Milchmarkt 2021 – Strammer Start, aber wie geht es weiter?

Marktentwicklung

19. März 2021

Am Milchmarkt waren die ersten Monate des neuen Jahres durch ein begrenztes Angebot und eine belebte Nachfrage gekennzeichnet. Dies führte, allen Unsicherheiten zum Trotz, zu teils deutlichen Preisanstiegen.

Wie sind die Aussichten für die kommenden Monate?

Das Jahr 2021 startet in einem unsicheren und fragilen Milchmarkt Umfeld. Dabei sind die alten Herausforderungen teils auch wieder die neuen: Die Folgen der Covid-19 Pandemie werden weiterhin Auswirkungen auf den Milchmarkt haben. Sei es durch Verschiebungen im Absatz, die zu ganz unterschiedlichen Betroffenheiten in der Branche führen, oder durch die nahezu weltweit zu beachtende Verlangsamung des Wirtschaftswachstums. Eine Entspannung stellt sich wahrscheinlich erst ein, wenn Impfstoffe in der Fläche zum Einsatz kommen. Vor diesem Hintergrund muss sich der Milchmarkt im Jahr 2021 behaupten und möglicherweise auf weitere Unwägbarkeiten gefasst sein.

Die Erzeugungsseite muss darüber hinaus den zunehmenden gesellschaftlichen Erwartungen im Hinblick auf Nachhaltigkeit, Tierschutz und Tierwohl gerecht werden. Bei gleichzeitig verschärften Auflagen zum Umwelt- und Klimaschutz gilt es, Extremwetterereignisse sowie andere Produktionsrisiken zu meistern und dennoch im Wettbewerb zu bestehen. Das bedeutet einen Spagat zwischen Ökonomie, Gesellschaft und Politik.

Grafik Steigende Preise auf Milchmarkt zu Jahresbeginn 2021 in Deutschland

Weniger Milch am Jahresbeginn

In den ersten Monaten von 2021 setzte das Milchaufkommen in Deutschland seinen gedämpften Verlauf unterhalb der Vorjahreslinie fort. Der saisonale Anstieg, der anfänglich nur unterdurchschnittlich ausgeprägt war, geriet im Zuge des Wintereinbruchs Anfang Februar ins Stocken. Neben den teils sibirischen Temperaturen, die die Leistung der Kühe gedrückt haben, beeinträchtigten Eis und Schnee regional die Milchabholung, wodurch die Mengen aus 2020 zunehmend unterschritten wurden. Auch nach der Erholung im Zuge des einsetzenden Frühlings erfassten die Molkereien anhaltend weniger Milch als ein Jahr zuvor.

Knappes Angebot und steigende Preise

Die Märkte für Milchprodukte zeigten sich bereits über den Jahreswechsel sehr stabil. Feiertags- und ferienbedingt verliefen die Geschäfte zunächst ruhiger, einen dämpfenden Effekt auf die Preise hatte dies jedoch nicht. Lediglich bei abgepackter Butter starteten die Kontrakte mit dem Lebensmitteleinzelhandel (LEH) auf reduziertem Niveau ins neue Jahr. Der private Konsum wurde durch den Lockdown stabilisiert, sodass hier die übliche Delle im Januar weniger ausgeprägt war als üblich. Die Produktmärkte waren im ersten Quartal in Folge des gedämpften Milchaufkommens zumeist von einer begrenzten Verfügbarkeit gekennzeichnet. Zudem waren kaum Bestände vorhanden. Die einsetzende Nachfragebelebung führte zunächst bei Milch- und Molkenpulver und leicht verzögert auch bei Blockbutter zu steigenden Preisen. Der Käsemarkt tendierte zunächst stabil, nachdem zuvor Unsicherheiten durch den Brexit und den Lockdown teils zu schwächeren Abschlüssen geführt hatten. Ab Mitte Februar zeigten sich aber auch hier festere Tendenzen.

Aussichten zunächst stabil bis fester

Bis Mai wird das Milchaufkommen in Deutschland voraussichtlich saisonal weiter zunehmen. Der Anstieg dürfte aber weiter gedämpft verlaufen. Hierfür sprechen, neben dem reduzierten Bestand an Milchkühen, auch die regional abfallenden Futterqualitäten, zumindest in Regionen, wo 2020 das Frühjahr zu trocken war. Zudem ist Zukauffutter teuer, insbesondere Milchleistungsfutter, was den Einsatz unattraktiv macht, zumal auch die Erzeugerpreise zunächst noch weniger Anlass geben, die Milchproduktion auszuweiten.

Das spricht für einen zunächst anhaltend begrenzten Rohstoffanfall und für ein zumeist überschaubares Angebot an den Produktmärkten, zumal bei den Herstellern keine großen Bestände vorhanden sind. Auf der Nachfrageseite hingegen dürfte wohl weiterer Deckungsbedarf bestehen. Am Binnenmarkt, aber auch aus Drittländern dürfte im Zuge dessen Ware in der EU nachgefragt werden, da sich die Preise in der Gemeinschaft, nach den deutlichen Anstiegen am Weltmarkt, durchaus mit den Wettbewerbern auf Augenhöhe bewegen.

Hinzu könnten zusätzliche Nachfrageimpulse aus der heimischen Gastronomie und dem Großverbraucherbereich kommen, wenn die Einschränkungen zur Corona-Bekämpfung gelockert werden. Erfolgt dies auf dem Weg zur Milchspitze, könnte davon zusätzlich eine Stabilisierung der Marktsituation ausgehen, trotz des zunächst noch zunehmenden Angebotes. Auf der Produktebene würde das im zweiten Quartal für stabile, wenn nicht sogar festere Erlöse für Milchprodukte sprechen.

Aus 2020 gelernt

Auch darüber hinaus dürfte der Markt in einer festen Verfassung bleiben, solange die Milchmengen nicht wieder deutlich steigen und das Angebot vom Markt aufgenommen wird. Deutliche Preiseinbrüche, wie sie 2020 zu beobachten waren, zeichnen sich derzeit nicht ab. Obwohl die Corona-Pandemie wahrscheinlich auch weite Teile dieses Jahres überschatten wird, dürften daraus weniger Marktverwerfungen ausgehen als dies im ersten Jahr der Pandemie der Fall war. Zwischenzeitlich hat die Branche gelernt und sich auf die veränderten Warenströme und Gegebenheiten eingestellt – das reduziert auch die Unsicherheiten in und mit der Krise. Vor diesem Hintergrund wird es wohl keine vergleichbaren Überraschungen für die Marktteilnehmer geben wie 2020. Seinerzeit hatten im ersten Lockdown die vorhandenen Bestände und ein stockender Absatz einen starken Preisrückgang verursacht. Dies ist 2021 eher nicht zu erwarten.

Zudem scheint sich der private Konsum von Milchprodukten in Deutschland auf höherem Niveau einzupendeln. Dies könnte auch über die Sommermonate der Fall sein, wenn Urlaube möglicherweise ein weiteres Jahr vorrangig im eigenen Land verbracht werden. Sollte sich darüber hinaus auch der Export als aufnahmefähig erweisen, ist 2021, bei allen bestehenden Unsicherheiten, mit Preisen für Milchprodukte zu rechnen, die über denen von 2020 liegen werden.

Höhere Erzeugerpreise denkbar

Die leichte Preisschwäche, die sich über den Jahreswechsel, in Folge der Preisrückgänge bei Blockbutter im November und Dezember 2020, phasenweisem Preisdruck beim Schnittkäse sowie den teils auf schwächerem Niveau abgeschlossenen längerfristigen Kontrakte mit dem LEH, gezeigt hat, dürfte nur ein kurzes Intermezzo gewesen sein. Die ungewöhnlich feste Marktentwicklung Anfang 2021 hat die Erlössituation der Molkereien verbessert, was sich auch stabilisierend auf deren Auszahlungen auswirken wird. Anhaltend feste Produktmärkte vorausgesetzt, dürfte das ab März auch zu steigenden Erzeugerpreisen führen.

Da auch hier keine Preisdelle wie im Vorjahr zu erwarten ist, werden die Erzeuger in Deutschland im Jahr 2020, nach drei Jahren mit Rücknahmen, voraussichtlich wieder mehr Geld für ihre Milch erhalten.

AMI

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Dr. Jan-Hendrik Paduch
Jan-Hendrik Paduch
Dr. agr. Dipl.-Ing. Milchwirtschaftliche Lebensmitteltechnologie  
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Niklas Hilbert
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