Milchlandpreis 2021: Der Gewinnerbetrieb von Familie Schilling aus Butjadingen-Stollhamm

Gewinner der Goldenen Olga

14. Januar 2022

Familie Schilling im Interview mit der Landesvereinigung der Landwirtschaft Niedersachsen e.V. (LVN).

Die Freude war groß, als Moderatorin Heike Götz Familie Schilling am 10. Dezember vergangenen Jahres auf die Bühne bat und ihr feierlich die Auszeichnung mit der Goldenen Olga verkündete. Marlis und Hans-Gerd sowie ihr Sohn Janko Schilling aus Butjadingen-Stollhamm dürfen sich seit der Verleihung in Bad Zwischenahn stolze Gewinner des Milchlandpreises 2021 nennen.

Gewinner der Goldenen Olga 2021: Familie Schilling

In Butjadingen-Stollhamm bewirtschaftet Familie Schilling einen 74 Hektar großen Grünlandbetrieb, auf dem Weidehaltung betrieben wird und 115 Milchkühe sowie 60 weitere Tiere als weibliche Nachzucht gehalten werden. Mit rund 9.670 Kilogramm Milch pro Kuh und Jahr bei einem Fettgehalt von 3,96 Prozent und einem Eiweißgehalt von 3,46 Prozent erbringt die Herde eine gute Milchleistung. Geliefert wird die Milch an die DMK Deutsches Milchkontor eG. Bereits seit 284 Jahren befindet sich der Hof im Familienbesitz.

Interview mit Familie Schilling

Die LVN freut sich, dass sie Familie Schilling für ein exklusives Interview gewinnen konnte. Nachfolgend erfahren Sie, was für sie Nachhaltigkeit auf dem Familienbetrieb ausmacht und welche Leistungen von den Gutachtern besonders honoriert wurden.

Was war Ihre Motivation, am Wettbewerb für nachhaltiges Wirtschaften teilzunehmen?

Da wir in den letzten Jahren viel an kleinen Stellschrauben gedreht haben, wollten wir sehen, wo wir stehen und wo man eventuell noch Dinge verbessern könnte.

Ihr Hof ist umgeben von Grünland. Wie schaffen Sie es, möglichst viel Milch an diesem Standort zu erzeugen?

Wichtig ist es, das Standortpotenzial von gutem Grünland zu erkennen und zu nutzen. Das Grünland bei uns auf den Marschflächen eignet sich hier besonders gut zur Milchproduktion. Grundvoraussetzung sind eine gute Entwässerung, gute Pflanzenbestände und eine nährstoff-angepasste Düngung. Vor fünf Jahren haben wir das Weidesystem auf Kurzrasenweide umgestellt und auf unseren Betrieb mit vollem Erfolg angepasst. Wir konnten dadurch die Milch und vor allen Dingen die Grundfutterleistung steigern. Außerdem stellt es uns als Grünlandbetrieb vor eine besondere Herausforderung, gute Grassilagen herzustellen. Da diese als alleinige Grundfutterkomponente dienen, müssen sie besonders schmackhaft sein, damit die Kühe davon viel aufnehmen.

Die Gutachter loben explizit die Weidehaltung, die auf Ihrem Betrieb mit viel Leidenschaft und Know-how betrieben wird. Warum setzen Sie in diesem Bereich einen besonderen Schwerpunkt?

Unser Standort bietet sich für Weidehaltung sehr gut an. Dadurch, dass die Kühe frei auf der Weide laufen können, hat dies für uns einen hohen Tierwohl-Aspekt, da die Kühe so ihr natürliches Verhalten ausleben können. Die Kühe holen sich im Sommer den überwiegenden Teil ihres Futters selber von der Weide – das spart uns Kosten für Diesel, Maschinen und Zukaufsfuttermittel. Außerdem spart es uns Arbeitszeit ein.

Nicht nur Ihre ausgezeichnete Weidehaltung zeigt, dass Ihre 115 Kühe und die 60 Tiere in der Nachzucht an oberster Stelle stehen. Weshalb erachten Sie das Tierwohl als so bedeutend?

Nur wenn es den Kühen gut geht, erbringen sie auch eine gute Milchleistung. Eine gute Tiergesundheit mit geringeren Tierarztkosten, einer gute Milchqualität und Fruchtbarkeit sowie hohe Langlebigkeit sind letztendlich bedeutende Punkte, damit der Betrieb Geld verdient. Daher geht die Wirtschaftlichkeit nur einher mit einem hohen Tierwohl.

Welchen Anspruch setzen Sie sich selbst? Was ist Ihnen in Ihrer täglichen Arbeit wichtig?

Den Betrieb weiterzuentwickeln, sich weiterzubilden, nicht betriebsblind zu werden und auch einmal was Neues auszuprobieren. Dabei ist uns das äußere Erscheinungsbild des Betriebes und somit der Arbeitsplatz für die tägliche Arbeit wichtig, um jeden Tag motiviert zu starten. Auch das überträgt sich auf den Arbeitsplatz der Kühe im Stall. Dabei haben wir den Anspruch, Verhaltensauffälligkeiten bei Krankheiten der Kühe schnell zu erkennen und zu behandeln, um eine möglichst alte Kuhherde zu erhalten.

Liegen Ihnen derzeit bestimmte Modernisierungsschritte am Herzen, in die Sie investieren wollen?

Der Bereich der Kälberhaltung der ersten 14 Tage, der bisher mit Iglus stattfindet, soll noch etwas vergrößert und modernisiert werden. Dies ist momentan auch Thema in der Politik, entsprechende Vorgaben stehen bereits fest. Allerdings ist noch nicht klar, wie diese umgesetzt werden sollen und wie lange sie Bestand haben.

Ihr Hof aus dem 18. Jahrhundert ist seit 284 Jahren im Familienbesitz. Eine bemerkenswerte Historie. Welche Herausforderungen hatten Sie und die Generationen vor Ihnen in dieser langen Zeit zu meistern und welche werden möglicherweise noch auf Sie zukommen?

Der Betrieb hatte zwei Weltkriege zu überstehen. Im letzten Krieg ist er abgebrannt und sieben Jahre nicht bewirtschaftet worden. Die Gebäude wurden nicht wiederaufgebaut und eine Generation ist im Krieg geblieben. Der Betrieb stand fast komplett vor dem aus, wurde dann aber 1950 wiederaufgebaut und vom Vater in 1958 mit 21 Jahren von seinem Großvater in dieser schwierigen Zeit übernommen und weiterentwickelt. Damals gab es einen klaren Auftrag und Weg von der Politik, die Bevölkerung mit Lebensmitteln zu versorgen. Gerade dieser Weg fehlt uns momentan von der Politik, wie die Landwirtschaft in Zukunft aussehen soll, um nötige Investition zu meistern, die auch längerfristig Bestand haben.

Derzeit arbeiten drei Generationen auf dem Hof in Butjadingen-Stollhamm. Die Hofnachfolge ist durch Ihren Sohn Janko gesichert. Welche Pläne haben Sie für die nahe Zukunft?

Wir wollen das, was wir haben, weiterhin gut und besser machen. Ein Investitionsschritt ist in Form einer Stallerweiterung geplant – jedoch nicht für mehr Kühe, sondern um den vorhandenen Kühen mehr Platz anzubieten. Stroh- und Selektionsbereich sollen erweitert sowie ein paar Liegeboxen dazu gebaut werden, um den Kühen zusätzliche Liegeplätze anzubieten. So erreichen wir noch mehr Tierwohl.

Was möchten Sie zukünftigen Kandidaten mit auf dem Weg geben, sich 2022 für den Milchlandpreis zu bewerben?

Es ist eine gute Sache, sich beim Milchlandpreis zu bewerben, da man sich noch einmal intensiv mit dem Betrieb auseinandersetzt. Wenn man in die engere Auswahl kommt und das Gespräch mit den Gutachtern hat, erhält man wieder eine andere Sichtweise auf den Betrieb und kann Verbesserungen vornehmen.


Sie möchten mehr über den Hof Schilling und den Milchlandpreis erfahren? Viele interessante Informationen, Bilder und Videos zur Goldenen Olga erhalten Sie auf unserer Webseite.

LVN

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Christine Licher
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Lisa Müller
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