Milchmarkt: Aktuelle Entwicklungen

Rohstoffangebot begrenzt, Lieferketten gestört, Planbarkeit in der Verarbeitung erschwert

18. März 2022

Laut Meldung der ZMB liegt das Milchaufkommen der EU zum Jahresbeginn erneut unter Vorjahreslinie, insbesondere in den milchreichen Ländern Deutschland, Frankreich und Niederlande.

Die Milcherzeugung in den größten Exportländern außerhalb der EU ist zu Beginn von 2022 im gleichen Zeitraum niedriger als in den beiden Vorjahren. Rückläufige Tendenzen sind sowohl in Ozeanien als auch in Südamerika festzustellen. Ursache hierfür ist ein ungünstiger Witterungsverlauf. Auch in den USA gibt es seit Jahresbeginn verstärkt rückläufige Tendenzen (Januar 2022: -1,6 Prozent unter Vorjahresmonat).

Mit Blick auf das Milchaufkommen in Deutschland ist zu verzeichnen, dass der saisonale Anstieg der Anlieferung in den letzten Wochen sogar unterbrochen war und seitwärts tendierte. Laut ZMB liegt die Anlieferung in den ersten zehn Wochen des Jahres bereits 1,5 Prozent unterhalb des Vorjahres – und noch deutlicher unterhalb der Anlieferungskurve des Jahres 2020. Die Entwicklung der Rinderbestände und insbesondere der Milchkühe lässt, zumindest aus aktueller Perspektive, keine Trendumkehr beim Milchaufkommen erwarten.

Grafik Milchkuhbestände 2018-2021 mit Anteil Niedersachsen

Die Preise für flüssigen Rohstoff (Rohmilch, Konzentrate und Rahm) befinden sich weiterhin auf einem hohen Niveau. Die Nachfrage nach Schnittkäse ist weiterhin hoch. Im Hinblick auf Ostern steigt der Bedarf an. Die beginnende Urlaubssaison in Südeuropa sowie die verstärkte Nachfrage aus vielen osteuropäischen Ländern übersteigt mittlerweile deutlich das Angebot. Auch bei der Butter wird von einem knappen Angebot und steigenden Preisen berichtet. Auf den Fettmarkt wirken sich die niedrigen Inhaltsstoffgehalte in der Rohmilch zusätzlich aus. Laut ZMB lag der Fettgehalt in der angelieferten Milch in der EU im Januar 2022 im Schnitt bei 4,17 Prozent und war damit wieder deutlich niedriger als im Vorjahresmonat mit 4,21 Prozent.

Darüber hinaus haben die stark limitierten Logistikkapazitäten massiven Einfluss auf die Märkte. Der Mangel an Fahrpersonal sowie die durch die hohen Benzinpreise verursachten neuen Kostenkalkulationen stellen alle Marktbeteiligten vor große Herausforderungen. Sowohl die Distribution der Milch und Milchprodukte als auch die Beschaffung von Roh-, Hilfs-, und Betriebsstoffen sowie Verpackungsmaterial gestalten sich zunehmend problematisch. Die Planbarkeit in der Verarbeitung richtet sich vermehrt danach, was an benötigtem Material vorhanden ist bzw. angeliefert werden kann.

LVN/Feuerriegel

Ansprechpartner für diesen Bereich

Frank Feuerriegel
Dipl.-Ing. Milch- und Molkereiwirtschaft 

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