Dr. Ina Arkenberg-Kallmeyer hat es geschafft: Im vergangenen Jahr legte sie erfolgreich ihre Dissertation zum Thema „Analyse des Liquiditätsmanagements in landwirtschaftlichen Unternehmen am Beispiel von niedersächsischen Milchviehbetrieben“ an der Georg-August-Universität Göttingen vor und erlange damit ihren Doktortitel im Bereich Agrarwissenschaften. Die empirische Erhebung wurde sowohl durch die Fokus Milch GmbH als auch die Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen e.V. unterstützt (LVN).
Vor dem Hintergrund stark schwankender Milch(-erzeuger)preise sowie schwankender Produktionskosten ist der Erhalt der Zahlungsfähigkeit (Liquidität) eine der wichtigsten betrieblichen Herausforderungen für Milchviehhalter. Vor allem in den Milchpreiskrisen reichten die Milcherlöse häufig nicht aus, die anfallenden Kosten zu decken, sodass viele Milchviehbetriebe mit Zahlungsschwierigkeiten bis hin zu existenzbedrohenden Situationen zu kämpfen hatten − dies vor allem dann, wenn keine Liquiditätsreserven vorhanden waren. Im Rahmen der Dissertation wurde daher untersucht, welche Milchviehhalter*innen Liquiditätsmanagement (Planung, Steuerung und Kontrolle der Geldströme) in ihren Milchviehbetrieben durchführen und welche Faktoren darauf Einfluss nehmen.
Dazu wurde im Jahr 2018 mit Unterstützung der Fokus Milch GmbH, der LVN und Molkereien in Niedersachsen eine Umfrage zum „Umgang mit Finanzen in Milchviehbetrieben“ durchgeführt, an der rund 1.100 Milchviehbetriebe teilnahmen. Im Anschluss wurden die erhobenen Daten ausgewertet und mit Experten diskutiert und weiterentwickelt.
Die Kernergebnisse der Umfrage zeigen, dass 37 Prozent der befragten Betriebe in der Stichprobe ein sehr intensives Liquiditätsmanagement und knapp 10 Prozent kein bzw. ein sehr geringes Liquiditätsmanagement haben.
Als einer der Einflussfaktoren auf das Liquiditätsmanagement in dieser Stichprobe wurde auf Betriebsebene die Kapitalausstattung identifiziert: Betriebe mit hohem Fremdkapitalanteil (Schulden) haben ein intensiveres Liquiditätsmanagement als Betriebe mit wenig/keinem Fremdkapital. Des Weiteren haben die Rentabilität, die Stabilität sowie die Rechtsform Einfluss auf den Umgang mit den Geldströmen im Betrieb.
Auf Ebene der Betriebsleiter*innen wurden als Einflussfaktoren die fachliche Qualifikation der Betriebsleiter*innen, ihre Motivation, ihr Ehrgeiz/ihre Zielorientierung sowie ihre Risikoneigung ermittelt: Betriebsleiter*innen, die ein intensiveres Liquiditätsmanagement betreiben, streben ein höheres Niveau der Liquiditätsreserven an bzw. halten mehr finanzielle Sicherheitspolster für angemessen.
Basierend auf den Untersuchungsergebnissen werden in der Dissertation u. a. Handlungsempfehlungen für die Beratung, Verbände und Politik und Wissenschaft abgeleitet.
Für die Milchviehbetriebe wird empfohlen, ein Liquiditätsmanagement (Planung, Steuerung und Kontrolle der Geldströme) als dauerhaftes Element in der Betriebsführung zu verankern. Der geeignete Zeitpunkt hierfür liegt in „guten“ (liquiditätsstarken) Zeiten, in denen dies mit Hilfe von Beratung ohne Zeitdruck eingerichtet werden kann. Für Betriebe mit Fremdkapital ist außerdem eine kontinuierliche gute Kommunikation mit den Kreditgebern (z. B. Banken) unerlässlich.
Ein proaktiver und systematischer Umgang mit den Zahlungsströmen im Betrieb ist angesichts schwankender Märkte für Milchviehhalter essenziell, um die ständige Zahlungsfähigkeit zu sichern und die Zahlungsströme im Betrieb optimal zu gestalten. Die notwendigen Instrumente, z. B. computergestützte Liquiditätsplanung, Preisabsicherungen über Terminmärkte etc. stehen zur Verfügung und werden laufend weiterentwickelt. Sie sollten (intensiver) genutzt werden.
Dr. Arkenberg-Kallmeyer betreibt mit ihrer Familie einen Milchviehbetrieb in der Region Hannover und verfasste ihre Dissertation als Gastwissenschaftlerin am Thünen-Institut für Betriebswirtschaft (Leitung Dir. und Prof. Dr. Hiltrud Nieberg) in Zusammenarbeit mit der Georg-August-Universität Göttingen (Prof. Dr. Achim Spiller, Prof. Dr. Ludwig Theuvsen). Die vollständige Dissertation ist hier veröffentlicht.
Dr. Arkenberg Kallmeyer/LVN
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