

Milch ist eines der am besten untersuchten Lebensmittel – und wird gleichzeitig kontrovers diskutiert. In der öffentlichen Debatte wird sie immer wieder mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht oder bestimmten Krebsarten in Verbindung gebracht. Eine fundierte Zusammenfassung auf der Plattform „ErnährungsRadar“ des KErn, dem Kompetenzzentrum für Ernährung, fasst den gegenwärtigen Stand der Forschung zusammen. Die Auswertung basiert auf einer Vielzahl internationaler Studien und bietet differenzierte Einblicke in die gesundheitliche Bewertung von Milch und Milchprodukten
Die systematische Auswertung von 95 Übersichtsarbeiten zeigt: Für die Mehrheit der untersuchten Krankheiten lässt sich kein erhöhtes Risiko durch den Konsum von Milch oder Milchprodukten feststellen. In vielen Fällen deuten die Daten sogar auf positive oder neutrale Effekte hin. Konkret ergaben sich aus den 281 untersuchten möglichen Zusammenhängen zwischen Milchkonsum und Erkrankungsrisiko folgende Ergebnisse:
Demgemäß senkt der Konsum von Milch und Milchprodukten in den von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) empfohlenen Mengen unter anderem Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettstoffwechselstörungen oder Darmkrebs. Besonders fermentierte Milchprodukte wie Joghurt zeigten günstige gesundheitliche Wirkungen, etwa auf das Risiko für Diabetes mellitus Typ 2 und den Taillenumfang.
Obwohl Milchfett überwiegend aus gesättigten Fettsäuren besteht, gilt es heute als ernährungsphysiologisch differenziert zu betrachten. Studien legen nahe, dass die Wirkung des Milchfetts im Kontext der sogenannten Milchmatrix zu bewerten ist – also im Zusammenspiel mit Proteinen, Mineralstoffen und anderen Bestandteilen des Lebensmittels. Es zeigt sich, dass Vollmilchprodukte keine negativen Effekte auf Herz-Kreislauf-Risikofaktoren wie LDL-Cholesterin oder Blutdruck aufweisen. Auch scheint der Konsum von vollfetten Milchprodukten im Rahmen einer Diät nicht zur Zunahme an Gewicht und Körperfettmasse zu führen.
Die Befürchtung, Milch könne das Krebsrisiko erhöhen, lässt sich nicht belegen. Im Gegenteil: Laut der World Cancer Research Fund (WCRF) führt der regelmäßige Verzehr von Milch und Milchprodukten zu einem verringerten Dickdarmkrebs-Risiko und zu keinem erhöhten Brustkrebs-Risiko. Auch für Eierstockkrebs wurde kein Zusammenhang mit Milch und Milchprodukten belegt. Die Ergebnisse zum Prostatakrebs sind dagegen uneinheitlich. Eine groß angelegte europäische Studie fand 2008 einen Zusammenhang zwischen bestimmten Milchprodukten und Prostatakrebs. Wurden Milch und Käse getrennt betrachtet, gab es kein gehäuftes Auftreten von Prostatakrebs. An dieser Stelle ist hervorzuheben, dass die Probanden mehr als einen Liter Vollmilch pro Tag tranken und somit einen hohen Milchkonsum aufwiesen. Ein Milchverzehr von rund 2 Gläsern à 250 ml am Tag, wie ihn die DGE empfiehlt, gilt als unbedenklich.
Milch liefert Kalzium, Vitamin D und Protein – Nährstoffe, die neben ausreichend Bewegung für den Erhalt der Knochengesundheit entscheidend sind. In Bezug auf das Risiko für Knochenbrüche im Alter zeigt die Datenlage keinen klaren Zusammenhang mit dem Milchkonsum. Es gilt heute lediglich als gesichert, dass Kalzium und Vitamin D Knochenbrüchen entgegenwirken können, wenn sie zusammen eingenommen werden. Das ist beim Konsum von Milch der Fall. Somit kann Milch gerade für Kinder und Jugendliche zu einer ausreichenden Versorgung mit Protein, Kalzium und Vitamin D beitragen und damit die Knochenmasse erhöhen. Im Erwachsenenalter gilt Milch als sinnvolle Komponente einer ausgewogenen Ernährung, nicht jedoch als alleinige Maßnahme zur Prävention von z. B. Osteoporose.
A2-Milch enthält eine leicht veränderte Form des Milchproteins beta-Casein, welches sich in der Verdauung vom klassischen A1-beta-Casein in handelsüblicher Kuhmilch unterscheidet. In der Vermarktung wird A2-Milch häufig als verträglicher dargestellt – insbesondere für Menschen mit Laktoseintoleranz. Wissenschaftlich ist dieser Nutzen bisher jedoch nicht belegt. Die systematische Auswertung der verfügbaren Studien, darunter auch eine Analyse des Kompetenzzentrums für Ernährung (KErn), kommt zu dem Schluss, dass es weder ausreichend Belege für eine bessere Verträglichkeit noch für gesundheitliche Vorteile von A2-Milch gibt.
Spannend ist zudem die Frage, was passiert, wenn Milchprodukte durch andere Lebensmittel ersetzt werden. Die sogenannte Substitutionsstudie von Kiesswetter et al. (2024) zeigt: Werden Milchprodukte durch rotes bzw. verarbeitetes Fleisch ersetzt, steigt das Risiko für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der Austausch von Milchprodukten gegen pflanzliche Lebensmittel wie Nüsse oder Vollkornprodukte ist dagegen mit einem günstigeren einem niedrigeren Gesamtmortalitätsrisiko verbunden. Auch ein Austausch innerhalb der Milchproduktgruppen kann unterschiedliche gesundheitliche Wirkungen haben – hierzu ist die Studienlage jedoch noch begrenzt.
Der Beitrag auf der Plattform „ErnährungsRadar“ kommt zu einem klaren Schluss: Milch ist ein sicheres Lebensmittel. Für die von der DGE empfohlenen Mengen (ca. 500 g Milch(-produkte) täglich) zeigen in vielen Fällen Hinweise auf günstige gesundheitliche Wirkungen, insbesondere bei fermentierten Produkten.
ErnährungsRadar/Krause
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