Ergebnisse der milchwirtschaftlichen Betriebsumfrage

Zukunftsaussichten, Technologien und Investitionshindernisse

06. Dezember 2024

Im Sommer 2024 wurden deutschlandweit Milcherzeugerinnen und Milcherzeuger im Rahmen einer Online-Befragung gebeten, Aussagen zu ihrem Milchviehbetrieb und dessen Zukunftsperspektiven zu treffen.

Die Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen e.V. (LVN) hatte im Juni 2024 über ihren wöchentlichen Newsletter zur regen Teilnahme aufgerufen. Insgesamt 186 Personen sahen den Fragebogen der Betriebsumfrage ein, 151 Personen gaben ausreichend Antwort, um im nachfolgenden Überblick zu den Hintergründen von Investitionsentscheidungen in der Milcherzeugung berücksichtigt zu werden.

Die Stichprobe umfasst landwirtschaftliche Betriebe mit einer durchschnittlichen Herdengröße von 140 Kühen und einem Durchschnittsalter der Befragten von 48 Jahren (Min = 23, Max = 73). Die Mehrheit der Befragten ist männlich (87,9 %), während 12,1 % weiblich sind. Die Hofnachfolge ist bei 61 % der Betriebe gesichert, während 8,4 % eine Betriebsaufgabe planen und 30,5 % noch unsicher sind. Die regionale Zuordnung der Befragten basiert auf den Angaben zum Landkreis. Während 38,7 % leider keine Angaben machten, stammen von den übrigen Teilnehmenden 20,97 % aus dem Norden, 18,28 % aus dem Süden, 17,74 % aus dem Westen und 4,30 % aus dem Osten Deutschlands. Nachfolgend werden die Angaben der Befragten für einige der zentralen Fragen der Umfrage kurz dargestellt.

Abbildung 1 zeigt die Beurteilung der langfristigen betriebswirtschaftlichen Angemessenheit des Milchpreises, den die Betriebe im Mai 2024 für ihre Milch erhielten. 42 % der Befragten schätzen den an sie ausgezahlten Milchpreis als „gerade ausreichend“ für eine nachhaltige Betriebsführung ein. Weitere 35 % halten den Preis für „eher nicht ausreichend“ und 13 % geben an, dass der Preis „überhaupt nicht ausreichend“ ist, um den Betrieb langfristig zu führen. Nur 10 % der Befragten betrachten den Milchpreis als „gut ausreichend“ für eine tragfähige wirtschaftliche Zukunft ihres Betriebes.

Grafik Milchpreis und Betriebsführung

Abbildung 1: Bewertung des Milchpreises im Mai 2024 für die Betriebsführung

Im weiteren Verlauf wurde eine Einschätzung zur Zusammenarbeit mit der Molkerei abgefragt. Die Ergebnisse zeigen ein differenziertes Meinungsbild und eine breite Streuung der Bewertung. 29 % der Landwirte gaben an, mit der Zusammenarbeit eher unzufrieden zu sein, wobei sich in dieser Gruppe sowohl völlig Unzufriedene als auch eher Unzufriedene befinden. 44 % der Befragten äußerten sich eher zufrieden, wobei diese Gruppe sowohl die sehr zufriedenen als auch die eher zufriedenen Teilnehmer umfasst. 27 % der Befragten bewerteten die Zusammenarbeit als neutral, was auf eine ausgewogene oder unentschiedene Haltung hindeutet. In Summe lässt sich konstatieren, dass die Mehrheit der Befragten die Zusammenarbeit mit der Molkerei tendenziell positiv bewertet.

Hinsichtlich der betrieblichen Entwicklung gaben die Befragten an, in verschiedenen Bereichen ihres Betriebes investiert zu haben bzw. Investitionen für die Zukunft zu planen. Insbesondere im Bereich der Futterproduktion sowie der Energieeffizienz ist eine hohe Investitionsbereitschaft festzustellen. Abbildung 2 zeigt, dass im Bereich der Futterproduktion mit 115 Befragten der größte Anteil in den letzten fünf Jahren mehr als 10.000 € investiert hat. Weitere 60 Befragte planen Investitionen in den nächsten drei Jahren in diesem Bereich. 64 Befragte haben bereits in größerem Umfang in Energieeffizienz investiert und 35 Befragte planen entsprechende Investitionen in den nächsten Jahren. An dritter Stelle der Nennungen steht der Bereich Investitionen in die Betriebserweiterung: 63 Befragte haben hier in den letzten fünf Jahren mehr als 10.000 € investiert, weitere 33 planen entsprechende Investitionen für die Zukunft.

Investitionen für Betriebsführung

Abbildung 2: Getätigte und geplante Investitionen in verschiedenen Bereichen der Landwirtschaft über 10.000 €

Insgesamt zeigt sich, dass viele Landwirte sowohl in den letzten Jahren als auch in Zukunft erhebliche Investitionen in ihre Betriebe planen. Dabei stehen vor allem die Futtererzeugung, die Energieeffizienz und die Betriebserweiterung im Vordergrund, aber auch die Modernisierung der Melktechnik und der Stallanlagen spielen eine wichtige Rolle. Ein kleiner Teil der Befragten gab an, keine Investitionen in diesen Bereichen getätigt oder geplant zu haben.

Welche Gründe für den Verzicht oder die Rückstellung von Investitionen vorliegen, wurde ebenfalls abgefragt. Es zeigt sich, dass insbesondere die Themen „Bürokratie & Genehmigungen“ sowie „Unsicherheit & Risiko der Marktentwicklung“ als größte Hemmnisse für Investitionen in der Milcherzeugung wahrgenommen werden. Diese beiden Faktoren heben sich deutlich von den anderen zur Auswahl gestellten Gründen ab, wie Abbildung 3 zeigt.

Investitionshindernisse bei der Betriebsführung

Abbildung 3: Hindernisse für Investitionen in der Milcherzeugung

Im Bereich „Bürokratie & Genehmigungen“ geben 79 Befragte an, dass der inhaltliche Umfang der notwendigen Antrags- und Genehmigungsverfahren eine große Belastung darstellt. Die Komplexität und die oft um-fangreichen Anforderungen der Bürokratie stellen eine hohe Hürde für Landwirte dar, die Investitionen umsetzen wollen. Zudem sehen 80 Befragte die langwierigen und zeitintensiven Genehmigungsverfahren als problematisch an. Diese administrativen Herausforderungen bedeuten für die Landwirte nicht nur eine Verzöge-rung, sondern häufig auch zusätzliche Kosten und einen erhöhten Arbeitsaufwand, der gerade in ohnehin stark ausgelasteten Betrieben kaum zu bewältigen ist.

Noch stärker wirkt sich der Bereich „Unsicherheit & Risiko“ als Investitionshemmnis aus. 78 Befragte äußern Unsicherheiten hinsichtlich der Rentabilität geplanter Investitionen. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund der oftmals hohen Investitionssummen relevant. Darüber hinaus sehen 84 Befragte das Risiko einer unsicheren Marktentwicklung als wesentliches Hemmnis. Die volatilen Rahmenbedingungen in der Agrarwirtschaft, wie schwankende Preise und wechselnde Nachfrage, erschweren mittel- und langfristige Entscheidungen und die Planung der Betriebsentwicklung. Am häufigsten wurde mit 87 Nennungen die Unsicherheit über die zukünftigen Anforderungen an die Milcherzeugung und das Betriebsmanagement genannt. Diese Unsicherheit bezieht sich vor allem auf die zunehmenden gesetzlichen Vorgaben, die technologischen Anforderungen und die sich verändernden gesellschaftlichen Erwartungen an die Landwirtschaft. Diese Unsicherheit erschwert es, Investitionen gezielt zu planen und langfristig abzusichern.

Die vorgestellten Aussagen sind Schlaglichter und geben einen Eindruck von der Stimmungslage im Sektor Milcherzeugung im Sommer 2024. Die Forschungsarbeit ist damit nicht abgeschlossen. Neben einer detaillierteren Auswertung dieser Umfrage, ist ein Vergleich mit einer bereits im Jahr 2018 durchgeführten Befragung zum gleichen Themenblock in Arbeit. Im Ergebnis werden Erkenntnisse über die Einflussfaktoren und deren Gewichtung bei Investitionsentscheidungen in der Milcherzeugung erwartet.

Corinna Weissgerber (Hochschule Hannover)/LVN

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