Kriseninstrumente: Kleines Rechenbeispiel

Milchmengenreduktion mit staatlicher Förderung versus Private Lagerhaltung (PLH)

30. April 2020

Milchmengenreduktion oder Private Lagerhaltung? Wir setzen Zahlen in Relation und beleuchten Risiken.

Melken, Melkstand
Foto: Marco Grundt

Die Ankündigung der EU, eventuell Mittel für die private Lagerhaltung zur Verfügung zu stellen, führt zu der Frage, welche Wirkung die im Raum stehenden 30 Mio. Euro entfalten können. Nachfolgend sollen die Auswirkungen auf die Milchmengen EU-weit bei Nutzung der PLH gegenüber einer Förderung der direkten Mengenreduktion verglichen werden. Mit Hilfe verschiedener Rechnungen werden die Zahlen in Relation zueinander gebracht und einzelne Risiken beleuchtet.

Ausgangssituation:

Die EU hat angekündigt folgende Mittel für die Stützung der privaten Lagerhaltung bereitstellen zu wollen:

Potential Mengenreduktion:

Wieviel Milchmenge könnte mit diesem Betrag reduziert werden, wenn, ähnlich wie beim freiwilligen Reduktionsprogramm (aus 2016), 14 Ct/kg Beihilfen an Erzeuger gezahlt würde, die ihre Menge reduzieren?

Die Mittel würden EU-weit für eine Mengenreduktion von rund 215.000.000 kg bzw.
215.000 t ausreichen.

Wird für die EU eine Gesamtmilchmenge von rund 160 Mio. t angenommen, würde diese Maßnahme ausreichen um lediglich 0,15 % der in der EU produzierten Milch zu reduzieren. Ein Budget in Höhe von 30 Mio. € könnte somit das Milchaufkommen der EU nicht nennenswert reduzieren.

Potential PLH:

Die Nutzung der PLH mit den vorgeschlagenen Mengen würde folgende Milchäquivalente beinhalten (Milchmenge, die zur Herstellung des jeweiligen Produktes benötigt wird):

Mit einer Stützung der PLH von 30 Mio. Euro kann die Milchwirtschaft temporär rund 4.150.000 t Milch bzw. 2,59 % der Milchanlieferung der EU in Form von Milchprodukten in Zeiten steigender Anlieferung vom Markt nehmen und damit etwas den Marktdruck reduzieren. Im Unterschied zur Mengenreduktion verbleibt die Ware bei der PLH auf dem Markt. D.h. die Ware muss zu einem späteren Zeitpunkt wieder ausgelagert werden. Bei länger anhaltenden Marktkrisen, kann es sein, dass mit Ablauf der Lagerfristen weiterhin Markthemmnisse vorliegen und somit das Kriseninstrument einer vorübergehenden Marktentlastung seine Wirkung nur unzulänglich entfaltet.

Temporäre Marktungleichgewichte können allerdings durchaus in Phasen steigender Milchmenge ausgeglichen werden. In Phasen der Marktbelebung kann der eingelagerte Lagerbestand wieder verwertet werden, und einen Beitrag leisten, in stark steigenden Nachfragesituationen den Bedarf zu decken. Beispiele hierfür gibt es aus den Jahren 2010 bis 2014:

Sollte hingegen das Milchangebot der EU um 2,6 % mit einer Förderung von 14 Ct/kg verringert werden, so würde dies rd. 582 Mio. Euro verursachen.
(2,6% von 160 Mio. t Milch = 4.160.000 t  x  0,14 €/kg  = 582,4 Mio Euro)

Quelle: © LVN

Fazit:

  • Unter Annahme eines Beihilfesatzes in Höhe von 14 Ct/kg wäre eine EU-weite Reduzierung der Milchmenge um rund 0,15 % möglich.
  • Mit einer Unterstützung der PLH wäre eine Reduzierung der EU-weiten Milchmenge um rund 2,6 % möglich mit dem Hintergrund, dass die eingelagerten Mengen zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf den Markt drücken. Welche Rahmenbedingungen in der Zukunft herrschen werden, ist kaum abschätzbar.

LVN

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