Verbraucherpreise im Bereich der Milchfrischprodukte

Geraten bei allgemeinen Preiserhöhungen im Lebensmitteleinzelhandel stark ins Hintertreffen

04. Februar 2022

Vor einigen Wochen wurden die Preisabschlüsse für das Milchfrischesortiment (weiße Linie) getätigt. Vor dem Hintergrund der stark steigenden Preise in anderen Segmenten des Lebensmittelbereichs lagen die Abschlüsse aus Sicht vieler Marktexperten weit hinter den Erwartungen.

Im Vergleich zu den Preissteigerungen bei vielen anderen Grundnahrungsmitteln, und sogar innerhalb der Produktgruppe der Milch und Molkereiprodukte, kann dieser Umstand beim Sortiment der Milchfrischprodukte zu einer deutlicheren Spreizung in der Erlössituation, abhängig von den Verwertungsanteilen der jeweilig verarbeitenden Molkereien, führen.

Der Erzeugerpreis wird aktuell zunehmend vom Vermarktungsweg bestimmt. Gerade im deutschen Lebensmitteleinzelhandel, der sich derzeit mit der Einführung der Haltungsformstufen bei Milch die Weiterentwicklung der Milchviehhaltung „auf die Fahnen geschrieben hat“, sind die Ertragschancen vergleichsweise am bescheidensten zu beschreiben. Während der Export sehr positiv verläuft und sich die Notierungen über Käse, Butter und Magermilchpulver in den letzten sechs Monaten um 30-40 Prozent erhöht haben, sind im Bereich der Milchfrischprodukte vergleichsweise marginale Veränderungen zu verzeichnen.

Der gesamte Weltmarkt ist in den letzten Monaten von steigenden Preisen im Energiesektor, in der Logistik sowie bei vielen Hilfs- und Betriebsstoffen geprägt. Deshalb erscheint es zunehmend unverständlich, weshalb bei einzelnen Warengruppen im Lebensmitteleinzelhandel sehr deutliche Preiserhöhungen erfolgt sind und in anderen nicht. Obwohl die Rahmenbedingungen gerade hinsichtlich der Kosten in Primärerzeugung durchaus vergleichbar sind.

Grafik Entwicklung Verbraucherpreise 2021 inklusive Milchfrischprodukte

So sind nach Zahlen der AMI im Zeitraum von Januar bis Dezember 2021 bei Rapsöl Preisanhebungen von mehr als einem Euro bzw. 32 Prozent umgesetzt worden. Auch der Preis für Olivenöl ist mit 8,5 Prozent bzw. 0,41 Euro/Liter merklich angehoben worden. Betrachtet man im Vergleich schließlich die Preisentwicklung bei Speisequark, die im gleichen Zeitraum lediglich um 0,10 Euro/kg bzw. 6 Prozent gestiegen ist, ist zu verzeichnen, dass sich hier eine nicht am Markt erklärbare Verwertungslücke auftut. Bei frischer Vollmilch, 3,5 Prozent, sind laut AMI von Januar bis Dezember 2021 keinerlei Preisanpassungen am Regalschild vorgenommen worden. Nimmt man die Preise für Butter, so hat sich der Preis für das 250 g Päckchen im Schnitt um 0,31 Euro/250g bzw. um 23 Prozent erhöht.

Anhand dieser Beispiele ist erkennbar, dass die am Markt entstehenden höheren Kosten für den Rohstoff nicht in allen Produktsegmenten an den Verbraucher weitergegeben werden können, obwohl die Marktumstände weitestgehend vergleichbar sind.

LVN/Feuerriegel

Ansprechpartner für diesen Bereich

Frank Feuerriegel
Dipl.-Ing. Milch- und Molkereiwirtschaft 

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