Rohstoffmärkte angespannt – keine Entspannung der Lage mittelfristig zu erwarten

Milcherzeugung in Niedersachsen sinkt

17. September 2021

Seit Monaten sinkt die Erzeugung stärker als in den Vorjahren. Die durchschnittlichen Fett- und Eiweißgehalte in der Milch liegen ebenfalls deutlich unter dem Mittel der Vergleichsmonate der Vorjahre.

Gründe hierfür sind zum einen auf der Kostenseite zu suchen. Laut Marktbericht der Landwirtschaftskammer (LWK) befinden sich die Preise für Weizen, Mais, Raps und Soja auf einem hohen Niveau. Nach Angaben der LWK Niedersachsen wird zudem von Logistikproblemen in Asien berichtet. Damit stellt der Bezug von Futterzusatzstoffen eine weitere Herausforderung dar. Hohe Frachten wirken sich zunehmend auf die Preisfindung aus. Als Folge wurden die Mischfutterpreise von vielen Herstellern weiter erhöht. Hierdurch  kletterten die Rindermischfuttermittel Anfang September um ca. 1 EUR/Tonne. Laut AMI  verteuerte sich das Milchleistungsfutter im September 2021 im Schnitt um 1,8 Prozent und bleibt damit knapp ein Fünftel teurer als im Vorjahresmonat (monatlicher Einkaufspreis für Milchleistungsfutter 18 Prozent Rohprotein, Energiestufe 3 bei 271 EUR/Tonne frei Hof). Nicht nur beim Futter sind die Kosten massiv gestiegen. Als weitere Beispiele sind deutlich gestiegene Preise für Treibstoffe und Düngemittel zu nennen. Stand 14. September 2021 – kostete ein Liter Diesel durchschnittlich 139,8 Eurocent in Deutschland. Im Vorjahr am 15. September 2020 kostete der Diesel im Schnitt 104,1 Eurocent und war somit 34,3 Prozent günstiger (Quelle: Statista 2021).

Die Milcherzeuger reagieren zunehmend auf den Kostendruck. Der Selektionsdruck in den Herden steigt. Die gute Nachfrage nach Rindfleisch, insbesondere nach Rinderhackfleisch und die damit einhergehenden vergleichsweise guten Schlachterlöse, begünstigen die Entscheidung, bestimmte Tiere aus der Milchproduktion zu nehmen. Zudem befördert der in diesem Jahr gute Grundfutteraufwuchs und die verbesserten Möglichkeiten, Schlachttiere schneller und besser ausfüttern zu können, die Entscheidung zusätzlich.

Der Einsatz des teuren Milchleistungsfutters wird häufig sehr eng mit der Liquiditätsfrage verknüpft. Ein vergleichsweise guter Schlachtrindermarkt stellt vor dem Hintergrund der immer noch angespannten Liquiditätslage für viele Betriebe eine begrenzte Möglichkeit dar, auf den Kostendruck zu reagieren. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die Schlachtkuhzahlen in den ersten sieben Monaten des Jahres 2021 über denen im Jahr 2020 liegen (kumuliert wurden ca. 6.500 Kühe mehr geschlachtet) und die Anzahl der Tiere in der Milchproduktion sinkt. Vor dem Hintergrund der aktuellen Kostensituation und den immer noch zu geringen Erlösen aus der Milch ist vorerst nicht mit einer Belebung der Milcherzeugung zu rechnen. Alleine um die Mehrkosten auszugleichen, müsste die Erlössituation sehr deutlich steigen.

Grafik Entwicklungen Kuhschlachtungen und Preise

LVN/Feuerriegel

Ansprechpartner für diesen Bereich

Frank Feuerriegel
Dipl.-Ing. Milch- und Molkereiwirtschaft 

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