Ausnahmesituation am Mineraldüngermarkt

Aktuelle Marktentwicklungen

05. November 2021

Aufgrund des massiven Anstiegs der Beschaffungspreise für Erdgas haben viele Hersteller für Mineraldünger die Produktion heruntergefahren oder sogar eingestellt.

Der rasante Wiederaufschwung nach der Corona-Krise, insbesondere in Asien, hat den Bedarf nach Energie, in erster Linie Gas, deutlich entfacht. Vor allem verflüssigtes Gas (LNG) wurde kaum noch nach Europa geliefert, es ging vorwiegend nach Asien, weil dort mehr gezahlt wurde. Zudem hat die lange Winterperiode die Gasbestände in Nordwesteuropa ohnehin bereits dezimiert. Die begrenzten bzw. teilweise rückläufigen Entwicklungen bei den erneuerbaren Energien tragen ebenfalls nicht zur Entlastung der Situation auf dem Mineraldüngermarkt bei.

Für Ackerbauern, die sich bisher keinen Mineraldünger gesichert haben bzw. sichern konnten, steht bereits heute keine freie Ware mehr auf dem Mineraldüngermarkt zur Verfügung. Die Gaspreis- und Düngerkrise weitet sich mittlerweile immer stärker aus und führt zu ernsthaften Versorgungsproblemen in verschiedenen Wirtschaftsbereichen – vor allem im Energie-, Chemie- und Düngersektor. Das Zurückfahren der Düngemittelherstellung hat nicht nur direkte Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Es gibt auch weitere indirekte Folgen: Als Nebenprodukt gewonnenes CO2 wird knapp und damit fehlt ein wichtiges Hilfsmittel der Lebensmittel-, Getränke- und Verpackungsindustrie. Insgesamt wird vielfach schon jetzt befürchtet, dass die aktuell beschriebene Situation deutliche Auswirkungen auf die Ernteprognosen für das Jahr 2022 hat und sich somit die angespannte Lage im Futtermittelbereich weiter verschärfen wird.

Spitzt sich die Situation aus Sicht der Nutztierhalter im Hinblick auf die Kosten für Futter und Betriebsmittel weiter zu, so deutet sich im Hinblick auf die Verwertung von Wirtschaftsdüngern eine Trendwende an. Während sich in den letzten Jahren gerade für Betriebe in viehintensiven Regionen die Verbringungskosten für Gülle und anderen Wirtschaftsdüngern zu Lasten der Tierhalter erhöht haben, findet derzeit ein Umdenken statt. Das Interesse an Wirtschaftsdünger wächst vor dem Hintergrund steigender Mineraldüngerpreise und der Angst vor einer Versorgungslücke immer stärker an. An den Börsen für Wirtschaftsdünger zeichnen sich erste Tendenzen ab, dass aufnehmende Betriebe bereit sind, Kosten, die früher zu Lasten der Tierhalter gingen, zu übernehmen. Grundsätzlich steigt die Wertschätzung für Gülle – aus einer Kostenposition für Tierhalter könnte sich perspektivisch eine Erlössituation entwickeln.

Grafik Erzeugerpreise vom 12.10.2021
Grafik: LWK Niedersachsen

LVN/Feuerriegel

Ansprechpartner für diesen Bereich

Frank Feuerriegel
Dipl.-Ing. Milch- und Molkereiwirtschaft 

Das könnte Sie auch interessieren