Erzeugerpreise: Wende bei Milchpreisen eingeleitet

Milchaufkommen leicht über der Vorjahreslinie

04. September 2020

Erstmals seit dem corona-bedingten Einbruch sind die Erzeugerpreise für konventionelle Milch im Juli in Deutschland gestiegen. Lediglich im Westen gab es noch ein kleines Minus. In den kommenden Monaten sind stabile bis steigende Tendenzen zu erwarten.

Die Molkereien in Deutschland zahlten im Juli für konventionell erzeugte Milch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß durchschnittlich 31,2 Ct/kg, so erste Berechnungen der AMI. Das entsprach einem Plus von rund 0,2 Ct gegenüber dem Vormonat. Damit haben die Erzeugerpreise für Rohmilch erstmals seit dem durch die Corona-Krise verursachten Rückgang zugelegt. Gleichzeitig hat sich der Rückstand gegenüber dem Vorjahr auf 1,5 Ct verringert, nachdem dieser in den vergangenen Monaten sukzessive auf 1,8 Ct gestiegen war. Hierzu haben, neben dem aktuellen Anstieg, die leicht fallenden Tendenzen vor Jahresfrist beigetragen.

Im Zeitraum von Januar bis Juli diesen Jahres erhielten die Milcherzeuger im bundesweiten Schnitt rund 32,3 Ct/kg für ihren konventionell erzeugten Rohstoff. Das waren gut 0,9 Ct weniger als im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres. In den verbleibenden fünf Monaten bis zum Jahresende dürfte es schwer werden, diesen Rückstand noch vollständig aufzuholen. Im Mittel von 2020 wird daher das Jahresergebnis von 2019 aller Voraussicht nach nicht erreicht werden.

Erholung angekommen

Der Anstieg der Erzeugerpreise für Rohmilch ist maßgeblich auf die in den vergangenen Monaten erfolgte Erholung an den Märkten für Milch und Molkereiprodukte zurückzuführen. Diese waren im Frühjahr aufgrund der pandemiebedingten Verwerfungen im internationalen Handel sowie des Lockdowns in Deutschland und weiten Teilen der Welt eingebrochen. Mit den sukzessiven Lockerungen der restriktiven Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie haben die Märkte für die Verarbeitungsprodukte wieder an Fahrt aufgenommen und die Erzeugerpreise seit Beginn des zweiten Quartals deutlich zugelegt. Diese sind jedoch in weiten Teilen noch nicht wieder auf dem Niveau von vor der Corona-Krise angekommen. Dies ist sowohl bei Käse und Butter als auch bei Milch- und Molkenpulver der Fall. Allerdings lagen insbesondere bei Magermilchpulver die Preise zu Jahresbeginn deutlich über ihren langjährigen Mittelwerten und damit vergleichsweise hoch. An den Spotmärkten ist das Bild zweigeteilt. Magermilchkonzentrat bewegt sich noch knapp unter den Höchstständen von Ende Januar. Hingegen werden Industrierahm und Rohmilch mittlerweile wieder zu höheren Preisen gehandelt.

Jede dritte Molkerei zahlte mehr

Rund ein Drittel der Molkereien in Deutschland hat ihren Lieferanten im Juli dieses Jahres ein höheres Milchgeld bezahlt als im Monat zuvor. Im Juni lag dieser Anteil lediglich bei knapp 10 %. Mit knapp 60 % blieb beim Gros der Unternehmen die Auszahlungsleistung im aktuellen Berichtsmonat konstant. Rücknahmen waren nur noch in seltenen Fällen zu verzeichnen. Lediglich jede zehnte Molkerei zahlte im Juli weniger als im Juni.

Dabei waren es bundesweit gesehen vor allem Käsereien, die den Milchpreis angehoben haben. Bei ihnen bewegte sich das Plus zwischen 0,3 und 1,0 Ct. Auch die Preise bei einigen Molkereien mit dem Schwerpunkt im Versandgeschäft legten zu. Hier war Spannweite mit einem Plus zwischen knapp 0,2 und 2,0 Ct deutlich größer.

Versand im Norden läuft wieder

Die Molkereien aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein konnten mit einem überdurchschnittlichen Plus von jeweils rund 0,4 Ct den Rückstand gegenüber dem Bundesmittel leicht verringern. Allerdings reichte dies nicht aus, um sich in der Tabelle ins Mittelfeld vorzuarbeiten. Niedersachsen kämpfte sich immerhin mit 30,1 Ct/kg einen Platz nach oben, kurz vor Mecklenburg-Vorpommern. Schleswig-Holstein blieb mit 28,9 Ct/kg am Tabellenende und weiterhin unter der 30-Cent-Marke. Allerdings sind die Nordlichter bekannt für deutliche Sprünge bei den Preisen und so gab es im Einzelfall bis zu 2,0 Ct mehr für das Kilo Milch. Dabei profitierten vor allem die Lieferanten von Versandmolkereien von den gestiegenen Preisen an den Spotmärkten.

Mit kleinen Schritten voran

Auch wenn sich die Preise für die Verarbeitungsprodukte in den vergangenen Monaten uneinheitlich entwickelt haben, so überwogen doch die steigenden Tendenzen. Dies war vor allem bei Käse und Butter der Fall. Auch die Erlöse für Vollmilchpulver sind trotz der eingeschränkten Wettbewerbsfähigkeit am Weltmarkt sukzessive gestiegen. Bei Magermilch- und Molkenpulver zeichneten sich seit Mitte Juni rückläufige Tendenzen ab. Aufgrund der zeitlich verzögerten Reaktion auf der Erzeugerebene dürfte die erfolgte Erholung am Milchmarkt die Erzeugerpreise für Rohmilch in den kommenden Monaten stabilisieren und von Monat zu Monat die eine oder andere Molkerei ihren Preis anheben. Bezogen auf das Bundesmittel, sollten sich daher die leicht steigenden Tendenzen zunächst fortsetzten. Große Sprünge sind allerdings nicht zu erwarten.

                                           Auszug aus AMI

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