Verbraucherpreise für Milchprodukte im Lebensmitteleinzelhandel

Preisentwicklungen

11. Juni 2021

Die Nachfrage nach Milch und Milchprodukten durch den deutschen Lebensmitteleinzelhandel war in den zurückliegenden 15 Monaten außergewöhnlich hoch.

Über alle Produktsegmente sind deutliche Steigerungen im Absatz feststellbar. Obwohl in den ersten vier Monaten des Jahres 2020 – bedingt durch massive Vorratskäufe – außergewöhnliche Absätze beispielsweise beim Schnittkäse zu verzeichnen waren, konnte der Absatz im sogenannten gelben Sortiment im Vergleichszeitraum des Jahres 2021 erneut um 3,3 % gesteigert werden. Bei Sahne wurden von Januar bis April +4,6 % und beim Joghurt +0,6 % mehr Ware abgesetzt. Durch die Lockerungen in der Gastronomie in den letzten Wochen normalisierte sich der Absatz im deutschen Lebensmitteleinzelhandel deutlich. Aktuell findet eine Verlagerung von Absätzen in den Foodservicebereich sowohl in Deutschland, aber auch in Richtung der europäischen Urlaubsregionen statt. In Summe berichten die Verarbeiter von sehr guter Nachfrage bei sinkendem Rohstoffangebot.

Grafik Entwicklung Butterpreise 2013-2021 im Lebensmitteleinzelhandel

Die geschilderten Marktentwicklungen im deutschen Lebensmitteleinzelhandel spiegeln sich allerdings in erster Linie in den Verbraucherpreisen wider. Der Verbraucherpreis für ein Stück Gouda (jung) 1 kg hat sich im Durchschnitt laut Marktdaten der AMI in den letzten 15 Monaten um 0,78 € um 15,5 % erhöht. Auch beim Speisequark, Magerstufe 500 g, sind die Verbraucherpreise kontinuierlich 7 Cent/500 g (9 %) gestiegen. Selbst bei Butter, die ja durchaus saisonalen Schwankungen unterworfen ist, liegt der aktuelle Verbraucherpreis im Mai 2021 um 6 Cent/250 g (4,3 %) höher als im Januar 2020.

Die Verbraucherpreise sind in den letzten Monaten in fast allen Segmenten der Milchfrische auf einen Höchststand geklettert. Veranschaulicht man sich diese Entwicklungen im Vergleich zu den Notierungswerten, dann erkennt man, dass sich die Spanne zwischen den Verbraucherpreisen und den Notierungen, insbesondere beim Käse, erneut vergrößert hat. Dies bedeutet, die höheren Erlöse sind, trotz verhaltener Entwicklung bei der Milcherzeugung und großer Nachfrage durch den deutschen Lebensmitteleinzelhandel sowie im Export, nicht im gleichen Umfang in den Notierungswerten sichtbar geworden. Insbesondere auf Ebene der Verarbeitung und Erzeugung scheint sich die vergleichsweise gute Erlössituation im Lebensmitteleinzelhandel nicht im vollen Umfang auszuzahlen. Gerade vor dem Hintergrund deutlich gestiegener Kosten (Energie, Logistik, Futtermittel) ist zu hinterfragen, weshalb die Wertschöpfung auf Ebene der Verarbeitung und Erzeugung bisher nur unbefriedigend gesteigert werden konnte.

Grafik Entwicklung Käsepreise 2013-2021 im Lebensmitteleinzelhandel

LVN/Feuerriegel

Ansprechpartner für diesen Bereich

Frank Feuerriegel
Dipl.-Ing. Milch- und Molkereiwirtschaft 

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