Silomais: Ernte stopft Futterlücken nicht

Besonders Teile Niedersachsens betroffen

01. November 2019

Die Lage für viele Milchbauern ist bedrohlich. Die schwache Silomaisernte kann die Löcher, die eine schlechte Futtergras- und Heuernte gerissen hat, bei weitem nicht stopfen. Das gilt vor allem für den Osten Deutschlands und Teile Niedersachsens.

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Die Lage für viele Milchbauern ist bedrohlich. Die schwache Silomaisernte kann die Löcher, die eine schlechte Futtergras- und Heuernte gerissen hat, bei weitem nicht stopfen. Das gilt vor allem für den Osten Deutschlands und Teile Niedersachsens. Aber auch aus anderen Regionen wir eine schwache Silomaisernte und eine schlechte Grundfutterversorgung gemeldet. Auch wenn die Erntemenge bei Silomais größer war als im Dürrejahr 2018.

Die Produktion von Silomais liegt trotz kräftiger Flächenausweitung deutlich unter dem langjährigen Mittel. Verschärft wird das Problem durch die Lücken, die schon durch die schlechte Ernte bei Gras, Grassilage, Heu und andere Futtermitteln gerissen wurden. Allerdings waren die regionalen Unterschiede bei der Niederschlagsverteilung und bei den Erträgen bei Silomais und auch beim Grasaufwuchs vielleicht noch größer als im Dürrejahr 2018. Das zeigen jedenfalls die vorläufigen Erntemeldungen aus den Bundesländern.

Sehr große regionale Unterschiede

Das Statistische Bundesamt geht in seiner ersten Ernteschätzung von Ende September von einer Silomaisernte von 85,4 Mio. t aus. Damit wird die Missernte des vorigen Jahres um gut 10 Prozent übertroffen – der langjährige Durchschnitt (2013 bis 2018) wird jedoch, trotz einer rekordgroßen Anbaufläche, um 4 Prozent verfehlt. Der Grund sind die schwachen Erträge. Diese sind mit 384 dt/ha fast 10 Prozent niedriger als im langjährigen Mittel. Besonders schwierig waren die Bedingungen erneut in Ostdeutschland und in Niedersachen. Dort wurden auch in diesem Jahr viele Körnermaisflächen mangels Kolbenbildung als Silomais gehäckselt. Ursache für die großen regionalen Ertragsunterschiede war die sehr unterschiedliche Niederschlagsverteilung und das unterschiedliche Wasserspeichervermögen der Böden. Auf guten Standorten, die Regen abbekommen hatten, wurden teilweise gute Erträge erzielt. Dramatisch sah es dagegen auf sehr leichten Böden in Regionen mit geringem Niederschlag aus, berichte etwa die Landwirtschaftskammer Niedersachsen.

Futterversorgung wird zum Problem

Der niedersächsische Kammerpräsident Gerhard Schwetje sagte zur Futterversorgung der Viehalter: „Nimmt man Grünland und Mais zusammen, dann waren in Niedersachsen rund eine Million Hektar Futterfläche von der Trockenheit betroffen. Die Futtersituation ist angespannt, denn Restbestände aus dem Vorjahr gibt es kaum, und die Grassilagen dieses Frühjahres sind bereits verfüttert worden oder würden aktuell verfüttert“. Viele Betriebe kauften deshalb Futter zu, streckten die Futterrationen zum Beispiel mit Stroh oder verkleinerten ihre Bestände. Hinzu kommen große wirtschaftliche Herausforderungen. Swantje sagte: „Es seien nicht nur steigende Futterkosten und sinkende Milchpreise zu verkraften. Nach zwei extrem trockenen Jahren müssten die schwer geschädigten Grasnarben teuer repariert werden. Alles das addiert sich zu horrenden Summen.“ Der Kammerpräsident befürchtet, dass viele Milchviehbetriebe aufgrund des Kostendrucks aufgeben könnten.

Im Süden ging es noch ganz gut aus

Im Süden war die Silomaisernte meist besser als im Nordwesten und im Osten – allerdings auch nicht überall. Jakob Maier, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands Erding berichtet von durchschnittlichen bis guten Ergebnissen.

Das Wetter sorgt jedoch dafür, dass die Bauern mit dem Ernten später dran waren als im Vorjahr. Die Silomaisernte ging nach Auskunft von Dr. Josef Schächtl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) von Mitte September und bis Mitte Oktober. „Voriges Jahr waren wir früher dran, weil es ziemlich trocken war und recht warm“, erklärt Schächtl. Das heißt: „Die Pflanzen sind relativ rasch abgereift.“

Doch in diesem Jahr war das Wetter wechselhafter als 2018. „Die Abreifeperiode hat länger gedauert“, erklärt er. Bayern ist neben Niedersachsen der größte Silomaiserzeuger. Für das Bundesland weist das Statistische Bundesamt einen Silomais-Ertrag von 470 dt/h aus. Das ist nur wenig mehr als im vorigen Jahr. Insgesamt ernteten die bayerischen Bauern mit 20,4 Mio. t Silomais gerade einmal 4 Prozent mehr als im vorigen Jahr – und das vor allem wegen einer Ausweitung der Anbaufläche.

Ganz im Norden sind die Bauern zufrieden

Eine gute Silomaisernte meldete man aus Schleswig-Holstein. Die späte Trockenheit hatte kaum negativen Auswirkungen auf die Ernte. „Dank der Küstennähe haben wir eine bessere Wasserversorgung im Boden“, sagt Stefan Pielsticker, Geschäftsführer der AGRAVIS aus Ems-Jade. Der Mais wird im hohen Norden grundsätzlich nicht gedroschen, sondern gehäckselt, um Futter- und Biogasmais zu erzeugen.

Generell ist es um die Grundfutterversorgung der norddeutschen Landwirte besser bestellt als im Vorjahr, jedoch waren die letzten Schnitte im Grünland aufgrund der Hitze nicht sehr ergiebig, heißt es weiter. Das Statistische Bundesamt ermittelte für ganz Schleswig-Holstein einen Silomais-Ertrag von 432 dt/h. Das sind fast 20 Prozent mehr als im Dürrejahr 2018. In diesem Jahr ernteten die Bauern im nördlichsten Bundesland 7,7 Mio. t Silomais und damit  – trotz einer etwas kleineren Anbaufläche – 18 Prozent mehr als 2018.

Im Osten bleibt die Lage angespannt

Eine weitere schwache Silomaisernte müssen die Bauern in diesem Jahr im Osten Deutschlands verkraften – auch wenn die Ergebnisse durchweg besser sind als im extremen Dürrejahr 2018. Vor einem Jahr war der Mais in vielen Regionen einfach auf dem Halm vertrocknet. „Für dieses Jahr hatten wir uns bessere Bedingungen gewünscht. Unsere Hoffnung hat sich nur zum Teil erfüllt“, berichtet Robert Buddrus, vom Bioenergie-Park Klarsee im vorpommerschen Krackow.

Das ist jedoch nur ein schwacher Trost für die leidgeprüften ostdeutschen Bauern. Buddrus zufolge hat der Mais im Nordosten unter der anhaltenden Trockenheit und der Hitze erheblich gelitten. Harald Nitschke, Geschäftsführer der Raminer Agrar GmbH in Vorpommern, schätzt den Ertrag in seiner Region nur auf 60 Prozent einer normalen Ernte. Die Versorgung der Tiere mit Futter und der Biogasanlage mit Rohstoff kann trotzdem gewährleistet werden.

„Im Frühjahr habe man 100 Hektar Raps umgebrochen und mit Mais bestellt. Damit werde man gerade so hinkommen“, sagt Nitschke. Insgesamt sind die Silomaiserträge in Mecklenburg Vorpommern mit 316 dt/ha jedoch 17 Prozent höher als im Katastrophenjahr 2018 und die Ernte ist wegen der Anbauausweitung fast ein Fünftel größer. In den anderen ostdeutschen Ländern liegen die Erntemengen ebenfalls zwischen 20 und 33 Prozent höher als im Dürrejahr 2018.

Trotzdem dürfte es bei vielen Milchviehaltern mit der Futterversorgung eng werden, denn das Gras ist oft schon verfüttert und gar nicht erst zur Herstellung von Grassilage verwendet worden.

Agrarheute

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