Milchmarkteinschätzung nach Ablauf des ersten Quartals 2021

Niedersachsen

16. April 2021

Die Milchanlieferung in Niedersachsen ist saisonal weiter steigend, erstmalig wird das Vorjahresniveau leicht übertroffen.

Betrachtet man den Zeitraum der ersten 13 Wochen liegt die bisher angelieferte Menge aber 1,5% unter dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die bundesweite Milchanlieferung liegt in den ersten 12 Wochen des Jahres mit -1,7% weiterhin deutlich unter Vorjahresniveau.

Auch in der EU liegt die Milchanlieferung weiterhin unter Vorjahresniveau. Nach einer Schätzung der ZMB werden im Tagesdurchschnitt 1,0 % weniger Milch angeliefert als im Februar 2020. In den ersten zwei Monaten belief sich die durchschnittliche Abnahme auf 0,9 %. Zu der Entwicklung hat neben  Faktoren, wie hohe Futterpreise, vorallem die Witterung beigetragen. Überwiegend steigende Milchmengen sind in den übrigen Teilen der Welt zu verzeichnen. Deutliches Wachstum kommt in erster Linie aus den USA und Südamerika.

Auf den Exportmärkten befinden sich die Notierungen weltweit dauerhaft im Aufwind. Sowohl für Käse, Butter und für Pulver gibt es stabile Aussichten. Der Global Dairy Trade Tender notierte nach einer „Verschnaufpause“ in der vorletzten Notierung erneut steigend: Die internationale Nachfrage ist weiterhin als gut zu bezeichnen. Insbesondere die weiterhin starke Nachfrage aus China trägt zur Stabilität bei.

Auch innerhalb der EU ist die Nachfragesituation stabil, rückläufige Entwicklungen beispielsweise aus Italien wurden durch vermehrte Nachfrage aus anderen europäischen Ländern kompensiert. Der Absatz im deutschen LEH lag im ersten Quartal weiterhin deutlich über dem Niveau der Vorjahre. Durch die aktuellen Diskussionen zu Verschärfungen der Corona-Schutzmaßnahmen herrscht derzeit eine große Verunsicherung im Foodservice. Nach Ostern ist der Absatz in Richtung Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung deshalb deutlich zurückgegangen. Insgesamt hat sich die Nachfragesituation nach Ostern etwas abgeschwächt.

Die in den letzten Wochen steigenden Notierungen bei Butter und Käse münden aktuell in eine Seitwärtstendenz. Es findet eine Stabilisierung auf einem höheren Preisplateau statt. Die Notierungen bei Pulver sind durch die internationale Nachfrage weiterhin stabil bis steigend. Die Molkepulvernotierung hat einen historischen Höchststand erreicht.

Zusammenfassung der Aussichten

Insgesamt finden wir Märkte mit stabilen bis leicht steigenden Erlösaussichten vor. Marktexperten erwarten in den kommenden Wochen eine vorübergehende Beruhigung und seitwärts tendierende Entwicklungen, da die Milchmenge noch steigt und der Foodservice aktuell erneut nachgibt. Nach Erreichen der Milchspitze wird aber vermehrt mit steigenden Preisen bei Butter und Käse gerechnet. Die zunehmende Impfabdeckung lässt auf erste Lockerungen für die Gastronomie ab dem Sommer hoffen. Grundsätzlich ist die internationale Nachfrage gut. Das bisher erreichte erhöhte Preisniveau bei allen Produkten führt nun nach und nach zeitversetzt zu steigenden Erzeugerpreisen. Die Milchfrischeverhandlungen und die neuen Butterkontrakte ab Mai lassen höhere Abschlüsse erwarten.

Viele niedersächsische Molkereien heben für März bereits die Auszahlungspreise (Basispreise bei 4,00 % Fett, 3,40 % Eiweiß) um 0,5 Ct/kg bis 1,0 Ct/kg an.

Die IGMilchbarometerkurve zeigt Ende März 2021 eine weiter gestiegene Preiserwartung für das Jahr 2021 und für das 1. Quartal im Jahr 2022 an. Die derzeitigen Erwartungen sind geprägt durch das schwächere Milchangebot in der EU bei gleichzeitig stabiler Nachfrage.

Grafik IGMilchbarometer mit Milchanlieferung 2021-2022

LVN/Feuerriegel

Ansprechpartner für diesen Bereich

Frank Feuerriegel
Dipl.-Ing. Milch- und Molkereiwirtschaft 

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