Forschung: Milch kann Antibiotika ersetzen

Antikörper gegen Krankenhauskeime in Pilotanwendung erzeugt

07. Februar 2020

Meilenstein in der Entwicklung von Medikamenten auf Milchbasis: Wissenschaftlern ist es gelungen spezielle Antikörper aus der Milch abzutrennen und aufzubereiten, welche als Antibiotikaersatz eingesetzt werden können.

Antikörper aus der Milch könnten in Zukunft als Antibiotikaersatz eingesetzt werden.
Foto: ©peterschreiber.media/AdobeStock

Wissenschaftlern ist es gelungen spezielle Antikörper aus der Milch abzutrennen und aufzubereiten, welche als Antibiotikaersatz eingesetzt werden können. Mithilfe von neuartigen Mikrofiltrationsmembranen sei es nun möglich, spezifische Antikörper aus der Milch abzutrennen und soweit anzureichern, dass sie unter anderem als Ersatz für Antibiotika eingesetzt werden können. Dies berichtete die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AIF) „Otto von Guericke“.

Der gesamte Prozess der Milchproteinfraktionierung sei durch das Projekt deutlich effizienter geworden und eröffne neue Anwendungsmöglichkeiten, erläuterte die AIF. Er könne perspektivisch zur Entwicklung von Medikamenten auf Milchbasis überall dort eingesetzt werden, wo es ein empfindliches Mikrobiom-Gleichgewicht gebe, welches nicht mit unspezifischen Antibiotika zerstört werden solle.

Funktion und Ziel

 „Bei der Mikrofiltration wird Milch mit Druck durch Membranen gepresst und dadurch in verschiedene Komponenten unterteilt“, erklärte Prof. Ulrich Kulozik vom Zentralinstitut für Ernährungs- und Lebensmittelforschung (ZIEL) an der Technischen Universität (TU) München. Das Verfahren sei zwar nicht neu, doch hätten die Membranen deutlich verbessert werden müssen, um die Funktionalität und Reinheit der Antikörper im Filtrat zu gewährleisten.

Laut Dr. Hans-Jürgen Heidebrecht vom ZIEL wird dabei die Kuh mit ihrem Immunsystem quasi als Bioreaktor eingesetzt. „Indem wir die Kuh mit inaktiven menschlichen Krankheitserregern immunisieren, erzeugen wir ganz bestimmte Antikörper in der Kuhmilch. Die reichern wir dann entsprechend an und nutzen sie für die orale passive Immunisierung von Menschen“, erläuterte der Wissenschaftler. In einer Pilotanwendung seien auf diese Art schon Antikörper gegen Krankenhauskeime erzeugt worden. Weitere mögliche Anwendungen seien die Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen, bakteriellen Hauterkrankungen oder Karies.

Agrarheute

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