Folgen des Ukrainekrieges führen im Ernährungssektor zu zahlreichen Fragestellungen

Erarbeitung vielfältiger Lösungsansätze

08. April 2022

Die Megafrage zur Versorgungssicherheit mit Gas ist sehr komplex und vielschichtig und beschäftigt auch den Ernährungssektor weiterhin intensiv.

Die aktuellen Preiserhöhungen im Energiesektor, auf den Märkten für Roh-, Hilfs- und  Betriebsstoffe sowie für Lebensmittel belasten die gesamten Wertschöpfungsketten deutlich. Ausgehend von der Urproduktion über die Verarbeitung, Logistik bis hin zum Konsum müssen alle Beteiligten sich auf die ständig verändernden Rahmenbedingungen einstellen. Vielfach belasten ungeklärte Fragestellungen zur zukünftigen Versorgung mit Gas, Dünger und Futtermitteln alle Marktakteure im Ernährungssektor mindestens genauso stark wie die ständige Anpassung von Preisen an die Marktgegebenheiten.

Viele Fragestellungen lassen sich bisher leider nicht abschließend beantworten und das führt zu Marktverunsicherung auf allen Stufen der Wertschöpfungskette. In den letzten Wochen wird sehr deutlich, dass die Versorgungssicherheit mit Gas eines der Hauptthemen für die Ernährungswirtschaft darstellt und die aktuellen Unwägbarkeiten die gesamte Ernährungsindustrie beunruhigt. Insbesondere die energieintensiven Verarbeitungsprozesse in den Molkereien sind stark vom Gas abhängig, ein Umschwenken auf alternative Energieträger ist in den meisten Fällen kaum bis gar nicht möglich. Die Branche drängt bereits im Rahmen der Gasversorgung darauf, den Status von geschützten Kunden nach § 53a Energiewirtschaftsgesetz zu erhalten. Wenn dies für die gesamte Ernährungsindustrie nicht zu erreichen ist, sollte aus Sicht der Branche zumindest eine Priorisierung herbeigeführt werden.

In der Futtermittelbranche ist die Rohstoffverfügbarkeit zwar noch gegeben, aber eine durchgehende Versorgung mit gentechnikfrei oder ökologisch erzeugten Futtermitteln wird mittelfristig nicht als realistisch eingeschätzt – so berichten Marktexperten. Auch hier arbeitet man bereits fieberhaft an Übergangslösungen, die bisher allerdings noch nicht endgültig zwischen den Akteuren der Wirtschaft, den Verbänden und der Politik abgestimmt sind.

Eine weitere Herausforderung der Ernährungsindustrie sind die Vorschriften zur Lebensmittelkennzeichnung. Hier bestehen pragmatische Ansätze, die mittlerweile  im Einzelfall vom Gesetzgeber zugelassen werden. Im Rahmen von Engpässen, beispielsweise bestimmter Speiseöle oder weiterer Inhaltsstoffe, die in Rezepturen von bestimmten Lebensmitteln eine Rolle spielen, erkennt die EU im Einzelfall die Notwendigkeit der Gestaltungsfreiheit bei der Umsetzung einschlägiger Vorschriften zur Kennzeichnung von Lebensmitteln an (Schreiben der EU vom 18.03.2022 an Mitgliedsstaaten). In dem Schreiben heißt es: „Jede von der aktuellen Situation verursachte Entscheidung zur möglichen Gestaltungsfreiheit muss daher auf Einzelfallbasis und unter Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit von der zuständigen Behörde getroffen werden. Insbesondere die Hinweise zu Allergenen müssen stets angegeben werden. Die zuständige Behörde sollte pragmatisch nach den jeweiligen Umständen entscheiden, ob bestimmte Abweichungen von den rechtlichen Vorgaben genehmigt werden.“

Die kommunalen Lebensmittelüberwachungsbehörden in Niedersachsen sowie das LAVES wurden diesbezüglich vom Landwirtschaftsministerium in Kenntnis gesetzt. Die Herausforderungen am Markt sind aktuell außergewöhnlich und vielfältig. Die Ansätze zur Erarbeitung übergreifender Lösungen macht Hoffnung, so dass eine mittelfristige Stabilisierung der Märkte erreicht werden kann. Der Wunsch nach einem schnellen Frieden steht über all diesen Themen.

LVN/Feuerriegel

Ansprechpartner für diesen Bereich

Frank Feuerriegel
Dipl.-Ing. Milch- und Molkereiwirtschaft 

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