Märkte verfestigen sich erneut – Bioabsatz tendiert stärker im Discountbereich und verliert im Fachhandel

Aktuelle Marktentwicklungen

09. Juni 2022

Die Situation eines begrenzten Angebots bei stabiler Nachfrage führt mit dem Überschreiten der saisonalen Anlieferungsspitze zu erneuten Preisverfestigungen am Markt.

Der GDT legte am 07. Juni 2022 nach einigen Wochen rückläufiger Entwicklungen erstmalig um 1,5 Prozent zu. Butter legte mit +5,6 Prozent und Magermilchpulver mit +3,0 Prozent am deutlichsten zu. Auch die nationalen Notierungen bei loser Butter (25 kg) sowie Magermilchpulver, Vollmilchpulver und Molkenpulver stiegen wieder leicht an.

Die Kontrakte für die weiße Linie (Konsummilch, Joghurt, Frischkäse) laufen vielfach Ende Juni aus. In der aktuellen Situation erwarten viele Marktbeobachter auch für diesen Bereich deutlich höhere Abschlüsse, die ab dem 01. Juli 2022 am Markt umgesetzt werden könnten. Insgesamt wurden in der EU-27 laut ZMB im 1. Quartal 2022 aufgrund der geringeren Milchanlieferung bei gleichzeitig niedrigeren Inhaltsstoffgehalten bereits deutlich weniger Milchprodukte produziert. Die Konsummilchproduktion hat sich im ersten Quartal um 0,5 Prozent verringert, Butter um 2,2 Prozent, Käse um fast 1 Prozent und Magermilchpulver um 5,4 Prozent.

Im Biomilch-Bereich scheinen die bereits umgesetzten Erhöhungen der Abgabepreise und der daraus resultierende Anstieg bei den Verbraucherpreisen erstmalig auch zu Absatzrückgängen zu führen. So ist beispielsweise der Absatz von Bio-Konsummilch im April um 4,4 Prozent zurückgegangen (ZMB). Der Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) meldete kürzlich, dass Bioläden und Bio-Supermärkte in den ersten drei Monaten des Jahres deutlich weniger Tagesumsätze hatten (-10 Prozent im Januar und -18 Prozent im März). Im Bio-Bereich scheint es zudem eine Verlagerung zu den Bio-Handelsmarken der Discounter zu geben, die weiterhin noch über einen guten Absatz berichten. Laut GfK haben die Bio- Markenhersteller im ersten Quartal 11 Prozent Umsatz verloren, während der Discount bei Bio um 9 Prozent zulegen konnte.

Grafik Entwicklung Milcherzeugerpreise Bio und Konventionell in Niedersachsen 2021-2022

Insgesamt sind die Erlösverbesserungen für konventionelle Milch aktuell dynamischer als im Bereich für ökologisch erzeugte Milch. Die Ursache liegt vor allem darin, dass konventionelle Milch zu einem höheren Anteil über Kanäle abgesetzt wird, die stärkeren Erlösschwankungen unterliegen. Ein erheblicher Anteil der konventionell erzeugten Milchprodukte geht in den Export, in den Großverbraucherhandel und in die weiterverarbeitende Industrie. Der Absatz von Biomilcherzeugnissen ist stärker auf den Einzelhandel konzentriert, wo langfristige Kontrakte dominieren.

LVN/Feuerriegel

Ansprechpartner für diesen Bereich

Frank Feuerriegel
Dipl.-Ing. Milch- und Molkereiwirtschaft 

Das könnte Sie auch interessieren