Anhaltende Trockenheit und starke Hitze begrenzen Rohstoffverfügbarkeit zunehmend

Verbraucherpreise für das weiße und gelbe Segment deutlich angestiegen

12. August 2022

Die saisonal rückläufige Milchmengenentwicklung wird durch die anhaltende Wärmeperiode der letzten Wochen zusätzlich gedämpft. Laut Meldung der ZMB bewegt sich die Anlieferungskurve in Deutschland deshalb wieder unterhalb der Vorjahreslinie und noch deutlicher unterhalb der Anlieferung des Jahres 2020. Kumuliert lag die Milchanlieferung bis KW 30 1,4 Prozent unter Vorjahr.

Eine weiterhin anhaltende Trockenphase wird Auswirkungen auf die Grundfutterversorgung (Gras, Mais) haben. Schon jetzt ist der Aufwuchs, insbesondere bei Mais, in vielen Regionen Niedersachsens unterdurchschnittlich und es ist zu befürchten, dass ein weiterhin heißer und trockener Sommer länger spürbare Folgen nach sich ziehen könnte.

Trotz weiter gestiegener Erzeugerpreise, die bei einigen Molkereien im Norden (Basispreis für konventionelle Milch mit 4,0 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß) für Juli bereits die 60 Cent/kg-Marke erreichen, sind aktuell weiterhin keine expansiven Entwicklungen bei den Anlieferungsmengen zu erwarten. Neben der gedämpften Anlieferung wirkt sich der unterdurchschnittliche Gehalt an Fett und Eiweiß ebenfalls zunehmend begrenzend auf die Verfügbarkeiten aus.

Ähnlich wie in Deutschland hat sich das Milchaufkommen in vielen Ländern der EU rückläufig entwickelt. Von Januar bis Mai 2022 lag die EU-27 Milchanlieferung 0,7 Prozent unterhalb der Vorjahreslinie (Quelle: ZMB).

Für die kommenden Monate sind die Märkte von zahlreichen Unsicherheiten geprägt. Viel wird davon abhängen, wie sich die Anlieferung weiterentwickelt und wie sich auf der anderen Seite die stark steigenden Preise (Energie, Lebensmittel) auf die Kaufkraft und letztendlich auf die Nachfrage nach Lebensmitteln auswirken. Es ist fraglich, welche Faktoren den Markt mittelfristig stärker beeinflussen. Gleichzeitig besteht eine Unsicherheit hinsichtlich einer drohenden Gasmangelsituation, die sich im Zuge weiterer Sanktionen und ausbleibender Gaslieferungen aus Russland massiv auf die Märkte mit bisher unabsehbaren Folgen auswirken könnte.

Der deutsche Verbraucher hat nach den dringend erforderlichen höheren Abschlüssen bei Milch und Milchprodukten mittlerweile die höheren Beschaffungspreise vom deutschen Einzelhandel in Form gestiegener Regalpreise weitergereicht bekommen. Ab Juli 2022 sind die durchschnittlichen Verbraucherpreise für das weiße und das gelbe Segment noch einmal deutlich angestiegen (Quelle: AMI Nielsen).

Ansprechpartner für diesen Bereich

Frank Feuerriegel
Dipl.-Ing. Milch- und Molkereiwirtschaft 

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