Auf ihrer alljährlichen Mitgliederversammlung stellte die Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen e.V. (LVN) ihre Aktivitäten und Projekte in den Bereichen Qualitätsförderung, Öffentlichkeitsarbeit und Marktentwicklung für das Jahr 2024 umfassend vor.
Rund 110 Gäste nahmen an der Mitgliederversammlung am 5. November in Hannover teil – darunter die Vertreter der 19 LVN-Mitgliedsorganisationen, zu denen Bauern-, Molkerei-, Gewerkschafts- sowie LandFrauenverbände zählen.
„Wir leben in turbulenten Zeiten. Zuerst die Corona-Pandemie und dann der Russisch-Ukrainische Krieg haben uns allen deutlich gemacht, welche Auswirkungen Krisen auf die globalen Liefer- und Wertschöpfungsketten und damit auf jeden einzelnen von uns haben können“, eröffnete Jan Heusmann, Vorstandsvorsitzende der LVN, seinen Bericht der diesjährigen Mitgliederversammlung. Er betonte dabei, dass sich vor allem in diesen unruhigen Zeiten die LVN als wesentliche Konstante verstehe: Sie vertritt seit über 50 Jahren die niedersächsische Milchwirtschaft, bringt verschiedenste Akteure entlang der Wertschöpfungskette zusammen, arbeitet an der Weiterentwicklung und Optimierung wichtiger Branchenthemen, klärt Verbraucherinnen und Verbraucher faktenbasiert auf und wirkt mit innovativen Impulsen an der Gestaltung der modernen, nachhaltigen Milchwirtschaft mit.
„Nachhaltigkeit, Fachkräftequalifizierung, Ernährungsbildung, Digitalisierung: Das sind einige der großen Zukunftsthemen der Milchwirtschaft, mit denen sich die Landesvereinigung intensiv beschäftigen darf, immer wieder im Schulterschluss mit starken und verlässlichen Partnern.“
„Die Milchwirtschaft hat in Niedersachsen eine große Bedeutung“, betont Dr. Jörg Baumgarte, Abteilungsleiter für Verbraucherschutz, Tiergesundheit und Tierschutz des Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. „Daran hat auch die Landesvereinigung ihren Anteil. Sie setzt auf Qualität, sieht die Molkereien hinter sich und hat mit Projekten wie dem Schadstoffmonitoring erfolgreich dazu beigetragen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher geschützt werden und das Image keinen Schaden nimmt.“ Abschließend greift Baumgarte das Thema Nachhaltigkeit auf. „Nachhaltigkeit spielt eine immer größere Rolle. Daher greift die Landesvereinigung dieses Thema gezielt durch professionelle Verbraucher- und Grundschulmaterialien auf, um Informationen breit zu streuen und fundiert zu informieren.“
Der Vizepräsident des Landvolks Niedersachsens Frank Kohlenberg gab in seinem Grußwort folgende Einschätzung: „Der Milchmarkt entwickelt sich positiv, doch anhaltend hohe Kosten und Herausforderungen wie die Blauzungenkrankheit stellen unsere Betriebe weiterhin vor große Herausforderungen. Statt gesicherter finanzieller Unterstützung für wichtige Brancheninitiativen setzen Gesetzesverschärfungen jedoch die falschen politischen Signale. Milch ist ein tolles Nahrungsmittel, egal in welcher Haltungsformstufe.“
„Bereits knapp 50 Prozent der ca. 7.600 niedersächsischen Milcherzeuger haben den CO2-Fußabdruck ihrer Betriebe auf der Klimaplattform Milch, die im Auftrag der Fokus Milch GmbH entwickelt wurde, erfasst. Damit werden nahezu 50 Prozent der niedersächsischen Milchmenge über das Tool abgedeckt. Die erfassten Klimadaten bilden einen wichtigen Grundstein für die Identifizierung von Einsparpotentialen und für weitere Forschungsansätze zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen“, berichtet Paduch bei der Mitgliederversammlung. Seit rund zwei Jahren bestehe die von der LVN initiierte Klimaplattform Milch, die in der Kooperation von Molkereiwirtschaft und Landwirtschaftskammer Niedersachsen stetig weiterentwickelt wird. Aktuell arbeite man mit weiteren Akteuren an der bundesweiten Etablierung sowie an der Anerkennung auf internationaler Ebene.
„Weitere Projekte der LVN beschäftigen sich mit der Tiergesundheit. So übernimmt sie für die Kälberinitiative Niedersachsen die breit gefächerte Öffentlichkeitsarbeit, erarbeitet praxisnahe Konzepte für die Bereiche Melkhygiene und Eutergesundheit und koordiniert Maßnahmen zum Thema Antibiotikaminimierung und Milch-Monitoring“, ergänzt Paduch.
Im Verlauf seines umfassenden Überblicks über die aktuelle Milchmarktsituation gab Paduch noch einen Ausblick auf die Milchauszahlungspreise: „Der Rohstoff Milch ist weiterhin knapp und die Rohstoffwerte steigen. Der durchschnittliche Auszahlungspreis für das Jahr 2024 wird nach ersten Schätzungen in einem Bereich von 47,3 Cent/kg liegen.“
„Bei uns arbeitet die fachliche Expertise unter einem Dach und zwar mit dem Ziel größtmöglicher Reichweite, aber auch mit viel Leidenschaft für persönliche Kontakte mit unseren Zielgruppen. Unsere Vielfalt an Maßnahmen zu den wichtigen Kernthemen Nachhaltigkeit/Klima, Tierwohl, Kreislaufwirtschaft, Regionalität und Ernährung profitiert von der Nähe zur Wissenschaft auf der einen und zur Praxis auf der anderen Seite. Im letzten Jahr erreichten wir 5.000 Schulen und Kitas sowie 20.000 Familien auf 1.000 Veranstaltungen mit dem Angebot an Milchprodukten bzw. mit milchwirtschaftlichen Informationen. Mit rund 1.000 Social Media Beiträgen erzielten wir eine Reichweite von über 26 Millionen. Bereits 250.000 Follower folgen unseren Online-Kanälen auf Instagram, Facebook, TikTok, YouTube, Pinterest, WhatsApp und Spotify“, so Christine Licher, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit und stellvertretende Geschäftsführerin der LVN.
„Mit unseren 20 My KuhTubern sowie 25 niedersächsischen Bauern als Botschafter schaffen wir regionale Verbindungen zwischen Verbraucherinnen, Verbrauchern und der Milchwirtschaft, online sowie auf Messen und Veranstaltungen. Gemeinsam mit milchwirtschaftlichen Partnern, aber auch mit Fachgesellschaften außerhalb der Landwirtschaft konnten wir Kontakte zu rund 7.000 Multiplikatoren aus den Bereichen Ernährung, Gesundheit und Bildung erzielen“, resümiert Licher.
Dr. Mechthild Frentrup, Vorsitzende der Arbeitsgruppe Digitalisierung im Rahmen der Sektorstrategie 2030 der Deutschen Milchwirtschaft beleuchtete in ihrem Gastvortrag die Chancen und Potenziale einer stärkeren digitalen Vernetzung zwischen den Akteuren der Milchwirtschaft. Dabei betonte sie, dass das Agribusiness heute schon viel digitaler, ja smarter aufgestellt sei, als es manch außenstehendem Betrachter bewusst wäre. „Digitale Tools und Anwendungen gibt es überall, so wie den Melkroboter im Stall, den mit einem GPS-gestützten Lenksystem ausgestatteten Schlepper, Herdenmanagementprogramme, Ackerschlagkarteien, Webcams zur Tierbeobachtung und Sensortechnik zur präzisen Ausbringung von Pflanzenschutz und Düngemittel. Auch in den Molkereien ist das Industriezeitalter 4.0 der Robotik und künstlichen Intelligenz längst angebrochen. Die Flut von Daten, die dabei anfällt, überfordert die Betriebe und Unternehmen im Tagesgeschäft jedoch oftmals und an einigen Stellen hakt es in den digitalen Prozessen heute noch“, stieg Frentrup in die Thematik ein. Weiter erläuterte sie: „Im Rahmen der Sektorstrategie treiben wir ganz bewusst den Gedanken voran, wie die vorhandenen Daten besser genutzt werden können. Digitalisierung lebt davon, Daten auszutauschen und so zu verknüpfen, dass neues Wissen daraus gewonnen wird. Das geht aber nur, wenn wir von den heute vorhandenen Insellösungen und Datensilos weggehen und über geeignete Schnittstellen Datennetzwerke schaffen. Da sind wir heute noch nicht weit genug.“
In zwei ausgewählten Anwendungsbeispielen skizzierte Frentrup den Einsatz von künstlicher Intelligenz bei der Prognose von Marktentwicklungen und fasste die Eckpunkte einer zukunftsfähigen Dateninfrastruktur für das Reporting von Nachhaltigkeitskriterien zusammen. Die engagierte Landwirtin und Aufsichtsrätin beim Deutschen Milchkontor machte zum Abschluss deutlich: „Handel und Gesetzgeber fordern mit Blick auf die Nachhaltigkeit immer mehr Auskünfte zur Produkt- und Prozessqualität. Die Digitalisierung kann hier helfen, schneller und effizienter Antworten zu geben. Wir sind in der Milchwirtschaft aufgefordert, unsere Spielregeln zu definieren, damit der Austausch von Daten entlang der Supply Chain keine Einbahnstraße wird, sondern wirklich Mehrwerte für die Branche bietet.“
Joachim Burgemeister vom Genoverband e.V. berichtete für die AWADO Deutsche Audit GmbH m weiteren Verlauf der Tagesordnung über die Prüfung der Jahresrechnung und der Jahresabschlüsse für das Rechnungsjahr 2023 mit uneingeschränkt erteiltem Bestätigungsvermerk. Rechnungsprüferin Elisabeth Brunkhorst informierte über eine beanstandungsfreie Kassenprüfung. Die Genehmigung der Jahresrechnung und des Jahresabschlusses erfolgte ebenso einstimmig wie die Entlastung des Vorstandes und der Geschäftsführung. Als Kassenprüfer für das Jahr 2024 wurden Jörn Johann Dwehus im Amt bestätigt und Alke Luers neu gewählt. Weiterhin spricht sich die Mitgliederversammlung einstimmig für die Beauftragung der NWPG Treuhandgesellschaft GmbH, betreffend die Prüfung der Jahresrechnung 2024, aus.
Einen umfassenden Überblick über die Umlageverwendung 2025 gab im Anschluss Undine Pages. Dabei ging sie auf die Einnahmen- und Ausgabensituation des Umlageverwendungsplans sowie des LVN-Wirtschaftsplans (institutionelle Förderung) ein. Sie berichtete über die einzelnen Titelansätze und die daraus zu finanzierenden Maßnahmen. Im Jahr 2025 würden auf Basis von 5,80 Mio. t Anlieferungsmilch gut 2,61 Mio. Euro Umlage, bei einem Hebesatz von 45 Cent/t, aufkommen. Der vorgelegte Umlageverwendungsplan und der Wirtschaftsplan für das Haushaltsjahr 2025 wurden von der Mitgliederversammlung einstimmig genehmigt. Er wird als Vorschlag bei der Bewilligungsbehörde eingereicht. Ebenfalls einstimmig erfolgte der Beschluss zur Änderung der Satzung in Hinblick auf die Veränderungen in der Mitgliederversammlung:
a. Die Umbenennung des Genoverbandes e.V.,
b. Die Streichung der Verbraucherzentrale Niedersachsen nach Kündigung der Mitgliedschaft zum 31.12.2023 sowie
c. Die Neuaufnahme des Bundesverbands der Lebensmittelkontrolleure Deutschlands e.V. und der Beschluss zur Bestellung neuer, von den Mitgliedsorganisationen vorgeschlagener Mitgliedsvertreter.
Daten und Fakten können im statistischen Teil des aktuellen LVN-Jahresberichtes 2023/2024 abgerufen werden.
„Die niedersächsische Landesvereinigung ist in vielen Themen ganz vorne dabei. Sowohl bei Präsenzveranstaltungen als auch bei digitalen Formaten erzielt die Landesvereinigung beachtliche Erfolge. Sie schafft positive Begegnungen mit Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie Meinungsbildnern. Genauso trägt sie aber auch zu vielfältigen Medienberichten über unsere Milchbäuerinnen und Milchbauern sowie milchwirtschaftliche Themen bei,“ so der stellvertretende Vorstand Weert Baack am Ende der Mitgliederversammlung. „Über die Maßnahmenvielfalt der Landesvereinigung entstehen sehr wichtige Kontakte für uns Milchbäuerinnen und Milchbauern, aber auch für die niedersächsischen Molkereien – insbesondere außerhalb der landwirtschaftlichen Blase, zum Beispiel zu Schulen und Kitas, zu Journalisten, zu Ernährungsfachkräften. Gemeinsam mit unseren Mitgliedern arbeiten wir intensiv an der Vertrauensbildung in die niedersächsische Milchwirtschaft. Ein weiterer Meilenstein gelang im Geschäftsjahr mit der Unterzeichnung von Erklärungen für eine Zusammenarbeit mit weiteren Akteuren im Rahmen der Klimaplattform Milch. Damit wird der Weg für die Entwicklung eines nationales Rechentools für die Klimabilanzierung geebnet“, ergänzt Baack.
Fotos: Thomas Bräunig von EuroMediaHouse
LVN
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