

PCB/Dioxin-Belastungen an der Ems: Die Milch ist nicht betroffen
Die Berichteüber die PCB- und Dioxinvorkommen an der
Emsmündung haben für viel Beunruhigung gesorgt. Inzwischen liegen weitere
Untersuchungsergebnisse vor und aus Sicht der Milchwirtschaft kann Entwarnung
gegeben werden: die vom Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit (Laves) untersuchten Rohmilchproben zeigten keinerlei
Auffälligkeiten. Dies gilt sowohl für die Dioxine als auch für die Gruppe der
so genannten“dioxinähnlichen PCB“, um die es bei dem aktuellen Fall
in erster Linie geht. Belastungen bei Milch im aktuellen Geschehen an der Ems
wären auch sehr überraschend gewesen. Denn im Rahmen des Milch-Monitorings der
Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen (LVN) und der Molkereien
wird die Rohmilch schon seit vielen Jahren regelmäßig u.a. auf die in der
nationalen Schadstoff-Höchstmengenverordnung aufgeführten PCB untersucht, und
zwar ohne Auffälligkeiten. Die Ergebnisse der PCB-Untersuchungen lassen
Rückschlüsse auf die Situation bei Dioxinen und dioxinähnlichen PCB zu.
Da die Begrifflichkeiten (Dioxin, PCB, dioxinähnliche PCB) am
Anfang der Berichterstattung teilweise durcheinander gingen, wollen wir an
dieser Stelle kurz darauf eingehen.
„Dioxin“ist die Sammelbezeichnung für insgesamt
210 verschiedene chlorhaltige Verbindungen. Es umfasst die Gruppe der
polychlorierten Dibenzodioxine (PCDD) und die Gruppe der polychlorierten
Dibenzofurane (PCDF). Es existieren 75 verschiedene PCDD-Verbindungen, so
genannte Kongenere, die sich durch die Anzahl und die Stellung der Chloratome
voneinander unterscheiden, und 135 PCDF-Kongenere. Von diesen 210 Kongeneren
gelten 17 als toxisch und als zum Teil kanzerogen (krebserzeugend).
Untersuchungen von Futtermitteln und Lebensmitteln auf“Dioxin“erfolgen daher hinsichtlich dieser 17 Kongenere. Dioxine werden nicht bewusst
hergestellt, sondern sind unerwünschte Nebenprodukte. Sie entstehen bei
Verbrennungsvorgängen oder der Produktion chlororganischer Verbindungen und
können über Luft und Abwässer in die Umwelt gelangen. Dioxine sind äußerst
persistent (lange haltbar), so dass auch Altlasten heute noch zu Problemen
führen können. Über diedirekte Aufnahme von Bodenpartikeln oder den
Bodenbesatz von Futtermitteln können Dioxine in den Körper von Nutztieren
gelangen. Im tierischen Organismus reichern sich Dioxine aufgrund der hohen
Fettlöslichkeit in der Leber und im Fettgewebe an.
Polychlorierte Biphenyle (PCB) sind eine Gruppe von
chlorierten Substanzen, die aus 209 Kongeneren bestehen. Im Gegensatz zu
Dioxinen sind PCB für die verschiedenen Anwendungen absichtlich hergestellt
worden, in der Hauptsache als nicht brennende und den Strom nicht leitende
Isolierflüssigkeiten in Transformatoren, Flammschutzmitteln in Farben,
Hydrauliköl und Weichmachern in Kunststoffen. Die Herstellung und Anwendung von
PCB ist seit 1989 verboten. Wie Dioxine sind PCB fettlöslich und teilweise sehr
persistent. In der nationalen Schadstoff-Höchstmengenverordnung werden
Höchstgehalte für verschiedene PCB-Kongenere für tierische Lebensmittel
festgelegt.
Neben diesen PCB-Verbindungen trat in den letzten Jahren eine
Gruppe von PCB-Verbindungen in den Vordergrund, deren toxikologische
Eigenschaften denen der Dioxineähneln und die daher als“dioxinähnliche
PCB“(dl-PCB) bezeichnet werden. Von ihrer chemischen Struktur her handelt
es sich bei den dl-PCB um PCB, von ihrer Wirkung auf die menschliche Gesundheit
her werden sie vom Gesetzgeber aber wie Dioxine behandelt und z.B. in der
gleichen Systematik (Toxizitätsäquivalente) wie Dioxine bewertet. Seit
November 2006 gibt es in der EU nicht nur Höchstgehalte für Dioxine in
Futtermitteln und Lebensmitteln, sondern auch für die Summe von Dioxinen und
dl-PCB.
Die Grasproben aus dem Mündungsgebiet der Ems waren auf
Dioxine und dl-PCB untersucht worden. Von Seiten der Dioxine wurden keine
Grenzwertüberschreitungen festgestellt, wohl aber in der Summe aus Dioxinen und
dl-PCB. Das heißt, bei den jetzt im Emsgebiet festgestellten Belastungen
handelt es sich eigentlich nicht um ein Dioxinproblem, sondern um ein Problem
mit dioxinähnlichen PCB. Die Ursache für die Belastungen ist noch völlig
unklar.
LVN/Fritsch
Ansprechpartner für diesen Bereich


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