Krieg in der Ukraine: Einfluss auf Milchmarkt

Aktuelle Marktentwicklungen

18. März 2022

Wie wirkt sich der Ukrainekrieg aktuell auf den Lebensmittelsektor und den Milchmarkt aus?

Die Marktstörungen, die bereits seit Beginn der Corona-Pandemie immer wieder in vielen Bereichen der Warenversorgung zu Engpässen geführt haben, werden nun durch die Konsequenzen Kriegs in der Ukraine maßgeblich verstärkt.

Gleichzeitig werden aktuell stark steigende Corona-Inzidenzen sowohl in Deutschland, weiteren EU-Staaten als auch in vielen wichtigen Exportländern (u. a. in China, Südkorea) wahrgenommen. In China bahnt sich in Peking und den wichtigen Wirtschaftszentren Shanghai und Shenzhen der schwerste Corona-Ausbruch seit zwei Jahren an. Die bereits extrem angespannte Lieferkettenproblematik wird zunehmend zur Herausforderung für alle Branchen und macht auch  vor dem Lebensmittelsektor nicht halt.

Auswirkungen auf den Lebensmittelsektor – Die Ursachen sind vielfältig

Gesperrte Lufträume sorgen für verlängerte Flugzeiten und fehlende Fahrer, hohe Dieselpreise limitieren zunehmend den Frachtraum im Güterverkehr auf der Straße. Auch im Schiffsverkehr werden durch einen drohenden erneuten Lock-Down in den Wirtschaftszentren Chinas sowie die bereits verhängten Lieferstopps gegen Russland zunehmend Störungen erwartet.

Die Versorgung mit Ladungsträgern, insbesondere Holzpaletten, ist durch eine starke Verknappung bei gleichzeitig boomendem Bedarf (z. B. durch gesteigerten Online-Handel) in ein Ungleichgewicht geraten.

Die massiv gestiegenen Preise für fossile Energieträger und die Befürchtung von Versorgungsengpässen durch den Ukrainekrieg haben die ohnehin schwierige Lage weiter zugespitzt.

Entwicklungen auf dem Milchmarkt

Die Milchbranche ist von alledem indirekt betroffen und die Auswirkungen für die Erzeugungs- und Verarbeitungsebene sind derzeit noch nicht abschließend bewertbar. Aber bereits jetzt sind deutliche Ausschläge zu beobachten.

Die durch den Krieg in de Ukraine massiv steigenden Gaspreise schränken die ohnehin bereits heruntergefahrene Dünger- und Verpackungsstoffproduktion ein. In der Europäischen Union und anderen großen Importländern zeichnen sich erhebliche Versorgungsprobleme mit dem weltweit wichtigsten Futtergetreide – dem Mais – ab.

Grafik Preisentwicklung Mais 2018-2022

Auch beim Raps drohen Versorgungslücken. Seit dem Ausbruch der Ukrainekrise haben die Preise für Futtermittel neue historische Höchststände erreicht. 

Weitere Grafiken mit Preisentwicklungen im Futtergetreidebereich und Ölsaaten finden Sie auf der Website der LWK Niedersachsen.

Die allgemeine Versorgungsunsicherheit sowie die kaum vorhersehbaren langfristigen Kosten- und Erlösentwicklungen führen aktuell dazu, dass auch die Milcherzeuger sehr zurückhaltend agieren und das bundesweite Rohstoffangebot in den ersten acht Wochen 1,4 Prozent unterhalb Vorjahreslinie liegt. Die weiterhin gute Nachfragesituation und die kaum vorhandenen Warenbestände sorgen dafür, dass sich die Preise für Milch und Milchprodukte deutlich nach oben entwickeln. Die Erzeugerpreise niedersächsischer Molkereien haben im Februar auf breiter Linie deutlich zugelegt. Viele Molkereien erhöhten ihren Auszahlungspreis im Vergleich zum Januar um 1,5 bis 2,5 Cent je Kilogramm Rohmilch.

Durch die geschilderten Unsicherheiten im Markt und die limitierenden Umfeldbedingungen sind trotz höherer Erzeugerpreise keine Impulse für eine Ausweitung des Rohstoffangebotes zu erwarten. 

LVN/Feuerriegel

Ansprechpartner für diesen Bereich

Frank Feuerriegel
Dipl.-Ing. Milch- und Molkereiwirtschaft 

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