Milchmarkt weiterhin sehr fest

Die Gefahr von Mangelsituationen hält die Molkereien und Käsereien in Atem

16. September 2022

Der Markt für Milch und Milchprodukte zeigt sich weiterhin sehr fest. Im Nachgang deutlich höherer Preisabschlüsse im Milchfrischsegment, die ab dem 01.Juli umgesetzt werden, konnten viele niedersächsische Molkereien die Erzeugerpreise erneut anheben.

Das Niveau für den Basispreis von Milch von 4,0 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß liegt für August zwischen ca. 56 bis 61 Cent/kg.

Gleichzeitig haben sich die Preise für Milchleistungsfutter laut AMI in den letzten Monaten zwar geringfügig entspannt, liegen aber weiterhin 37 Prozent oberhalb der Vorjahreslinie. Trotz stark gestiegener Preise für Futter, Düngemittel und Energie dürften die aktuellen Milcherzeugerpreise für viele Betriebe die seit Jahren dringend benötigte ökonomische Entspannung bringen.

Drohende Verknappung bei AdBlue, Kohlendioxid und Verpackungen

Auf Ebene der Verarbeitung eröffnen sich aktuell vielfältige Herausforderungen. Zum einen werden die ohnehin bereits limitierten und teilweise gestörten Logistikabläufe (u. a. Fahrermangel, fehlende Container) zusätzlich von einer drohenden Verknappung beim Treibstoffzusatz AdBlue bedroht. Die Produktion von AdBlue ist durch den Gaspreisanstieg bereits seit Monaten von einigen Düngemittelherstellern zurückgefahren oder teilweise eingestellt worden. Der Grund hierfür ist, dass die Hersteller die höheren Kosten durch Gas und der zukünftig angekündigten Gasumlage ab 01. Oktober nicht über Produkte am Markt erwirtschaften können.

Auch lebensmitteltauglich aufbereitetes Kohlendioxid wird im Rahmen der Düngemittel- und Ammoniakherstellung gewonnen. Hier zeichnen sich seit einigen Wochen ebenfalls Mangelsituationen ab. Kohlendioxid wird insbesondere von der Lebensmittelindustrie in der Verarbeitung genutzt. Zum einen dient es in der Brauereiwirtschaft und der Getränkeindustrie für die Kohlensäurebeimischung und zum anderen wird es als Betäubungsmittel bei der Tierschlachtung eingesetzt.

So wird auch im Bereich der Lebensmittelverpackung Kohlendioxid verwendet. Mit Kohlendioxid wird Sauerstoff aus der Verpackung verdrängt. Beispielsweise Käse und andere Frischprodukte werden somit unter einer Schutzatmosphäre von Kohlendioxid vor einem vorzeitigen Verderb geschützt.

Die Kunststoffindustrie hat teilweise aufgrund der immensen Energiekosten ebenfalls die Produktion gedrosselt, so dass bei den Leichtverpackungen die Verfügbarkeiten zeitweise eingeschränkt sind. Zusammen mit Logistikengpässen kann es in einzelnen Fällen zu Schwierigkeiten im Hinblick auf eine störungsfreie Produktion kommen.

Die Situation am Milchmarkt ist aufgrund eines beschränkten Rohstoffangebotes mit vergleichsweise geringen Inhaltsstoffen in der Anlieferungsmilch und einer guten Nachfrage über alle Absatzkanäle hinweg stabil. Betrachtet man aber die aktuellen Rahmenbedingungen und die mittelfristigen Entwicklungen, so muss man feststellen, dass der Ausfall eines „Zahnrads“ in der Kette, und sei es die Versorgung mit Kohlendioxid, direkte Auswirkungen auf die Milchverarbeitung haben kann.

LVN/Feuerriegel

Ansprechpartner für diesen Bereich

Frank Feuerriegel
Dipl.-Ing. Milch- und Molkereiwirtschaft 

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