Niedersächsische Milchwirtschaft resilient für die Zukunft machen

Inmitten unsicherer Zeiten zeigt sich die gesamte Milchbranche als verlässlicher Partner

„Die Welt taumelt von einer Krise zur nächsten. Weltweit spüren viele Menschen die bedrohlichen Auswirkungen von Kriegen, der Klimakrise und der Corona-Pandemie. Die Folgen des seit dem 24. Februar 2022 in der Ukraine tobenden Krieges sind weit über die Grenzen Europas hinaus zu spüren“, eröffnete Jan Heusmann, Vorstandsvorsitzende der LVN, seine Rede. So unterstrich Heusmann vor allem die Bedeutung, in „Wertschöpfungsketten“ zu denken und alle beteiligten Branchen bei den Energiepreisen staatlich zu unterstützen, damit ein Zurückfahren einzelner Produktionen nicht die gesamte Kette zum Erliegen bringe. Die niedersächsische Milchwirtschaft sei hier seit Anbeginn des Krieges mit den Entscheidungsträgern auf politischer Landesebene sowie auf Bundesebene im intensiven Austausch. Sie nutze viele Gelegenheiten in Gesprächen, die Verknüpfung der Milch- und Molkereiwirtschaft mit den vor- und nachgelagerten Bereichen zu verdeutlichen.

Heusmann weiter: „Die niedersächsische Milchwirtschaft arbeitet weiterhin daran, die Branche über die derzeitige Krise hinaus zukunftsfähig und resilient zu machen. Der gute derzeitige Auszahlungspreis darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Branche weiterhin große Herausforderungen zu meistern hat. Die LVN möchte Themen rund um Klima und Tierwohl, die stufenübergreifend für ihre Mitgliedsorganisationen von Interesse sind, fortentwickeln. Die offene, authentische und leidenschaftliche Herangehensweise zeichnet unsere Arbeit und Kommunikation aus. Lassen Sie uns gemeinsam auch in diesen unsicheren Zeiten als verlässlicher Partner auftreten. Verlässlichkeit, Authentizität, Verantwortung und Leidenschaft sind mehr denn je gefordert.“

Staatssekretär Prof. Dr. Ludwig Theuvsen und Landvolkvizepräsident Manfred Tannen beziehen Position zur aktuellen Marktlage

Prof. Dr. Ludwig Theuvsen, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, folgte der Einladung der LVN und richtete ein Grußwort an die geladenen Gäste. „Die gesamte Wirtschaft steht infolge der Ukrainekrise und der Pandemie unter einem erheblichen Kostendruck und die Verbraucher reagieren sehr zurückhaltend auf hohe Nahrungsmittelpreise. In diesen bewegten Zeiten muss Politik beherzt handeln und eine zielgerichtete Unterstützung anbieten. Wichtige und langfristig anberaumte politische Ziele dürfen dabei nicht aus den Augen gelassen werden. Der Spielraum für zusätzliche Belastungen der Land- und Ernährungswirtschaft ist allerdings begrenzt“, so Theuvsen.

Vizepräsident des Landvolk Niedersachsens Manfred Tannen wandte sich in seinem Grußwort auf der Mitgliederversammlung 2022 direkt an die Landwirte: „Die aktuelle Marktlage sollte uns ermuntern, die positive Image- und Aufklärungsarbeit der LVN innovativ und intensiv zu unterstützen und dabei das eigene Engagement weiter zu erhöhen. Uns Milchviehhaltern ist bewusst, dass die Grünlandnutzung durch Wiederkäuer einen wichtigen Beitrag zur Ernährungssicherheit und zum Umweltschutz leistet. Aber auch der Verbraucher muss dies wissen: Gras zu Milch bedeutet nachhaltige Kreislaufwirtschaft!“.

Der Milchmarkt 2022: Ein Resümee

LVN-Geschäftsführer Frank Feuerriegel gibt in seinem Beitrag Einblick in die Marktentwicklungen des Jahres 2022: „Die Milchbranche befindet sich seit Jahren im dauerhaften Krisenmodus. Zum einen belasten weiterhin die ausgeprägten Dürreperioden in vielen Landesteilen die Grundfutterversorgung vieler Milchviehbetriebe. Zum anderen sorgen gestörte Lieferketten und zeitweise fehlende Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe dafür, dass eine Produktionsplanung auf Ebene der Molkereien vielfach tagesaktuell angepasst werden muss.“

„Die geschilderte Gemengelage hat insgesamt in den letzten Monaten zu einer begrenzten Verfügbarkeit bei Milch und Milchprodukten geführt. Gleichzeitig konnte sich der Absatz von Milchprodukten und Käse aufgrund der weitestgehend aufgehobenen Corona-Schutzmaßnahmen wieder auf verschiedene Absatzkanäle verteilen. Dies führte insbesondere im Frühjahr und Sommer des Jahres 2022 zu zeitweisen Nachfrageüberhängen, so dass sich die Preise für Milch und Milchprodukte sowie für Schnittkäse auf historische Höchstständestände entwickeln konnten. Die Molkereien konnten die höheren Erlöse sukzessive in Form höherer Erzeugerpreise weitergeben. Für das Jahr 2022 wird für Niedersachsen deshalb ein durchschnittlicher Milchauszahlungspreis (bei 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß) von ca. 54,20 bis 54,60 Cent/kg erwartet. Damit läge der Erzeugerpreis um rund 50 Prozent über dem Durchschnittspreis des Vorjahres.“, so Feuerriegel weiter. Nach Jahren des anhaltenden Kostendrucks, erzielen die meisten niedersächsischen Milchviehbetriebe nach ersten Prognosen der Landwirtschaftskammer wieder eine Vollkostendeckung.

Milchland Niedersachsen hat viele Gesichter – nah dran | nachhaltig unterwegs | gemeinsam voran

Christine Licher, Leiterin Öffentlichkeitsarbeit der LVN, informierte auf der Mitgliederversammlung 2022 über die vielfältigen Maßnahmen und Initiativen der Landesvereinigung. Im letzten Jahr konnte die LVN ihre Vielfalt an Online-Kanälen und -Aktivitäten noch weiter ausbauen und auch vor Ort in den Regionen wieder verstärkt aktiv sein. Ob auf der IdeenExpo, auf Meinungsbildner-Veranstaltungen oder beim Internationalen Tag der Milch – das Team hat mehr denn je über nachhaltige Themen informiert und sich eng an zukunftsweisenden Trends orientiert. Wichtige Kernthemen waren und sind Nachhaltigkeit/Klima, Tierwohl, Regionalität und Ernährung. Sie bilden die Basis für die Kommunikation, in die die LVN immer wieder Partner aus und außerhalb der Branche einbindet – von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung über angehende Journalisten bis hin zu Schulbuchverlagen oder Molkereien.

Licher betont: „Unsere Botschaft lautet: Regionale Milch und Milchprodukte spielen eine wichtige Rolle in einer gesunden, pflanzenbasierten, flexitarischen Ernährung, die gut für den Menschen und den Planeten ist. In vielfältigen Formaten erreichten wir junge Menschen, Familien, Schulen und KiTas sowie Meinungsbildner und Journalisten mit dieser Botschaft. Mit dem Ziel, ihnen die Milch und die Milchwirtschaft im Milchland Niedersachsen Stück für Stück näher zu bringen.“

Dir. und Prof. PD Dr. Martin Banse hält Gastvortrag

Unter dem Titel „Perspektiven der Milchwirtschaft in Deutschland im Spannungsfeld zwischen Klimaschutz und Ernährungssicherung“ lieferte Dir. und Prof. PD Dr. Martin Banse, Institutsleiter Thünen-Institut für Marktanalyse, in seinem Gastvortrag Hinweise, welche Möglichkeiten die Milchwirtschaft bietet, um einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Welternährungssituation zu leisten. „Die deutsche Agrarwirtschaft steht vor der großen Herausforderung, auf volatilen Märkten steigenden gesellschaftlichen Ansprüchen gerecht zu werden. Dabei bietet dieses Spannungsfeld auch Chancen und Möglichkeiten!“, erklärte Banse.

Wahlen, Prüfungen und Finanzpläne

Günter Schäfer von der AWADO Deutsche Audit GmbH berichtete im weiteren Verlauf der Tagesordnung über die Prüfung der Jahresrechnung und der Jahresabschlüsse für das Rechnungsjahr 2021 mit uneingeschränkt erteiltem Bestätigungsvermerk. Rechnungsprüfer Torsten Flade informierte über eine beanstandungsfreie Kassenprüfung. Die Genehmigung der Jahresrechnung und des Jahresabschlusses erfolgte ebenso einstimmig wie die Entlastung des Vorstandes und der Geschäftsführung. Als Kassenprüfer für das Jahr 2022 wurde Torsten Flade im Amt bestätigt und Elisabeth Brunkhorst neu gewählt. Weiterhin spricht sich die Mitgliederversammlung einstimmig für die erneute Beauftragung der AWADO Deutsche Audit GmbH, betreffend die Prüfung der Jahresrechnung 2022, aus.

Einen umfassenden Überblick über die Umlageverwendung 2023 gab im Anschluss Silke Heise, Leiterin Personal und Verwaltung der LVN. Dabei ging sie auf die Einnahmen- und Ausgabensituation des Umlageverwendungsplans sowie des LVN-Wirtschaftsplans (institutionelle Förderung) ein. Sie berichtete über die einzelnen Titelansätze und die daraus zu finanzierenden Maßnahmen. Im Jahr 2023 würden auf Basis von 5,7 Mio. t Anlieferungsmilch gut 2,565 Mio. Euro Umlage, bei einem Hebesatz von 45 Cent/t, aufkommen. Der vorgelegte Umlageverwendungsplan und der Wirtschaftsplan für das Haushaltsjahr 2023 werden von der Mitgliederversammlung einstimmig genehmigt. Er wird als Vorschlag bei der Bewilligungsbehörde eingereicht.

Daten und Fakten können im statistischen Teil des aktuellen LVN-Jahresberichtes 2021/2022 unter abgerufen werden. 

Stellvertretender LVN-Vorstand Herbert Heyen gibt Staffelstab an Weert Baack weiter

Nach elf Jahren als stellvertretender Vorstand der LVN verabschiedete sich Herbert Heyen in den Ruhestand. Das gesamte LVN-Team bedankte sich mit einer emotionalen Rede und bildreichen Diashow für die gemeinsame Zeit. Gleichzeitig durfte die Gäste der Mitgliederversammlung 2022 Weert Baack als Nachfolger und damit als neues Vorstandsmitglied herzlich begrüßen.

Bildergalerie – Mitgliederversammlung 2022

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