Bis zur 33. Kalenderwoche lag die bis dahin an deutsche Molkereien angelieferte Rohmilchmenge 1,2 % unterhalb der Vorjahreslinie. In der EU 27 hat sich der saisonale Rückgang der Milchanlieferung seit Juni deutlich stärker vollzogen. Insgesamt wurden auf EU-Ebene in den ersten sechs Monaten des Jahres dennoch 0,5 % mehr Milch angeliefert (Quelle ZMB).
Neben dem tendenziell verstärkten Rückgang in der Anlieferung, stürzen seit Juni die Milchinhaltsstoffgehalte in der Milch deutlich ab. Sowohl der durchschnittliche Fett- als auch der Eiweißgehalt sind im Mittel aller EU Länder im Juni unter die Vorjahreslinie gerutscht.
Diese Entwicklungen haben mittlerweile zum Ende des Sommers dazu geführt, dass sich beispielsweise die Butterpreise Ende August sowohl in Deutschland, in der EU und auf dem gesamten Weltmarkt befestigt haben. Die Preise für Industrierahm haben sich in den letzten Wochen kontinuierlich nach oben entwickelt und überschreiten bereits die 5 Euro Linie. Für frei gehandelte Rohmilch auf den Spotmärkten müssen mittlerweile um die 40 Cent/kg (bei 4,0 % Eiweiß und 3,4 % Fett) gezahlt werden und Magermilchkonzentrat mit einem Trockenmassegehalt von 36 % liegt ebenfalls über 2,40 Euro/kg.
Gleichzeitig belebt sich gerade mit Ende der Urlaubszeit die Nachfrage nach Milchfrischprodukten. Auch die Nachfrage nach abgepackter Butter ist angezogen und die Molkereien konnten zu Anfang September leicht höhere Abgabepreise durchsetzen (im Bereich +5 bis +10 Cent/kg, d. h. aktuelle Notierung bei 4,14 – 4,25 €/kg). Auch Schnittkäse kann über alle Vertriebskanäle (nationaler Lebensmitteleinzelhandel, Industrie, Großhandel und Export) gut abgesetzt werden. Vielfach ist das Angebot nur für bereits bestehende Kontrakte ausreichend, zusätzliche Anfragen können häufig schon nicht mehr bedient werden. Auch Milchpulver geht weiterhin zu vergleichsweise hohen Preisen in den Markt.
Vor dem Hintergrund dieser geschilderten Situation im Gesamtmarkt, sind die aktuellen Preisaktionen bei Butter im deutschen Lebensmitteleinzelhandel überhaupt nicht zu verstehen. Trotz leicht erhöhter Molkereiabgabepreise führen einige Handelsunternehmen aktuell Preissenkungen für das 250 g Stück Markenbutter im Umfang von ca. 14 Cent/250 g bzw. 56 Cent/kg durch. Die Mittel für diese „Preisscharmützel“ kann der deutsche Lebensmitteleinzelhandel scheinbar aus der zu seinen Gunsten gestalteten Marge ziehen.
Die mittlerweile seit einigen Jahren vergrößerten Differenz zwischen Notierungswert und Verbraucherpreise scheint tatsächlich als „Spielmasse für Preisscharmützel“ verwendet zu werden.
Grundsätzlich sind Angebotsaktionen nicht zu verurteilen, wenn sie zum Beispiel in Zeiten eines nachlassenden Marktes als Impulsgeber eingesetzt werden. In der aktuellen Marktlage bei guter Nachfrage und begrenztem Angebot werfen derartige Aktionen Fragen auf.
Zumindest ist ein ernsthaftes Interesse an einer gemeinsamen Anstrengung zur Weiterentwicklung der Tierhaltung anzuzweifeln. Ein fairer Wettbewerb und die Übernahme von Verantwortung für die Wertschöpfungskette werden hierdurch zumindest nicht sichtbar.
LVN
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