wir Kuh Melitta und ihr Kalb Mandarine die ersten Stunden nach der Geburt begleitet.

Wann werden Kuh und Kalb getrennt?

Der Trennungsprozess selbst wird mit Sorgfalt durchgeführt. Die Betriebe gehen hier je nach den räumlichen Möglichkeiten unterschiedlich vor. In der Regel geschieht dies innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Geburt. Zu diesem Zeitpunkt ist die Bindung zwischen Mutter und Kalb noch nicht entwickelt, was den Prozess für beide weniger stressreich macht. Die Kälber werden in eine saubere, sichere Umgebung gebracht – in den ersten Tagen ist das meist eine Einzelbox oder ein Kälberiglu. Hier können sich die Kälber in Ruhe akklimatisieren, ohne von anderen Tieren gestört zu werden. Später ziehen die Kälber dann in Gruppenbuchten mit mehr Auslaufmöglichkeiten um.

Wieso wird keine muttergebundenen Kälberaufzucht durchgeführt?

Die muttergebundene Kälberaufzucht, bei der Kälber längere Zeit bei ihren Müttern bleiben, bietet sowohl Vorteile als auch Herausforderungen. Insbesondere im Hinblick auf die Hygiene und Gesundheit der Kälber sowie die Arbeitswirtschaft.

Einer der Hauptvorteile dieser muttergebundenen Aufzuchtform ist die Förderung des Sozialverhaltens der Kälber. Diese Methode wird besonders bei der Mutterkuhhaltung auf der Weide praktiziert. Sie lernen direkt von der Mutter und bauen eine Bindung auf. Jedoch bringt die muttergebundene Aufzucht auch Herausforderungen mit sich. Neben den erwähnten Hygieneaspekten ist die Beobachtung und Kontrolle des einzelnen Kalbes deutlich schwieriger. Ob und wieviel Milch das Kalb tatsächlich aufnimmt, ist nur sehr schwierig zu überwachen. Dabei ist es für die optimale Entwicklung des Kalbes sehr wichtig, sicherzustellen, dass es genügend Nährstoffe erhält.  Das gilt ebenso für die Gesundheitskontrolle bei der Kuh, damit vor allem ernste Gesundheitsproblemen wie Euterentzündungen frühzeitig erkannt werden.

Wenn die Kälber bei dieser Haltungsform zudem noch engeren Kontakt zu älteren Tieren haben, besteht potenziell ein höheres Risiko der Krankheitsübertragung. Eine sorgfältige Beobachtung und regelmäßige Gesundheitschecks sind daher unerlässlich. Die Herausforderung für die Landwirte liegt darin, ein Gleichgewicht zu finden, das das Wohlergehen der Kälber mit den praktischen Aspekten der Milcherzeugung und der Tiergesundheit in Einklang bringt. Dies kann bedeuten, dass Landwirte neue Methoden entwickeln müssen, um sowohl die Bedürfnisse der Kälber als auch die wirtschaftlichen Gesichtspunkte ihres Betriebs zu berücksichtigen. Einige Betriebe experimentieren beispielsweise mit Systemen, bei denen Kälber einen Teil des Tages bei der Mutter sind und die Milch in anderen Zeiten gemolken wird, oder mit dem Einsatz von Ammenkühen für die Aufzucht der Kälber.

Im Podcast StadtLandKuh hat Standkind Timo mit Milchbäuerin Louisa über die Gründe für die Kuh-Kalb-Trennung gesprochen (#011) und Milchbauer Hauke hat von seinen Erfahrungen mit Ammenkühen berichtet (#012).

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Warum werden Kälber einzeln gehalten?

In den ersten Lebenswochen haben Kälber ein empfindliches Immunsystem, das sich erst noch entwickeln muss. Für circa zwei Wochen befinden sich die Kälber in sogenannten Einzel-Iglus mit Sichtkontakt zu Artgenossen oder werden in Kleingruppen von zwei bis drei Tieren gehalten. Diese Methode wird als Pairing bezeichnet und fördert den Aufbau sozialer Bindungen. Die Unterbringung in Einzelboxen oder Kleingruppen bietet nicht nur Schutz vor Krankheitserregern, sondern auch ein ideales Mikroklima. Frische Luft und ein sauberer, trockener Lebensraum sind essentiell für die Gesundheit der jungen Kälber.

Nach dieser wichtigen Phase beginnt das soziale Leben, meist zunächst in Paaren und schließlich in größeren Gruppen – ein spannender neuer Abschnitt in ihrem Leben.

Warum muss eine Milchkuh jedes Jahr ein Kalb bekommen?

In der Welt der Milchwirtschaft spielt der natürliche Zyklus des Kalbens eine zentrale Rolle. Um die Milchproduktion aufrechtzuerhalten, ist es notwendig, dass Kühe regelmäßig kalben, üblicherweise einmal pro Jahr. Dieser Prozess ist nicht nur ein fundamentaler Teil des landwirtschaftlichen Lebens, sondern auch ein natürlicher Vorgang im Leben einer Kuh. Dies wäre auch in freier Wildbahn, wenn ein Bulle mit in der Herde läuft, der normale Jahresablauf, denn mit einem gewissen Zeitabstand zum Abkalben setzt das natürliche Brunstverhalten der Kuh wieder ein.

Milchkühe sind Säugetiere, und wie bei allen Säugetieren wird die Milchproduktion durch die Geburt eines Nachkommen ausgelöst. Die Laktation, also die Milchproduktion, beginnt nach der Geburt eines Kalbes und dauert für eine bestimmte Zeit an, typischerweise für etwa 10 Monate. Am Ende der Laktation sinkt die Milchproduktion allmählich, und die Kuh benötigt eine Ruhephase zur Vorbereitung auf die anstehende Geburt, die sogenannte Trockenstehzeit.

Was passiert mit den männlichen Kälbern?

Männliche Kälber spielen eine wichtige Rolle im landwirtschaftlichen Kreislauf. Ausgewählte männliche Kälber werden für die Zucht aufgezogen und gehalten. Die anderen männlichen Kälber werden für die Fleischproduktion aufgezogen, was einen weiteren wesentlichen Beitrag zur Lebensmittelerzeugung und auch zur Wirtschaftlichkeit der Landwirtschaft darstellt. Diese Tiere werden dabei ebenso gut betreut wie ihre weiblichen Artgenossen.

Abschließender Blick auf die Kälberaufzucht

Die Kälberaufzucht ist ein facettenreiches Thema, das sowohl Fachwissen als auch Empathie erfordert. Unsere moderne Landwirtschaft bemüht sich, das Beste aus beiden Welten zu vereinen: das Wohl der Tiere und eine effiziente Produktion. Es gibt keinen universellen Ansatz, der alle Herausforderungen perfekt löst. Doch durch ständige Forschung, Entwicklung und das Engagement unserer Landwirte wird kontinuierlich daran gearbeitet, die Tierhaltung weiter zu verbessern. Als Verbraucher sollten wir ein Verständnis für diese Prozesse, welche die eigene Versorgung sicherstellen, entwickeln und das Engagement der Menschen hinter der Milchwirtschaft im Blick haben.

Schaut euch zu diesem Thema auch gern folgendes Video von My Kuh Tube an:

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